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Bio möglich machen

Bio möglich machen

Unverfälscht und aus biologisch-dynamischem Anbau – so wünschen wir uns die natürlichen Substanzen für unsere WALA Arzneimittel, egal ob sie aus der Region oder aus fernen Ländern kommen. Mitunter gibt es bestimmte Ausgangsprodukte aber nicht in Bioqualität, Rizinusöl zum Beispiel. Dann stellen wir uns die Frage: Wie können wir Bio möglich machen? Das Beispiel Indien gibt Aufschluss.

Warum überhaupt Rizinusöl?

Rizinusöl setzen wir in Arzneimitteln ein, die bei Verdauungsstörungen helfen. Leider ist es in biozertifizierter Qualität nirgendwo auf der Welt erhältlich. Besser gesagt: war. Denn über die guten Beziehungen unserer Rohstoffeinkäufer:innen haben wir 2005 Kontakt zu ökologisch wirtschaftenden Bäuer:innen in Indien aufgenommen. Satvik heißt die regierungsunabhängige Organisation, in der sie sich zusammenschließen.

Seit 1995 fördert Satvik den so genannten Regenfeldbau in der nordindischen Region Kutch. Die Landschaft ist nahezu baumfrei, die Niederschläge fallen unzuverlässig, Bewässerungsmöglichkeiten sind begrenzt. Sich von diesem Land zu ernähren, ist eine Herausforderung. Deshalb kommt der außergewöhnlich widerstandsfähigen Rizinuspflanze eine große Bedeutung zu. Sie gehört zu den wenigen landwirtschaftlichen Kulturen, die in der Region überhaupt angebaut werden können.

Rizinus ist eine außergewöhnlich widerstandsfähige Pflanze.

Für alle eine Weltpremiere

Die Rohstoffeinkäufer:innen der WALA waren bei Satvik zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die indischen Bäuer:innen produzierten zwar bereits nach ökologischen Kriterien, hatten aber die Hürden auf dem Weg zu einem offiziellen Biozertifikat noch nicht genommen. Dank der Erfahrung der WALA und ihrer finanziellen Unterstützung konnte Satvik die gesamte Anbau- und Verarbeitungskette für Rizinus biozertifizieren lassen. So begann 2005 eine langjährige Partnerschaft – und der Bezug von biozertifiziertem Rizinusöl als Weltpremiere. Seit 2015 trägt unser Partnerprojekt zudem das Fair-for-Life-Siegel.

Das Institut für Marktökologie (IMO) übernimmt die jährliche Zertifizierung für unsere indischen Partner. Diese unabhängige Kontrollorganisation untersucht Produkte, Landwirtschaft, Verarbeitung, Import und Handel nach ökologischen Gesichtspunkten gemäß der EG-Öko-Verordnung.

140 Familien, 1.175 Hektar biozertifiziertes Land, 277 Tonnen Rizinussamen.

Was Bio-Rizinus bewegt

Das Projekt zieht Kreise: Über die Vermittlung von Satvik ist bald auch Nanalal Satra mit seiner Ölpresse Teil des nordindischen Rizinus-Projekts. Er kauft den Bäuer:innen der Region biozertifizierte Rizinussamen ab – zu einem Preis, der gut 15 % über dem liegt, was sie für konventionelle Samen erhalten würden – und stellt daraus kaltgepresstes Bio-Rizinusöl her.

Begeistert von der biologischen Produktionsweise hat Nanalal Satra eine weitere, vom IMO zertifizierte Produktionslinie aufgebaut, über die er ausschließlich Rizinusöl in biozertifizierter Qualität herstellt. Seine Ölproduktion von 60 Tonnen im Jahr überschreitet heute bei weitem den Bedarf der WALA, so dass Nanalal Satra mittlerweile mit mehreren Handelspartnern zusammenarbeitet. „Das ist ganz in unserem Sinne“, so die zuständige Mitarbeiterin bei naturamus. Es gehe schließlich darum, in einer strukturell benachteiligten Region Produktionszweige so anzuregen und zu unterstützen, dass sie stabil und aus sich selbst heraus bestehen können und den Menschen vor Ort zu finanzieller Unabhängigkeit verhelfen.

Der Mehrerlös bleibt vor Ort

Nicht nur die Bäuer:innen von Satvik, auch Nanalal Satra erzielt bessere Preise für seine biozertifizierten Produkte. Den Mehrerlös nutzt er, um Sozialräume für seine Arbeiter:innen einzurichten und um die Bäuer:innen bei der weiteren Umstellung auf Bioanbau sowie bei der Biozertifizierung zu unterstützen. Zudem finanziert er Biogasanlagen, mit denen die Bauernfamilien kochen können. In der trockenen, baumarmen Region Kutch ist das ein Segen.

Über den Fair-for-Life-Fonds werden zusätzliche Projekte möglich: die Unterstützung von Dorfschulen oder die Anschaffung von Nähmaschinen, mit denen sich Frauen ein eigenes Einkommen und ein Stück Unabhängigkeit erarbeiten können.

Wir unterstützen unsere Projektpartner so, dass sie aus sich selbst heraus bestehen können und finanziell unabhängig bleiben.

Fruchtbare Zusammenarbeit

Inzwischen sind die landwirtschaftlichen Flächen von gut 140 Familien biozertifiziert. Sie erzeugen auf etwa 1.175 Hektar Land rund 277 Tonnen Rizinussamen und sichern sich dadurch ein festes Zusatzeinkommen – und bessere soziale Bedingungen.

Dazu trägt auch die Nichtregierungsorganisation Satvik mit ihren Gesundheits- und Ausbildungsprogrammen bei. Wenn die zuständige Rohstoffeinkäuferin heute nach Indien fährt, registriert sie auch die sozialen Aspekte und kann berichten: Begegnungen verschiedener Kulturen tragen vielseitig Früchte.

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