Clarissa Bay, Umweltbeauftragte
Sie ist für jede und jeden in der WALA ansprechbar, wenn es um Umweltschutz im Unternehmen geht. Sie hört zu, stellt Fragen, macht Fakten transparent und gibt Impulse. Zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen übersetzt Clarissa Bay Nachhaltigkeit in tägliches Tun.
Wie geht es mit weniger?
Weniger Energie, weniger Verpackung, weniger Kilometer, weniger Emissionen? Das sind Fragen, die sich eine Umweltbeauftragte immer wieder stellt.
Clarissa Bay über Antworten, die zur WALA passen, über Ziele des Pariser Klimaabkommens und Etappen, die in Bad Boll bereits erreicht sind.
Der Schutz unserer Umwelt ist eine gewaltige Aufgabe – wird Ihnen da nicht manchmal etwas bange?
Ja, das stimmt, die Herausforderungen sind enorm – diese Aufgabe kann man nicht als einzelne Person stemmen. In der WALA sind wir deshalb zwei Umweltbeauftragte und bekommen Unterstützung durch die Geschäftsführung und alle Fachbereiche, die umweltrelevante Themen mittragen. Als Umweltbeauftragte sind wir für den Rahmen zuständig, wir sorgen dafür, dass das Thema auf der Tagesordnung steht, wir sind immer ansprechbar, wir beraten und unterstützen, das schon. Aber den eigentlichen Umweltschutz übernehmen die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Oft kommen die Ideen sogar aus der Mitarbeiterschaft, die Fahrradförderung zum Beispiel: Schon lange stellt die WALA Betriebsfahrräder zur Verfügung, darunter auch E-Bikes. Außerdem gibt es die Möglichkeit, ein Fahrrad zu leasen, kostenlose Helme und Fahrradchecks mit Übernahme eines Reparaturanteils. Der ADFC hat uns als zweites Unternehmen in Deutschland bereits 2007 als fahrradfreundlichen Betrieb ausgezeichnet. Diese und ähnliche Ideen finden sich in unserem grünen Briefkasten, der Anregungen und Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sammelt.
So hat sich das gesamte Mobilitätsmanagement der WALA von innen heraus entwickelt. Es wurde nicht von der Geschäftsleitung angeordnet, aber natürlich gerne aufgegriffen und gefördert. Auch unser Arbeitskreis für Biodiversität, mit dem wir unser Firmengelände naturnah gestalten, ist so entstanden.
„Wir greifen Themen auf, die von innen oder außen kommen, und haben dann ganz viel Gestaltungsspielraum – das ist typisch WALA.“
Wo sind Sie bei der WALA anzutreffen?
Eigentlich überall. Da das Thema Umweltschutz die ganze WALA betrifft, habe ich in fast allen Fachbereichen Anknüpfungspunkte. Als Umweltbeauftragte sind wir in verschiedene Arbeitskreise und Projektteams eingebunden. Da geht es zum Beispiel um das Material unserer Verpackungen, um Dienstreisen oder um die Energiebilanz eines Neubaus. Wir stehen in regelmäßigem Austausch mit unseren Geschäfts- bzw. Ressortleitungen und Mitgliedern der WALA Stiftung, um auf das Erreichte und auf zukünftige Erfordernisse zu schauen.
„In Gesprächen werden wir oft überrascht, welche Ziele sich die Fachbereiche selbst gesetzt haben und an welchen Maßnahmen zur Einsparung von Ressourcen sie arbeiten. Das ist super, denn so ist es lebendiger Umweltschutz.“
Was verstehen Sie unter zukünftigen Erfordernissen? Denken Sie da auch an das Pariser Klimaschutzabkommen?
Ja, wir denken neben all den konkreten Maßnahmen auch in großen Zusammenhängen und verknüpfen unser Tun mit aktuellen politischen Debatten: Welchen Beitrag können wir leisten, um die CO2-Emissionen auf unserem Planeten drastisch zu senken? Energie ist unser Haupttreiber, wir setzen sie vor allem für Lüftung und Klimatisierung ein. Denn wir stellen alle Produkte – auch unsere Kosmetik – unter Arzneimittelbedingungen her und brauchen deshalb konstante Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. Seit Anfang 2020 werden wir komplett mit Biogas aus Reststoffen versorgt und konnten unsere CO2-Emissionen dadurch um rund 2.000 Tonnen pro Jahr senken. Wir sind jetzt hier am Standort bei rund 85 % Klimaneutralität – und zwar echter Klimaneutralität. Denn wir wollen aus eigener Kraft wenig emittieren, statt andernorts zu kompensieren. Die Energiegewinnung aus Reststoffen ist ein vergleichsweise teurer Weg, den wir dank unserer Stiftung im Hintergrund gehen können. Bei uns ist es in Ordnung, wenn sich eine Investition – wie z. B. eine Wärmerückgewinnungsanlage – auch erst nach sechs oder mehr Jahren bezahlt macht. Das ist motivierend für uns Umweltbeauftragte, und das unterscheidet uns von vielen anderen Firmen.
„Wir können als Stiftungsunternehmen wahrhaft nachhaltige Entscheidungen treffen.“
Wie sieht es bei den Produkten der WALA aus – wie nachhaltig kann zum Beispiel die Verpackung sein?
Das lässt sich gar nicht so leicht beantworten. Das Thema nachhaltige Verpackungen hat uns in der WALA schon sehr lange umgetrieben. Ich habe eine detaillierte Analyse aller Verpackungsmaterialien erstellt, um die entscheidenden Hebel zu identifizieren.
Wir haben uns gefragt, was wirklich nachhaltiger ist: Glas, Aluminium oder Kunststoff? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an, denn es geht ja nicht um die leere Verpackung – wir wollen, dass unsere sensiblen Produkte, die ohne Konservierungsstoffe auskommen, lange halten, gut geschützt sind und sich möglichst restlos entnehmen lassen. Uns interessiert der gesamte Produktlebenszyklus, das verändert den Blick. Beim Echinacea Mund- und Rachenspray zum Beispiel haben wir uns von der Sprühdose aus Aluminium verabschiedet und uns für eine Pumpflasche aus Glas mit Sprühkopf entschieden. Das neue Packmittel verfügt über eine höhere Recyclingfähigkeit. Trotz ihres erhöhten Gewichts schneidet die Glasflasche gegenüber der Spraydose aus Aluminium ökobilanziell besser ab. Wir sparen dadurch Energie ein und vermeiden CO2-Emissionen.
„Es ist ein Ringen um unseren ganz eigenen Weg. Was mich dabei begeistert: Bei der WALA wird offen und ehrlich gerungen.“
Müssen Sie auch manchmal Kompromisse eingehen?
Kompromisse gehören dazu. Das kann ich am Beispiel unserer Globuli velati erklären: Wir bieten sie in einem Glasfläschchen mit Wickeletikett an, eine weitere Verpackung ist eigentlich nicht nötig. Aber bei manchen Globuli-Präparaten sind die Produktinformationen zu lang für ein Wickeletikett und erfordern den klassischen Beipackzettel. Dann brauchen wir eine zusätzliche Faltschachtel, die alles zusammenhält. Und auch die 20 Globuli-Präparate innerhalb unserer Top 50 der WALA Arzneimittel stehen mit einer Faltschachtel im Regal. Das hat andere Gründe: Es gibt immer mehr Apotheken, die ihr Lager automatisieren und dort mit Greifarmen arbeiten. Diese Greifarme können aber keine Glasfläschchen fassen, sie brauchen eine Schachtel. Um den Apotheken entgegenzukommen, packen wir deshalb unsere am häufigsten nachgefragten Globuli velati in einen Umkarton. Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Sie ist ein gutes Beispiel für Kompromisse, die auch wir eingehen.
„Bei der Frage nach umweltfreundlichen Verpackungen gibt es leider keine einfachen Antworten. Und es braucht oft einen Kompromiss.“
Was möchten Sie als Nächstes angehen?
Nachdem ein großer Schritt durch die Umstellung auf Biogas geschafft ist, gehen wir Schritt für Schritt weiter in die Wertschöpfungskette hinein, um z. B. mit Rohstoff-Lieferanten, Anlagenbauern und Verpackungsfirmen gemeinsam nach Vermeidungs- und Verminderungspotenzialen zu suchen. Durch unser Einkaufsverhalten haben wir als Unternehmen einen – wenn auch indirekten – Einfluss. Ich finde es wichtig, uns bewusst zu machen, was wir an Ressourcen und an Natur verbrauchen. Denn erst wenn wir wirklich wissen, über wie viele Tonnen Material oder CO2 wir tatsächlich sprechen, können wir Entscheidungen verantwortungsvoll treffen. Den Kolleginnen und Kollegen in der WALA bei diesem komplexen Thema ganz praktische Hilfestellungen im Arbeitsalltag zu geben, das ist mir ein persönliches Anliegen.
„Die Frage ‚Wie geht es mit weniger?‘ muss uns als Gesellschaft, aber auch uns in der WALA noch viel stärker im täglichen Tun begleiten.“
Wie wird man eigentlich Umweltbeauftragte?
Als ich die Stellenausschreibung der WALA sah, dachte ich: „Da MUSS ich mich bewerben, das ist genau meine Stelle.“ Zuvor hatte ich Unternehmen beraten und Umweltmanagementsysteme eingeführt. Doch ich wollte auf die andere Seite – und wow, ja, in ein Unternehmen wie die WALA, wo der Umweltschutz in der Unternehmensphilosophie begründet ist. Studiert habe ich Umweltschutztechnik, davon profitiere ich bis heute – in der Zusammenarbeit mit den Technikkollegen und auch beim Einarbeiten in neue Themengebiete.
„Es ist wichtig, an Themen dranzubleiben und auch Aspekte, um die wir wissen, aber die wir im Moment nicht ändern können, auszuhalten. Das fällt mir sehr schwer, aber manche Dinge brauchen eben Zeit.“
Letzte Frage: Haben Sie ein persönliches Lieblingsarzneimittel?
Der Nasenbalsam für Kinder*, die Agropyron Globuli velati* und der Plantago Bronchialbalsam* sind die Stars unserer Hausapotheke. Mein persönlicher Favorit sind die Meteoreisen Globuli velati*, die mich bei einem grippalen Infekt schon einige Male auf den Füßen gehalten haben.