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Nachhaltig konsumieren: ein Interview mit Campo Verde
Campo Verde hat Pionierarbeit geleistet: Das Unternehmen brachte Lebensmittel in Demeter-Qualität erstmalig in den Einzelhandel. Wir sprachen mit Geschäftsführer Tankred Kauf über den Gründungsimpuls, die Zusammenarbeit mit Landwirt:innen und welchen Einfluss unser Konsumverhalten hat.
Zum Interview
Campo Verde gibt es seit 2006. Was war damals der Gründungsimpuls und mit welchen Schwierigkeiten waren Sie konfrontiert?
Ich bin als Waldorfschüler und Sohn einer in der Naturkostszene verankerten Mutter schon seit meiner Kindheit mit der besonderen Demeter-Qualität vertraut. Demeter war 2006 fast ausschließlich im Naturkostfachhandel beheimatet, der Zugang zu Demeter war also für weite Teile der Gesellschaft nicht gegeben. Da Demeter-Produkte sowohl gesund sind als auch Aspekte wie Tierwohl und Biodiversität ermöglichen, hatten wir das Ziel, möglichst viel Demeter-Ware sichtbar zu machen. Das war mein Gründungsimpuls. Die Herausforderungen lagen darin, den Kund:innen einerseits die Vorzüge von Demeter verständlich zu machen und andererseits dem Verband die Bedenken vor großen Supermarktketten zu nehmen.
Was konkret sind die Vorzüge von Demeter? Was können Konsument:innen von einem Demeter-Produkt erwarten?
Zunächst einmal garantieren wir durch unsere Richtlinien absolut saubere, natürliche Rezepturen und ursprünglichen Genuss. Nehmen wir nur die Zusatz- und Hilfsstoffe, so sind bei Demeter hiervon gerade einmal 13 dieser Stoffe erlaubt. Das Demeter-Qualitätszeichen steht also für absolut höchste Lebensmittelqualität. Darüber hinaus wirtschaften unsere vielen Landwirt:innen in einer konsequenten Kreislaufwirtschaft. Das schafft fruchtbare lebendige Böden, deren Humusgehalt zunehmend wächst, und fördert Biodiversität in der Fläche. Wir speichern über den humusreichen Boden also sehr viel CO2 und sorgen für eine belebte, artenreiche Natur. In dieser Konsequenz vermag dies kein anderer Bio-Anbauverband zu leisten.
Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den Landwirt:innen entwickelt?
Demeter ist ein vergleichsweise kleiner Verband. Unsere Landwirt:innen benötigen stabile und vor allem langfristige Lieferbeziehungen. Wir im übrigen auch. Wir als Campo Verde verstehen uns als Bindeglied zwischen der Landwirtschaft und den Konsument:innen. Wenn Warenverfügbarkeit und -qualität nicht nur ein Lippenbekenntnis ist, können wir überhaupt nicht anders wirtschaften. Natürlich ist der Aufwand enorm und von vielen sehr großen Lebensmittelproduzenten und -marken nicht zu leisten. Das zeichnet uns eben aus.
Demeter-Produkte sind auf den ersten Blick oft teurer als andere Lebensmittel. Wie kommt der Preis zustande und warum lohnt sich der Griff zum Demeter-Produkt?
Wenn es um die Regalpreise geht, stimmt das sicherlich. In Bezug auf die so genannten true costs, also die wahren Kosten, stimmt das hingegen nicht. Demeter-Produkte sind im Verhältnis ihrer Leistungen für die Konsument:innen und die Gesellschaft dahingehend vergleichsweise günstig. Wer naturbelassene Lebensmittel produziert, wer einen Hofkreislauf mit vielfältiger Fruchtfolge gestaltet mit Tieren und vielerlei Kulturen, der hat einen enormen Mehraufwand zu leisten. Die Preise für unsere Produkte, und das muss ehrlicherweise auch mal ausgesprochen werden, decken diesen Mehraufwand nicht vollständig. In unserer Wertschöpfungskette steckt noch immer viel Überzeugung und vor allem Wille, als Avantgarde der Bio-Szene voranzuschreiten und einen Beitrag für unsere Welt zu leisten. Das gibt uns allen sehr viel Antrieb und Freude für die Arbeit.
Ihr Fokus liegt auf Basisprodukten wie Nudeln, Mehl, Kaffee, Ölen … wie wollen Sie sich in Zukunft aufstellen? Ist eine Produkterweiterung oder ein Sortiment-Highlight geplant?
Es ist richtig, dass unsere Kunden, vielleicht auch stärker als andere Konsumentengruppen, gerne und intensiv selber kochen. Hierfür sind Basis-Artikel natürlich relevant. Im Moment haben wir unseren Schwerpunkt im klassischen Trockensortiment. Mit unserer Campo Verde Fresh, unserem Tochterunternehmen, das Demeter Obst und Gemüse vermarktet, befinden wir uns aber bereits auf dem Weg zu einer 360° Marke und arbeiten daran, weitere Sortimentsbereiche für uns zu erschließen.
Wenn Sie in die Zukunft blicken: Denken Sie, dass sich das Konsumverhalten (weiter) ändert?
Ein verstärktes Hinkehren zu biologischen und biodynamischen Lebensmitteln scheint ein Muss zu sein in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und einem enormen Verlust an Biodiversität, der stark mit dem Klimawandel verbunden ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit einem nachhaltigen Lebensmittelkonsum noch am Anfang stehen. In den nächsten Jahren wird sich jedoch, und er muss es auch, der Konsum stark in Richtung regenerative Landwirtschaft entwickeln. Zukunft kann nur mit einem allumfassenden, interdisziplinären Blick erfolgen und diese Herangehensweise an die offenen Fragestellungen unserer Zeit zeichnet Demeter aus.
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