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Schwangerschaft und Stillzeit

Kaiserschnitt: so schonend wie möglich

„Es ist nicht egal, wie wir geboren werden!“ (Michel Odent)

Wir Hebammen streben – wenn irgend möglich – eine Geburt auf natürlichem Wege an. Doch selbstverständlich gibt es auch viele Gründe, die für einen Kaiserschnitt sprechen: Während der Schwangerschaft sind dies z. B. eine Frühgeburt, eine Quer- oder Beckenendlage, ein sehr großes Kind oder Mehrlingsgeburten. Unter der Geburt können z.B. ein Geburtsstillstand, ein Nabelschnur-Vorfall oder der Verdacht auf Sauerstoffmangel beim Kind einen Kaiserschnitt notwendig machen. Oft ist der Kaiserschnitt eine Lösung aus einer akuten geburtshilflichen Krise.

Doch gleichzeitig werden viele Kaiserschnitte ohne solche Gründe allein auf Wunsch der Eltern durchgeführt. 2011 erreichte die Kaiserschnittrate mit 32,2 % einen traurigen Höchststand.

Heute können wir einen Trend beobachten, der Grund zur vorsichtigen Freude gibt:  Weltweit kommt nur noch jedes fünfte Kind per Kaiserschnitt auf die Welt; damit liegt die Kaiserschnittrate deutlich unter 30 %.

Warum sind mir die oben genannten Gründe und Zahlen so wichtig?

Meine Erfahrungen

Lasst andere teilhaben

Ein Kaiserschnitt – auch Sectio genannt – hat für Mutter und Kind einige Nachteile:

  • Höherer Blutverlust und Thrombosegefahr bei der Mutter
  • Nach einer Sectio ist die Mutter länger eingeschränkt, z. B. durch Schmerzen an der OP-Wunde.
  • Mütter müssen in der Regel länger im Krankenhaus verweilen.
  • Die Gebärmutter bildet sich langsamer zurück.
  • Die Sectio birgt Komplikationen für folgende Schwangerschaften und Geburten.
  • Die Kinder sind oft nicht vorbereitet auf die Geburt (Schock).
  • Gestörtes Bonding, negativer Stress beim Kind und ein erschwerter Stillbeginn können die Folge sein.
  • Kaiserschnittkinder sind laut Studien anfälliger für Allergien und Infekte, Darmerkrankungen und Diabetes.

Wenn aber ein Kaiserschnitt nach gründlicher Abwägung unumgänglich ist, können wir viel dazu beitragen, dass die Operation selbst und die Zeit davor und danach für Dich und dein Kind so schonend wie möglich abläuft.

Das ist wichtig für eine schonende Sectio

Wenn du die folgenden Punkte bereits im Vorfeld mit deiner Hebamme und den Ärztinnen und Ärzten deiner Entbindungsklinik besprichst und ihr gemeinsam einen Ablauf festlegt, schaffst du für dich eine deutlich entspanntere Geburtssituation.

  • Lass dich über den Ablauf der Operation und die Zeit im Anschluss gut aufklären.
  • Wenn alles optimal läuft und die Klinik zustimmt, sollte der spontane Wehenbeginn der Operationszeitpunkt sein, da man davon ausgeht, dass das Kind durch das Einsetzen der Wehen bereit für die Geburt ist.
  • Stelle sicher, dass schonende Operationstechniken angewendet werden.
  • Die standardmäßige Antibiotikagabe sollte erst nach der Abnabelung des Kindes stattfinden.
  • Bei einer natürlichen Geburt nimmt das Baby beim Durchtritt durch den Geburtskanal Vaginalsekret auf, das die Haut, die Schleimhäute des Kindes bzw. später den kindlichen Darm mit einem Mikrobiom besiedelt. Diese Übertragung ist wichtig; sie findet bei einer Geburt per Kaiserschnitt nicht statt. Hier wird das Mikrobiom lediglich während der Schwangerschaft und später beim Stillen übertragen. Das Mikrobiom ist für jedes Kind individuell und wird in einem engen Zusammenhang mit der Gesunderhaltung bzw. mit dem Entstehen von Krankheiten gesehen. Dieser Nachteil kann ausgeglichen werden, indem das Kind mit einem mit dem mütterlichen Vaginalsekret getränkten Tupfer eingestrichen oder indem das Sekret mit einem sterilen Handschuh in den Mundraum des Kindes gebracht wird.
  • Die frühe Kontaktaufnahme zwischen Mutter und Kind durch die Haut und den Blick - das sogenannte Bonding – kann von allen beteiligten Personen auch bei einem Kaiserschnitt unterstützt und gefördert werden.
  • Der Stillprozess kann und sollte auch nach einer OP durch möglichst frühes Anlegen positiv beeinflusst werden.
  • Massagen können helfen, die fehlenden Geburtserfahrungen des Kindes im Nachgang zu kompensieren.
  • Nahezu alle Kaiserschnittkinder profitieren von einer zeitnahen osteopathischen Behandlung.
  • Vor allem bei einem Notkaiserschnitt kann eine Nachbesprechung der Geburtssituation mit der Hebamme und den beteiligten Ärztinnen und Ärzten sehr hilfreich für Dich und Deinen Partner sein.

Sei nicht enttäuscht von dir!

Meiner Erfahrung nach leiden viele Mütter unter der Tatsache, dass sie ihr Kind nicht auf natürlichem Weg zur Welt bringen konnten. Hier gilt es, mit der Situation Frieden zu schließen, die Geburtserfahrung zu bejahen und nicht enttäuscht von dir zu sein!

Das tägliche Salben der Kaiserschnittnarbe hilft dir, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und es abzuschließen. Gleichzeitig fördert es die Wundheilung des traumatisierten Bauchgewebes.

Positive Entwicklungen

Die neuen Kaiserschnitt-Leitlinien für Hebammen halten zwei Empfehlungen für uns bereit, die ich als positive Entwicklung sehe:

  • Zukünftig soll die vaginale Beckenendlagengeburt als gleichwertige Alternative zum geplanten Kaiserschnitt auch bei Erstgebärenden gelten. Zuvor wurden die Frauen durch entsprechende Beratung seitens der Ärzte immer in Richtung Kaiserschnitt „gedrängt“.
  • Zwillingsschwangere dürfen bei einem unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf eine vaginale Geburt anstreben, wenn das führende Kind mit dem Kopf voraus nach unten liegt. Das war bisher nur in sehr wenigen Kliniken möglich.

Mich freuen diese Entwicklungen, denn sie schaffen Hoffnung und Vertrauen in die Gebärfähigkeit von uns Frauen!

Wissenswert

Wertvolle Tipps für die erste Zeit mit deinem Baby findest du in unserem Ratgeber Wochenbett und Stillzeit und im Ratgeber Säuglingszeit.

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