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Weihnachten

Die Raunächte: Einladung zum Innehalten

In den letzten Jahren habe ich immer wieder gehört, wie sich meine Kolleginnen und Kollegen über die Raunächte unterhalten haben und was sie in dieser Zeit so machen wollen. Jetzt bin ich neugierig geworden und will den geheimnisvollen Nächten auf die Spur kommen. Was sind die Raunächte eigentlich genau? Und wie sollte ich mich in dieser Zeit verhalten? Darüber sprach ich mit der Influencerin und Bloggerin Rebecca Lina, die auf ihrem tollen Blog Elfenkind über Schönheit im Alltag und nachhaltiges Leben mit Kindern schreibt. 

Interview

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Liebe Rebecca, was sind eigentlich die Raunächte?

Die Raunächte sind die zwölf Tage und Nächte zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen. Für mich ist das eine fast magische Zeit, in der wir zur Ruhe kommen, uns auf das Wesentliche – und auf unser Wesen, also uns selbst – konzentrieren und in Einklang mit uns und mit der Natur kommen können. Es gibt auch andere Namen für diese Zeit: Weihnächte oder Heilige Nächte. In diesen Tagen und Nächten ist die Seele besonders verbunden mit ihrer Seelenaufgabe, mit dem, was wir eigentlich immer schon wissen, was jetzt aber sichtbarer wird. In den Raunächten zeigt dir deine Seele, wo es für dich hin geht. Wir sind eingeladen, das alte Jahr abzuschließen – das kannst du in den ersten sechs Raunächte besonders gut -, und dich in den letzten sechs Tagen auf das neue Jahr vorzubereiten. Der Kern der Raunächte ist, in Ruhe und Stille bei dir selbst zu sein.

Warum sind gerade diese zwölf Tage so besonders?

Am 21. Dezember ist Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres. An diesem Tag wurde traditionell die Wiederkehr des Lichts gefeiert. Anthroposophisch gesehen erwacht ab dem 21. Dezember die Natur, die sich in die Erde zurückgezogen hat, zu neuem Leben, die Säfte steigen wieder nach oben. Das Weihnachtsfest, das erst später in diese Zeit gelegt wurde, nimmt einige der alten Traditionen auf und verknüpft sie mit dem Neuen. Daher auch die Namen Weihnachten und Heilige Nacht.

Früher waren die Raunächte eine gefährliche Zeit für die Menschen: Das Essen wurde knapp, es wurde immer kälter und dunkler, man musste sich schützen und gut vorbereiten auf das, was noch kommen sollte. 

Gleichzeitig waren die Raunächte die einzige Zeit im Jahr, in der die Menschen nicht arbeiteten, wo sie Kraft schöpfen und eine noch tiefere Verbindung mit der Natur eingehen konnten. Das war wichtig, denn wer nicht im Einklang mit der Natur war, konnte nicht überleben. Das haben wir heute ziemlich verlernt in unserer privilegierten Welt. Heute geht es eher darum, im Einklang mit unserer inneren und äußeren Welt zu sein, um einen klaren Geist zu behalten.  

Welche Bräuche gibt oder gab es an den Raunächten?

Einige der Bräuche kenne ich tatsächlich noch von meiner Großmutter. So durften wir zum Beispiel in dieser Zeit keine Wäsche aufhängen, weil man glaubte, dass sich darin die Geister verfangen können und so ins Haus geholt werden. In den Raunächten ist das Tor zur Anderswelt weiter offen als sonst, sodass die Geister uns näher sind. Auch gesponnen wurde nicht, alles ruhte. Für die Bauern war es wichtig, sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Deshalb haben sie zum Beispiel Zwiebelschalen vor die Tür gelegt, die mit Salz gefüllt waren. An jedem Tag wurde geschaut, ob die Zwiebeln feucht oder trocken waren. Und da ja jede Nacht einem Monat im kommenden Jahr zugeordnet wird, konnten die Bauern das Wetter für das ganze Jahr vorhersagen. Auch achtete man in dieser Zeit ganz genau auf seine Träume, weil auch die den Menschen sagen konnten, was in den folgenden Monaten passieren wird.

Bei mir in der Familie waren die Raunächte sehr lebendig, ohne dass darüber gesprochen wurde. Meine Großmutter träumt in dieser Zeit immer viel, und das bespricht sie dann mit mir. Der tief verwurzelte Glaube wurde bei uns von der Großmutter zur Mutter und zu uns weitergegeben, sodass ich an diesen Tagen auch keine Wäsche wasche – obwohl ich sie ja heute einfach in den Trockner stecken könnte.   

Woran können wir merken, dass die Raunächte da sind?

In erster Linie an den Träumen. Viele Menschen schlafen unruhiger als sonst und träumen sehr intensiv. Achte einfach mal darauf, wenn du diese Zeit bewusst begehst. Viele Menschen sind auch leichter berührbar, sie fangen zum Beispiel an zu weinen, wenn sie zu Weihnachten in der Kirche „Stille Nacht, Heilige Nacht“ singen. Ich glaube, dass uns in dieser Zeit unsere Verbindung zur Natur und zu unseren Ahnen stärker bewusst wird, es ist wie ein Erinnern. Und auch das starke Bedürfnis, zu Hause zu sein, loszulassen und sich zu besinnen hat nicht nur mit dem Weihnachtsstress zu tun, der hinter uns liegt, sondern auch mit dieser besonderen Zeit.

Wie können wir diese magische Zeit bewusst gestalten?

Richtig modern geworden ist es, zu räuchern und ein Wunsch-Orakel zu machen. Ich selbst mache das schon seit vielen Jahren. Schreib einfach ungefähr 15 Wünsche auf kleine Zettel und lege sie in eine Schale. Für das Räuchern gibt es bestimmte Kräuter, die reinigen oder schützen. Jede Nacht räucherst du also deine Wohnung oder dein Haus und ziehst dabei einen von den Wünschen aus der Schale. Nachdem du den Wunsch gelesen hast, verbrennst du ihn in der letzten Glut in der Räucherschale. Mein Tipp: Besorg dir ein schönes Büchlein und schreib deine Wünsche, Träume und Gedanken aus den Raunächten auf. Es ist total schön, wenn du im Jahreslauf immer wieder mal in dein Raunacht-Tagebuch gucken und dich fragen kannst, inwieweit deine Träume oder Wünsche mit der Realität übereinstimmen und welche Verbindungen es gibt.

Wenn du das Räuchern einmal ausprobieren möchtest, dann ist Silvester eine super Gelegenheit dafür. Wenn du dir jetzt frischen Salbei kaufst und ihn trocknen lässt, kannst du ihn zu Silvester verräuchern. Oder du machst es dir noch leichter und nimmst losen Salbei-Tee aus der Apotheke oder dem Bioladen. Nimm zum Räuchern ein Stück Räucherkohle, lege sie in eine mit Sand gefüllte Schale und zünde sie an. Wenn die Kohle richtig glüht, legst du den getrockneten Salbei darauf. Salbei reinigt sehr stark und ist deshalb gut geeignet, um gereinigt ins neue Jahr zu gehen. Du kannst aber auch andere Kräuter wie Thymian, Rosmarin oder einen Tannenzweig verräuchern.

Mehr zu Rebeccas Lieblingskräutern für die Raunächte und welche Wirkung sie haben findet ihr bei elfenkind.  

Ich räuchere gerne zusammen mit meinen Kindern, zum Beispiel zu Weihnachten. Sie wissen schon genau, was die Raunächte sind und warum wir räuchern. Das ist gut, weil sie sich dann später dieses Wissen nicht noch einmal selbst aneignen müssen, so wie ich es getan habe.  

In der ersten sechs Raunächten geht es besonders darum, zu ordnen und Dinge abzuschließen. Das kann heißen, deine Steuererklärung zu machen oder Rechnungen zu begleichen, damit du nicht mit offenen Rechnungen ins neue Jahr gehst. Das gilt auch für Beziehungen: Versuche, in dieser Zeit alte Konflikte zu bereinigen und Dinge zu klären. Dazu musst du nicht mal Gespräche führen, du kannst auch einfach einen Brief schreiben. Wichtig ist, dass du für dich das Thema danach loslassen kannst.  

Oder du machst einen Waldspaziergang, das verbindet dich mit dir und mit der Natur und hilft dir, deine Gedanken zu ordnen. Schön ist es, wenn du dir dafür ein paar Nüsse in die Taschen steckst, die liegen im Moment ja sowieso überall, und die kannst du dann den Waldtieren hinlegen. So kannst du ganz leicht deine Verbindung zur Natur stärken. Oder du stellst Vogelfutter nach draußen oder hängst ganz bewusst einen Meisenknödel auf mit dem Gedanken: Ich gebe der Natur jetzt etwas zurück.

Schön ist es auch, von dem Waldspaziergang ein bisschen Tannengrün mit nach Hause zu bringen, um dir das symbolische Erwachen der Natur ins Haus zu holen. Oder einfach jeden Tag eine Kerze zu entzünden, ganz bewusst auch nach Weihnachten, und dabei zu verweilen. Setz dich hin und schau einfach in die Flamme. Dabei kannst du dich mit der Dankbarkeit verbinden, zum Beispiel dafür, dass deine Familie gesund ist. Ich werde in diesem Jahr mit meinen Kindern kleine Sternlaternen basteln. Die nehmen wir dann an Heiligabend auf unseren Spaziergang mit, das ist eine schöne Verbindung zum Stern von Bethlehem.

Weil wir in den Raunächten so tief verbunden sind mit der Natur würde es für mich auch Sinn machen, an den Tagen nach Weihnachten einfach mal auf Fleisch zu verzichten – und ich weiß, dass das viele Fleischesser ganz schrecklich finden. Ansonsten rufe ich nicht zum Verzicht auf, denn darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir uns mit uns selbst verbinden und herausfinden, was wir gerade brauchen. Und das kann auch mal Schokolade sein.

Noch ein Tipp: Wenn du duschst oder badest in dieser Zeit, dann kannst du mit etwas Salz oder einem Salzpeeling das alte Jahr ganz bewusst abstreifen. Und vielleicht versuchst du auch, den ganzen Stress und Frust und Ärger – auch der, den Corona verursacht hat – ganz bewusst im alten Jahr zu lassen. Denn ich bin mir sicher, dass das neue Jahr ganz anders wird.

Und was habe ich davon, wenn ich die Raunächte so bewusst zelebriere?

Dass du dich mit dir selbst auseinandergesetzt hast, was ja nie eine schlechte Idee ist. Dass du ganz bewusst in die Stille und Ruhe gegangen bist, und das tut uns Menschen gut, gerade in dieser schnelllebigen Zeit. Und dass du im Einklang bist mit dir und allem um dich herum. Und wenn du ein Wunsch-Orakel gemacht hast, hast du deine Ziele und Wünsche für das neue Jahr formuliert. Und das bringt eine unheimliche Klarheit, du wirst sehen.

Liebe Rebecca, ich danke dir für das Gespräch!

Das hört sich für mich ziemlich gut an: loslassen, in sich gehen und sich öffnen für das neue Jahr! Besser als so manche Silvesterparty oder so manches Raclette-Essen. Und da in diesem Jahr ja sowieso alles ein bisschen ruhiger wird, werde ich es mal mit Räuchern und einem Waldspaziergang versuchen. Für alle, die sich das auch vorgenommen haben: In Rebeccas Blog gibt es noch viele Tipps, was ihr in den Raunächten machen könnt und wie ihr sie bewusst mit euren Kindern zelebrieren könnt. Ich wünsche euch frohe Weihnachten und einen bewussten Start ins neue Jahr!

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