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Wickel für Kinder: eine „Investition in die Zukunft“

Habt ihr schon mal Wickel oder Auflagen angewendet, wenn eure Kinder krank sind? Oft geraten diese Anwendungen in Vergessenheit, obwohl sie ganz einfach und ohne viel Zeitaufwand umzusetzen sind. Wir sprachen mit Gerda Zölle, Expertin für Anthroposophische Pflege, über äußere Anwendungen und ihren Erfahrungsschatz, den ihr jetzt auch in ihrem Buch finden könnt. Zwei Praxistipps, für Eltern und Kinder, gibt es noch dazu.

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Frau Zölle, Ihr Buch heißt „Heilende Wickel“. Nutzt man Wickel und Auflagen nur, wenn man krank ist?

Vorab: Für uns ist es selbstverständlich, dass unser Körper funktioniert. Aber er ist ein Geschenk und keine Selbstverständlichkeit. Was uns ebenfalls von Natur aus mitgegeben wurde, sind die Selbstheilungskräfte. Und diese können wir mit äußeren Anwendungen wunderbar unterstützen. Nicht nur, wenn wir krank sind, sondern gerade auch vorbeugend. Dabei spielen die drei Temperaturbereiche kalt, warm und heiß eine wichtige Rolle. Bei Wickeln und Auflagen steht Wärme an erster Stelle. Wärme gehört, genauso wie Berührung, zum Menschen. Sie fördert seine Entwicklung vom Mutterleib an.

Was verstehen Sie unter äußeren Anwendungen?

Äußere Anwendungen wirken von außen nach innen, im Gegensatz zu inneren Anwendungen, wie zum Beispiel Zäpfchen oder Tabletten. Generell stehen bei äußeren Anwendungen Berührungen im Mittelpunkt und das ist von Geburt an, ja sogar noch vor der Geburt, ein wichtiges Thema. Hätten Sie gewusst, dass sich ein Säugling im Bauch der Mutter rund 2.000 Mal am Tag berührt? Der Mensch ist ein Berührungsmensch und Berührung ist essentiell für die eigene Wahrnehmung.

Das Schöne an Wickel und Auflagen ist: Sie eignen sich für jedes Alter. Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu anderen äußeren Anwendungen müssen Anwender:innen bei einer Auflage nicht während der gesamten Wirkdauer still liegen oder sitzen. Sobald alles an Ort und Stelle ist, sind die Hände wieder frei.

Wie können Eltern diese vorbeugenden Maßnahmen gut im Alltag unterbringen?

Dazu braucht es nicht viel. Zum Beispiel kann beim abendlichen Vorlesen ein Fußbad angewendet werden. So hat man gleich zwei Rituale vorm Schlafengehen kombiniert und schenkt dem Kind sowohl körperlich als auch geistig Zuwendung. Pflege, gerade bei Kindern, hat nicht nur was mit Gesundheitspflege zu tun, sondern ist eine Investition in die Zukunft. Denn diese Art der Wertschätzung und Zuwendung wird von den Kleinen später weitergegeben. Das Schöne ist, dass die ganze Familie eingebunden werden kann – also auch die Oma oder ein älteres Geschwisterkind die Zuwendung schenken können.

In Ihrem Buch beschreiben Sie Hände als „Werkzeuge“ – warum?

Unsere Hände sind unser Werkzeug in der Pflege. Ich kann auch ohne Substanz eine Einreibung machen, oder über die Kleidung Berührung aufnehmen. Über die Hände vermitteln wir Wärme und Zuwendung. Und das eben schon ab Beginn des Lebens, direkt nach der Geburt, wenn Eltern den Säugling auf den Arm nehmen und ihm mit ihrer Fürsorge im neuen Leben willkommen heißen.

Zwei Praxistipps von der Expertin für euch

Mobile Auflage für Eltern bei Nackenverspannungen

Die Auflage könnt ihr im Sitzen, Liegen oder Stehen anbringen. Danach könnt ihr euch frei bewegen.

Was ihr dafür braucht

  • ein Substanztuch (hat die Größe des Schmerzbereiches, doppelt gelegt)
  • Heilwolle als »Seelchen« oder einen Waschhandschuh
  • eine Wärmflasche
  • eine Plastiktüte
  • ein Öl gegen Verspannungen

Anleitung

  1. Legt das Substanztuch doppelt und betupft es mit dem Öl (Menge je nach Größe des Tuchs, bei einer Größe von 5 × 10 cm braucht ihr ca. 16 Tropfen).
  2. Steckt das Substanztuch in eine kleine Plastiktüte (lebensmittelecht) und legt es für 2 Minuten in eine zusammengeklappte Wärmflasche (oder zwischen zwei kleine Wärmflaschen). Durch die Wärme verteilt sich das Öl auf dem gesamten Substanztuch.
  3. Nun nehmt ihr das warme Substanztuch aus der Plastiktüte und legt es auf die Schulter.
  4. Legt das »Seelchen« auf das Substanztuch und fixiert es mit der Kleidung.
  5. Eine Auflage darf so lange wirken, wie sie als angenehm empfunden wird: von 20 Minuten bis zu einem ganzen Tag oder einer ganzen Nacht.

Rückeneinreibung bei Einschlafstörungen für Kinder

  1. Nehmt eine kleine Menge einer gebrauchsfertigen Lavendel-Ölmischung*, die für Babys/Kinder geeignet ist, und erwärmt sie in der geschlossenen Hand. Legt nun eure Hand ganz oben neben die Halswirbelsäule und tragt das Öl in Strichen auf: vom Hals abwärts bis zu den Lenden. Damit ist die Substanz verteilt, einmal rechts und einmal links der Wirbelsäule. Wiederholt diese Bewegung drei Mal rechts und links der Wirbelsäule.
  2. Dann geht ihr zu Kreisbewegungen über: Ihr fangt wieder oben neben der Halswirbelsäule an und tragt das Öl in kreisenden Bewegungen nach unten und von außen nach innen zur Wirbelsäule Richtung Lende auf. Erst versorgt ihr die eine Rückenseite, im Anschluss die zweite.

Praktisch: Die Einreibung könnt ihr einfach im Zuge des Umkleidens am Abend als Ritual mit einbeziehen. Das dauert gar nicht lang: Eine Minute reicht schon aus.

*Wichtig: Am besten eignen sich Mischungen aus einem ätherischen Öl und einem hochwertigen Pflanzenöl als Träger. Eine gebrauchsfertige Mischung und kompetente Beratung für das passende Öl erhältst du in deiner Apotheke.

Tipp: Bei Säuglingen nehmt ihr einfach eure Fingerkuppen für die Einreibung. Bei kleinen Kindern könnt ihr zur Orientierung die halbe Hand und bei größeren Kindern die ganze Hand verwenden. Wichtig ist, dass die Einreibung ganz ohne Druck passiert.

Gerda Zölle

Gerda Zölle hat die Fachberatung Pflegeberufe bei der Firma WALA aufgebaut. Sie ist Lehrerin für Pflegeberufe und Expertin für anthroposophische Pflege (IFAN). Ihr Wissen gibt sie in der Ausbildung von Pflegefachkräften, bei Vorträgen oder Workshops weiter. In ihrem neuen Buch „Heilende Wickel“ fließt ihr Erfahrungsschatz aus über 40 Jahren Berufserfahrung mit ein.

Portät-Foto: (c) Holger Münch/münch lichtbildnerei, Stuttgart/KOSMOS Verlag

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