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Schwangerschaft und Stillzeit

Kindsbewegungen in der Schwangerschaft – ein erster Kontakt zu deinem Baby

In unserem letzten Interview mit Clarissa ging es darum, wie du Vertrauen zu deinem ungeborenen Kind aufbauen kannst. Wenn du es mit seinen Bewegungen spürst, dann nimmst du diesen kleinen Menschen neu wahr. Deine Schwangerschaft rückt jetzt von einer Anpassungsphase – auch körperlich – in eine Wirklichkeit, und dadurch wächst das Vertrauen meist noch einmal enorm. Dennoch kann es sein, dass du die Schwangerschaft weiterhin als abstrakt empfindest, einfach weil noch nichts sichtbar ist. Wir sprechen mit Clarissa über die Qualität der Kindsbewegungen, wie diese sich im Laufe der Schwangerschaft verändern und wie du über die Bewegungen Kontakt aufnehmen kannst zu deinem Kind.

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„Wenn du es spürst, da begreifst du es so richtig … dass du merkst, jetzt ist es da … das Kostbare … das was zuerst noch so … man weiß, es wächst in einem drinnen, aber auf einmal ist es dann … ja! Dann ist es angekommen. Jetzt ist es da, jetzt ist es bei uns“.

Eine Schwangere über die ersten Kindsbewegungen

Liebe Clarissa, warum ermunterst du Frauen, die Bewegungen ihres Kindes wahrzunehmen?

Weil alle Untersuchungen immer vom Außen - also vom Ultraschall – Bewegungen und Zustände diagnostizieren. Deshalb vergessen Frauen manchmal, dass sie selbst spüren können! Sie werden ja auch selten danach gefragt. Auch in der Hektik des Alltags – auf der Arbeit oder bei der Betreuung der älteren Geschwister – bleibt oft wenig Zeit und Ruhe um in sich hinein zu spüren. Deshalb ist es gut, wenn Schwangere sich bewusst kleine Auszeiten nehmen, um Kontakt zu ihrem Ungeborenen und seinen Bewegungen aufzunehmen. Die „Phantasiereise“ aus unserem letzten Interview gibt eine praktische Anleitung dazu.

Ab wann kann eine schwangere Frau die ersten Bewegungen spüren?

Einige Frauen können erste Kindsbewegungen schon sehr früh, schon ab der 12. Schwangerschaftswoche, spüren. Normalerweise sind die ersten Bewegungen aber erst zwischen der 15. und 20. Schwangerschaftswoche als „Flattern eines Schmetterlingsflügels“ oder als „bewegte Luftbläschen“ zu spüren. Oft wird erst im Gespräch mit mir deutlich, dass es tatsächlich Kindsbewegungen sind. Manchmal, wenn die Placenta, also der Mutterkuchen, sich vorne in der Gebärmutter platziert hat, kann es auch sein, dass die Schwangere erst in der 25. Schwangerschaftswoche etwas spürt. Das ist ein langes Warten!

Hast du besondere Tipps, wie die Schwangere ihr Kind über die Bewegungen besser kennenlernen kann?

Ja, mit einem Ungeborenen kann man richtig kommunizieren, das haben schon viele Schwangere beobachtet. Zum Beispiel durch äußerliche Reize, wenn etwa der Partner seine Hand auf den Bauch legt, durch sanftes Stupsen oder Ansprechen. Auch die Geschwister verursachen intensive Reize, das Ungeborene hört hohe Kinderstimmen (Frequenzen) sehr gut und reagiert darauf.

Viele Frauen erzählen mir, dass die Kindsbewegungen stärker werden, wenn sie singen und tanzen. Oder dass das Kind aufwacht, wenn die Mutter etwas isst. Schön ist es, wenn Paare sich bewusst Zeit nehmen, um Kontakt zu ihrem Kind aufzunehmen. Eine gute Gelegenheit ist zum Beispiel das Einreiben des Bauches. Manchmal brauchen die Eltern etwas Geduld, bis ihr Kind auf die Berührungen antwortet. Aber durch diesen Kontakt kann auch der Partner die Schwangerschaft miterleben, und das Vertrauen zwischen Eltern und Kind vertieft sich.

Die Hebamme hört den Bauch ab

Was ist für dich als Hebamme wichtig über die Kindsbewegungen zu wissen?

Meine Frage als Hebamme ist immer als erstes: „Erzähl mir von deinem Kind: Wie spürst du es?“.
Um den Gesundheitszustand des Kindes ohne Geräte beurteilen zu können, ist es wichtig, wie die Schwangere die Qualität der Bewegung wahrnimmt. So kann ich einen Eindruck von der Vitalität des Kindes gewinnen. Wichtig sind etwa die Intensität der Bewegung, die Lokalisation, die Reaktionen des Kindes auf Geräusche, Berührungen oder Gefühlsmomente wie Schreck oder Fröhlichkeit und auch die Tageszeit, zu der das Kind sich bewegt.

Und wie verändern sich die Kindsbewegungen im Laufe der Schwangerschaft?

Zwischen der 20. und 26. Schwangerschaftswoche sind die Bewegungen unregelmäßig.
Im letzten Trimenon interessiert mich, wie das Ungeborene sich entwickelt und seine Kompetenzen reifen. Kann die Schwangere wahrnehmen, wann ihr Baby schläft? Hat sich da etwas verändert? Wie bewegt es sich und wie reagiert es auf Außenreize? Solche Fragen sind in dieser Zeit für mich wichtig. Wenn das Kind sich durchstreckt oder kräftig mit den Füßen abstößt, dann kann das als Entwicklung und Vorbereitung der körperlichen Aktivität und eines gut funktionierenden Nervensystems interpretiert werden. In dieser Zeit kann man das Kind mit Anleitung von mir meistens sehr gut ertasten. Das Köpfchen, die Füße - da leuchten die Augen der Eltern (besonders die der Väter, da sie das Kind ja nicht am eigenen Körper spüren können), wenn sie den kleinen Menschen „echt“ fühlen können.

Farben für Bauchmalerei für Schwangerschaftsbauch
Hebamme zeigt die Position des Kindes mit Hilfe einer Puppe
Hebamme malt die Position des Kindes auf den Bauch der Schwangeren
Hebammentasche und Höhrrohr der Hebamme liegen auf einem Sessel

Was können Schwangere am Ende der Schwangerschaft spüren?

Einige Schwangere spüren, wenn sich ihr Kind von der Beckenendlage in die Schädellage dreht. Und manchmal können sie sogar wahrnehmen, in welcher Position es sich befindet. Dafür bin ich ja als Hebamme da, um die Kindslage zu erklären. Zum Beispiel male ich sie gerne auf den Bauch oder zeige sie mit einer Puppe.

Auch der Schluckauf des Ungeborenen ist eine Atemübung, die ein deutliches Anzeichen für die Reife des Kindes ist. Zum Ende der Schwangerschaft merken einige Frauen, wie sich das Kind senkt und in die Geburtsposition begibt. Dann fällt es ihnen auch wieder leichter, zu atmen und zu essen.

Kurz vor der Geburt verändern sich die Bewegungen noch einmal: Die Abläufe sind jetzt kräftiger und langsamer. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Geburt bald beginnt!

Liebe Clarissa, wir danken dir für dieses Gespräch!

Neu im Naturwichte Blog: Clarissa Merzenich, Hebamme

Meine Schwerpunkte

  • Traditionelle Hebammenarbeit in Vor- und Nachsorge
  • Familienhebamme
  • Anthroposophisch zertifizierte Hebamme
  • Master of Science in Healthcare Management, Bereich Hebammenkunde

Das zeichnet mich und meine Arbeit aus

Die Liebe zum Menschen und das Staunen über die Einzigartigkeit eines (neuen) Kindes erfüllen mich jeden Tag! Die Metamorphose, die eine Frau durch die Schwangerschaft, Geburt und in der ersten Zeit mit ihrem Kind erlebt, ist bewegend. Als Hebamme begleite ich seit 20 Jahren alle drei Phasen, wobei mir das anthroposophische Menschenbild hilft, diese Wandlung besser zu verstehen. Im Mittelpunkt stehen dabei immer die individuellen Bedürfnisse der Frauen und natürlich die des kleinen Kindes! Diese Arbeit kann ich mit einem ganzheitlichen Blick und meinem Masterstudium in Hebammenkunde noch präziser leisten.
Als frische Großmutter durchlebe ich aus einer neuen Perspektive die Liebe als Band in der Familie.

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