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Biodiversität: mit Kindern Artenvielfalt entdecken und fördern

Rund um ein neues Gebäude hat die WALA einen Biodiversitätspfad angelegt. Die Idee dahinter:  Alle Lebewesen sind voneinander abhängig. Wenn wir und unsere Kinder das verinnerlichen, gehen wir sorgsamer mit unseren Ressourcen um – ganz selbstverständlich. Den Pfad durften Paola und ich gemeinsam mit unseren Kindern besichtigen. An zahlreichen Stationen konnten wir hier Biodiversität hautnah erleben. Wir bekamen einen Einblick in das Thema biologische Vielfalt und wie man sie auch auf dem heimischen Balkon oder im Garten fördern kann.

Aber was bedeutet Biodiversität überhaupt? Sie umfasst sowohl die Vielfalt der Arten, die Vielfalt innerhalb der Arten als auch die Vielfalt der Lebensräume und Ökosysteme. Was außer der bunten Blumenwiese dazugehört? Zum Beispiel Lebensräume in und an Teichen, unterschiedliche Baumarten sowie Totholz und Steinhaufen. Durch die Art und Weise, wie wir unsere Umgebung gestalten, können wir die Biodiversität fördern. Wie wir bei der WALA das machen und welche Möglichkeiten ihr zuhause habt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

7 Stationen - 7 Tipps für daheim

Lasst andere teilhaben

1. Holz im Wandel

Dieser Baum gehört gefällt? Wenn es um reichen Fruchtertrag geht, ist das richtig. Aber wenn es um Artenreichtum geht, gewinnt der absterbende Obstbaum. Auf jedem Baum leben verschiedene Tiere, Pilze und Pflanzen. Und ein Baum mit vielfältigen Strukturen – vom frischen Grün bis zum morschen Holz – bietet zahlreichen Arten ihre ganz besondere Lebensnische. Für Bäume wie ihn ist in unserer aufgeräumten Landschaft oft kein Platz mehr – deshalb erhalten wir ihn.

Im Laufe der Zeit bilden sich fließende Übergänge vom lebenden zum toten Holz. So wie sich das Substrat Holz im Laufe der Zeit verändert, so verändern sich auch die Bewohner darin und darauf. Zahlreiche Insekten, Kleinsäuger, Vögel, aber auch Flechten und Moose kommen und gehen und finden hier kurz- oder langfristig einen Raum zum Leben.

Während die einen die Hohlräume im morschen Holz für ihre Brut und ihre Nachkommen nutzen, finden andere einen gedeckten Tisch mit Früchten und Knospen. Für Vögel sind Bäume zudem Trittsteine, die Lebensräume verbinden, und Schutzräume zugleich. So liebt es beispielsweise der Specht, am Holz zu klopfen, und schafft so ganz nebenbei Brutraum für andere Vögel, Kleinsäuger und Insekten, zum Beispiel für Wildbienen.

Tipp für daheim: Falls ihr einen Garten oder ein Grundstück habt und darauf ein toter Baum steht, dann überlegt doch einmal, ob ihr ihn nicht auch stehenlassen könnt. Aber es muss nicht gleich ein ganzer Baum sein: Auch über Gartenecken mit abgestorbenem oder abgeschnittenem Holz freuen sich Insekten.

2. Die Wiese

Die Wiesenfläche rund um das neue WALA-Gebäude mähen wir nur zweimal im Jahr und erst nach der Blüte, damit sich viele Arten ansiedeln können. Wir schaffen dadurch Lebensraum für viele Wiesenkräuter und eine Futterquelle für zahlreiche Tiere. Wir haben nur ortstypische Gräser und Kräuter eingesät, um den Tieren unserer Region, die genau auf diese Kräuter angewiesen sind, einen Lebensraum zu geben.

Eine artenreiche Wiese setzt sich nicht nur aus verschiedenen Grasarten zusammen, sondern es mischen sich auch zahlreiche Kräuter darunter, zum Beispiel Wiesensalbei, Schafgarbe, verschiedene Kleearten, Flocken- und Witwenblumen. Hier gilt: Je magerer der Standort ist, desto artenreicher sind die Grünlandflächen. Sie bieten einen bunten Strauß aus Futter-, Pollen- und Nektarpflanzen für Insekten. Das ist wichtig. Denn oft ernährt sich ein Insekt von nur einer einzigen Art. Der Zwergbläuling, eine Schmetterlingsart, vermehrt sich zum Beispiel ausschließlich auf dem Wundklee. Die zahlreichen Insekten wiederum sind lebensnotwendige Nahrungsgrundlage für Vögel und Fledermäuse.

Tipp für daheim: Blumenwiese oder englischer Rasen? Insekten würden sich für die Wiese entscheiden. Auch Blumenkübel mit bunten Blumenmischungen kommen gut bei ihnen an. Achtet jedoch darauf, dass das Saatgut möglichst ortstypisch ist.

3. Der Mirabellenbaum

Ganz begeistert haben die Kinder die Äste unseres WALA-Mirabellenbaums erklommen. Seine urige Form, zerklüftet und gespickt mit Hohlräumen, bietet zahlreichen Pflanzen und Tieren eine Lebensstätte. Uns war es deshalb wichtig, den imposanten Baum auf dem Areal zu erhalten und zu integrieren. Denn gleich mehrere Jahrzehnte hat er unter seiner Borke. Sein geschätztes Alter liegt bei mindestens 80 Jahren. Er bietet in seiner ausladenden Krone zahlreichen Vögeln Nistraum und Schutz vor Wettereinflüssen und Feinden.

Mit seiner frühen Blüte liefert er vielen Insekten wertvollen Nektar und Pollen für das beginnende Brutgeschäft.  Das fleißige Treiben von Wildbienen, Hummeln, Honigbienen und vielen anderen Insektenarten sorgt durch die Bestäubung für einen reichen Fruchtansatz. Trotz seines hohen Alters reift an ihm eine Fülle köstlicher Früchte für Mensch und Tier.

Tipp für daheim: Hecken und Sträucher, etwa als Zaunersatz oder Sichtschutz, machen vielleicht etwas mehr Arbeit, sind aber um ein Vielfaches schöner und sinnvoller als Metallzäune. Und auch alte Bäume liefern vielleicht nicht mehr so viel Ertrag, sind dafür als Abenteuerspielplatz für Kinder und zahlreiche Lebewesen bestens geeignet.

4. Streuobstwiesen

Alte Obstsorten sind kaum mehr gefragt. Streuobstwiesen bereichern unsere regionale Kulturlandschaft. Sie versorgten die Menschen früher mit ausreichend Obst – daher stehen auf traditionellen Streuobstwiesen zahlreiche Sorten von Apfel-, Birnen-, Kirsch-, Zwetschgen-, Nuss- und Mirabellenbäumen. Oft sind diese Sorten regional sehr unterschiedlich, sodass Streuobstwiesen auch deshalb wichtig sind für die Biodiversität.

Tipp für daheim: Probiert doch auch mal andere Obstsorten als die, die ihr aus dem Supermarkt kennt.  Nicht nur für die biologische Vielfalt, auch für die kulinarische sind diese „alten Sorten“ eine Bereicherung. Noch dazu werden sie oft auch von Allergikern besser vertragen.

5. Wasser ist Leben

Wasser ist der Ursprung des Lebens und zieht Tiere und Pflanzen magisch an. Auch in unsere Teiche sind die Arten von selbst zugewandert oder als Gäste zu Besuch. Wir haben bewusst keine Fische eingesetzt, damit die natürliche Fauna hier „ihren“ Lebensraum besiedeln kann.

Tipp für daheim: Auch in kleinen Gefäßen und mit wenig Raum könnt ihr ein Minibiotop anlegen. Wie das geht könnt ihr z.B. beim Nabu nachlesen.  

6. Futter für Wildbienen

Auf dem WALA-Gelände haben wir Lebensraum und ein Futterangebot für ganz besondere Bienen geschaffen: die Wildbienen. Über 480 Wildbienenarten sind in Baden-Württemberg bekannt. Was viele nicht wissen: Mehr als 70 Prozent dieser Wildbienen legen ihre Eier in die Erde. Sie finden nur noch selten Nistplätze, weil sie offene Bodenstrukturen benötigen, die weder verdichtet noch bepflanzt sind. Neben einem passenden Nistplatz brauchen die Wildbienen ihr bevorzugtes Futter. Deshalb wachsen bei uns Zottiges Weidenröschen, Blutweiderich und Gilbweidericharten als gedeckter Tisch für im Boden nistende Schenkelbienen. Obwohl sie keinen Honig produzieren, sind Wildbienen von allergrößtem Nutzen für den Menschen, denn sie gehören zu den wichtigsten Bestäubern unserer Wild- und Nutzpflanzen. Geeignete Plätze für die Eiablage der Wildbiene können Totholzgänge, markhaltige Pflanzenstängel, Lößwände, Maueröffnungen und andere Hohlräume oder eben offene Bodenstrukturen sein.

Tipp für daheim: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie ihr Wildbienen und Co. ein kleines Paradies bereiten könnt. Ihr könnt Pflanzen mit einfachen statt mit gefüllten Blüten für euren Garten und Balkon wählen, Kräuter- und Gemüsepflanzen blühen lassen oder Bienenhotels und kleine Gefäße mit Wasser aufstellen. Außerdem solltet ihr auf invasive, nicht heimische Arten wie Kirschlorbeer oder Lupinen verzichten.

7. Ein neues Zuhause für die Zauneidechse

Je unordentlicher, desto besser? Manchmal ja. Diese Botschaft haben unsere Kinder natürlich gern gehört J. Auf jeden Fall gilt sie für die bei uns heimische, streng geschützte Zauneidechse (Lacerta agilis L.). Als wechselwarmes Tier bevorzugt sie sonnige, trockene Orte. Deshalb liebt sie ein Durcheinander von Totholz und Steinen, auf denen sie sich in der Sonne wärmen kann. Als 2017 das neue WALA-Gebäude entstand, fanden artenschutzrechtliche Gutachter die schillernde Zauneidechse hier auf unserem Gelände. Damit wir sie mit dem Bau nicht stören, hatten wir ihr in sicherer Entfernung ein neues, ordentlich unordentliches Zuhause geschaffen.

Nach Ende der Bauarbeiten haben wir das ursprüngliche Zuhause der Zauneidechse mit Sand, Steinen und Totholz verschönert. Kaum waren wir fertig, begutachtete sie unser Werk und blieb. Wahrscheinlich war die Umsiedlung nicht vollständig. Jetzt haben die Eidechsen auf unserem Gelände zwei Standorte zur Auswahl.

Tipp für daheim: Wenn ihr einmal nicht dazu kommt, in eurem Garten Ordnung zu halten: nicht schlimm. Denkt einfach daran, dass ihr damit vielleicht ein Zuhause für eine Zauneidechse geschaffen habt.

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