Annette Greco, Leiterin Entwicklung und Anwendungsforschung
Wie wird aus Sonnenhut ein Spray? Wie kommt die Rose in die Tube? Um Antworten ist Annette Greco nicht verlegen. Sie leitet die Entwicklung und Anwendungsforschung bei der WALA.
Ein Gespräch über das Komponieren von Arzneimitteln, über heilsame Ressourcen und über Präparate, die nach Veränderung rufen.
Entwicklung und Anwendungsforschung ist ein spannendes Feld. Wieso haben Sie sich damals für die WALA entschieden?
Ich habe Pharmazie studiert und erst in Apotheken, später in der Pharmaindustrie gearbeitet, weil mich das Entwickeln einfach immer schon gereizt hat. Als ich dann eine Anzeige der WALA entdeckte, da wusste ich: Genau das möchte ich tun. Ich möchte meine Fähigkeiten im Einklang mit der Natur nutzen – und zwar für Arzneimittel und Kosmetika gleichermaßen. Bei der WALA dürfen Pharmaka auch schön und Kosmetik auch wirksam sein. Ich möchte diese beiden Bereiche auf keinen Fall trennen und fühle mich deshalb hier richtig gut aufgehoben.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer Abteilung aus?
Den gibt es bei mir nicht, weil meine Aufgaben so vielfältig und kaum planbar sind. Ich tüftele nicht nur an Entwicklungsfragen, ich arbeite eng mit Marketing und Vertrieb zusammen, halte Vorträge und bin natürlich für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da. Und dann klingelt plötzlich das Telefon, weil sich die Rosencreme nicht abfüllen lassen will oder der Sonnenhut-Auszug dunkler ist als sonst. Derartige SOS-Einsätze übernehmen allerdings vor allem meine Kolleginnen und Kollegen, die viel stärker im operativen Tun stecken als ich. Ich gebe derweil dieses Interview.
Können Sie ein Beispiel für eine Entwicklungsaufgabe nennen?
Dazu muss ich sagen: Es ist eine Besonderheit der WALA, dass wir keine neuen Arzneimittel entwickeln, sondern unseren vielfältigen Arzneimittelschatz pflegen und zukunftstauglich gestalten. Ein Präparat über Jahrzehnte zu erhalten, bedeutet immer auch Veränderung. Meine Aufgabe ist es, Mut zur Veränderung zu haben, wenn ein Arzneimittel nach Veränderung ruft. Dafür muss ich zunächst seinen ursprünglichen Impuls ergründen. Das heißt, ich muss seine Geschichte verstehen, um ein Gefühl für die Gegenwart zu bekommen. Dann erst weiß ich, was zu tun ist, um zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Eine derartige Entwicklung stand zum Beispiel bei den Carum carvi Kinderzäpfchen und auch beim Echinacea Mund- und Rachenspray an.
Was genau brauchten diese beiden Arzneimittel?
Die Zäpfchen brauchten mehr Stabilität. Ein Kinderzäpfchen soll bei 37 Grad schmelzen. Das tut es dann aber nicht nur im Körper, sondern auch in der Tasche auf dem Autositz. Unsere Aufgabenstellung war also, die Rezeptur so zu optimieren, dass die Zäpfchen schmelzbar bleiben und haltbarer werden. Wir haben wohl an die 50 Varianten erprobt, bis wir den idealen Kompromiss gefunden hatten. Danach haben wir gleich noch ein Säuglingszäpfchen entwickelt.
„Ich muss eine gewisse Freude am Scheitern haben, das Vertrauen, die richtige Lösung schon noch zu finden.“
Beim Echinacea Mund- und Rachenspray* lag der Fall ganz anders. Da ging es um eine nachhaltigere Verpackung: weg von der Alu-Sprühflasche mit Schutzgas hin zur Glas-Pumpflasche. Um das Arzneimittel in der neuen Verpackung zu schützen, mussten wir die Rezeptur anpassen. Auch der Sprühwinkel, der Mund und Rachen gleichermaßen erreichen soll, hat uns eine Weile beschäftigt. Es hat bestimmt sechs Jahre gebraucht, bis das Mund- und Rachenspray innen wie außen neu auf den Markt kommen konnte.
„Unsere Arzneimittel sind Persönlichkeiten! Wir müssen gut auf sie hören.“
Ein Arzneimittel als Persönlichkeit? Sind denn die WALA Arzneimittel derart komplex?
Ja. Die meisten unserer Arzneimittel sind komplexe Kompositionen, die durchaus eine eigene Persönlichkeit zeigen. Das ist ein bisschen wie beim Kochen: Sie können natürlich Ihre Zutaten in den Mixer geben und sich, rein nach Nährwerttabelle, einen Smoothie bereiten. Sie können aber auch eine darüber hinausreichende Idee verfolgen – ein Rezept mit Charakter, das mehr als nur den Hunger stillt. Dann werden Sie anfangen, die Zutaten genauer wahrzunehmen, abzuschmecken und in etwas Neues zu verwandeln, das Körper, Seele und Geist nährt.
So verstehen wir auch unsere Arzneimittel. Wir sehen die Substanzen in Beziehung, wir betrachten die pharmazeutische Arbeit als künstlerischen Prozess oder vielmehr: als zutiefst lebendigen Prozess.
Was ist denn die größere Idee hinter den WALA Arzneimitteln?
Ein kompromissloses „Für das Leben“. Bei der WALA pflegen wir lebensbejahende Arzneimittel, kein Anti-Dies oder Anti-Das. Heilung heißt für uns, die Ressource im Menschen anzusprechen, die an der Heilung mitwirken kann. Wir gucken nicht aufs Defizit, weder bei den Arzneimitteln noch bei der Kosmetik. Das macht für mich die WALA aus, das finde ich sonst nirgendwo.