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Angestrengte Kinderaugen: Tipps und Übungen einer Expertin

Die Bildschirmzeit hat spürbar in allen Bereichen zugenommen – auch bei Kindern. In der Schule wird vermehrt mit digitalen Geräten gearbeitet, Hausaufgaben zuhause am Computer oder Laptop erledigt. Das kann schnell ermüdend für Kinderaugen sein. Sylvia Gelman, ganzheitliche Sehlehrerin, erklärt euch die Hintergründe und stellt euch praktische Übungen vor, die Kinder- und Elternaugen entspannen.

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Frau Gelman, zum Einstieg in das Thema die Frage an Sie: Wo setzt das Augen- und Sehtraining an?

Der größte Teil des Sehens findet im Gehirn statt. Die Verarbeitung ist die Software und die Hardware ist das Auge. Die Hardware, also das Auge, macht nur 10 % des eigentlichen Sehvorgangs aus. Hier setzt das Augentraining an. In speziellen Übungen wird die Beweglichkeit des Augapfels mit seinen sechs äußeren und zwei inneren Muskeln wieder erlernt. Das Sehtraining befasst sich wiederum mit dem Weg von den Augen bis hin zur Sehrinde, dem sogenannten „visuellen Cortex“. Hier wird der Lichteindruck vom Auge in ein wahrgenommenes Bild übersetzt. Denn gerade beim Sehen sind wir vielen Eindrücken und Reizen ausgesetzt.

Eltern und Kinder, die längere Zeit vor einem Bildschirm sitzen oder arbeiten, merken nach einiger Zeit auch, dass die Augen belastet werden. Woran liegt das?

Wir Menschen sind grundsätzlich auf Fernsicht im Freien ausgelegt. Schon der Steinzeitmensch hat 80 % des Tages in die Ferne gesehen. Denn je näher das Sichtfeld kommt, desto mehr werden die Ringmuskeln der Augen überlastet. Das resultiert mitunter in eine Pseudokurzsichtigkeit, eine sogenannte Myopie. Hier hilft es schon, den Blick zwischendurch in die Ferne schweifen zu lassen. Ein weiterer Aspekt liegt in den Bildschirmen selbst. Sie strahlen als Lichtquelle aktiv künstliches Licht direkt ins Auge, eine Buchseite reflektiert das Licht zum Beispiel nur indirekt. Am erholsamsten ist das natürliche Sonnenlicht, denn dafür sind wir Menschen gemacht.

Mit welchen falschen Aussagen hinsichtlich des Sehens werden Sie oft konfrontiert?

Das sind eine Menge Sachen (lacht). Eine geläufige Aussage ist zum Beispiel, dass die Augen beim Schielen stehen bleiben. Das ist absolut falsch. Das Schielen ist eine wunderbare Entspannungsübung. Gerade bei Altersweitsichtigkeit sollte man öfter mal die Nasenspitze fokussieren. Das sollte ohne Anstrengung machbar sein.

Wie oft und wie regelmäßig sollte man denn Übungen in den Alltag einbauen?

Die meisten Übungen sind sehr kurz. 10 Minuten sind schon eine sehr lange Zeit. Wichtig ist, dass die Übungen spielerisch in den Alltag eingebaut werden. So haben auch Kindern Spaß daran. Viele verstehen das Augen- und Sehtraining, also den Begriff „Training“ falsch. Denn es geht dabei nicht darum, möglichst viel und möglichst oft zu trainieren, sondern darum, die Übungen bewusst durchzuführen. Und wenn man dann feststellt, dass sich wieder eine Verschlechterung einstellt, wieder von Neuem zu beginnen. Das kann zum Beispiel alle drei Monate sein.

Und wie schätzen Sie die Verbindung zwischen dem Sehen und Verspannungen ein?

Es gibt ein Zitat „Jede Sehkraft wird durch Entspannung gesteigert“. Der Sehsinn ist die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele. Und sobald es irgendwo eine Anspannung gibt, wirkt sich das auch auf den Sehsinn aus. Bei Kindern und auch Erwachsenen führt eine falsche Einstellung von Bildschirmen zu Verspannungen. Denn man neigt dazu, den Kopf weiter in den Nacken zu nehmen. Das ist eine unnatürliche Haltung, die zu einer Nacken-Verspannung führt. Die Folge: Das Gehirn wird nicht richtig versorgt, die „Leitung“ quasi abgeknickt.

Welche Tipps haben Sie bei (bildschirm-)gereizten Augen?

Grundsätzlich sollte man nur so viel Zeit an Bildschirmen verbringen, wie es auch wirklich notwendig ist. Für Familien ist es toll, gemeinsam raus in die Natur zu gehen, mindestens zwei Stunden am Tag, und den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Das kann auch spielerisch erfolgen: Zum Beispiel beim Wolken beobachten, wenn Flugzeuge am Himmel gesucht werden oder im Herbst gemeinsam Drachen steigen zu lassen.

Bei der Ernährung eignen sich frische, bunte Lebensmittel – behandelte Lebensmittel sollten in jedem Alter vermieden werden. Denn was viele nicht wissen: Auch unnatürliche Stoffe lagern sich im Auge an, nicht nur in den inneren Organen. Für die Entspannung im Alltag habe ich ein paar Tipps mitgebracht.

Vielen Dank für das Gespräch.

3 Übungen für angespannte Augen

1) Gähnen

Endlich laut und herzhaft gähnen – das finden eure Kinder bestimmt super und entspannt auch die Augen. Dazu einfach den Unterkiefer locker fallen lassen. Wichtig: Nicht die Hand vor den Mund nehmen, sondern einfach dem Impuls des Gähnens nachzugehen. Neben der Entspannung, werden auch die Augen befeuchtet. Darüber hinaus ist die Übung gut für den ganzen Körper und macht Spaß. Wie wäre es, diese Übung ab und zu nach dem Kindergarten- oder Schultag einzubauen?

2) Ohren kneten

Diese Übung eignet sich eher für ältere Kinder und Erwachsene. Zunächst wird der Kopf einmal nach links und nach rechts gedreht, ohne den Oberkörper zu bewegen. Merkt euch jeweils den Blickpunkt, also wie weit ihr kommt. Dann nehmt ihr die Arme über kreuz und knetet das jeweils entgegengesetzte Ohrläppchen. Diese Massage führt ihr dreimal von oben bis unten durch. Jetzt schaut ihr, wie weit ihr den Kopf nach der Übung bewegen könnt.

3) Nasenspitze fokussieren (etwas auf die Nase kleben: Sticker o. ä.)

Bei dieser Übung versucht ihr, für ein bis zwei Sekunden die Nasenspitze mit beiden Augen zu fokussieren. Euren Kinder könnt ihr die Übung erleichtern, indem ihr etwas Buntes auf die Nase klebt, zum Beispiel einen Sticker.

Sylvia Gelman

Sylvia Gelman ist ganzheitliche Sehlehrerin und Expertin für entspanntes Sehen. Sie verfügt über einen eigenen YouTube-Kanal, in denen ihr weitere Übungen findet, sowie über eine eigene Webseite mit vielen nützlichen Beiträgen rund um das Augen- und Sehtraining.

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