Erstes Trimester: Zeit der Anpassung
Gleich in den ersten 12 Schwangerschaftswochen passiert unglaublich viel: Nicht nur, dass du von deiner Schwangerschaft erfährst und aus deiner Partnerschaft eine Elternschaft erwächst – oder deine eingespielte Familie in eine neue Ära aufbricht. Auch der weibliche Körper stellt sich nun ganz in den Dienst des ungeborenen Kindes, das ebenfalls im ersten Drittel der Schwangerschaft, auch erstes Trimester oder Trimenon genannt, die größten Entwicklungsschritte durchmacht: Es wächst von der befruchteten Eizelle zu einem kleinen Wesen, das alle lebenswichtigen Organe besitzt, die Hand ballen kann oder Schluckauf bekommt.
Dieses Wunder spielt sich jedoch im Verborgenen ab. Nur wenige äußere Anzeichen künden von der Schwangerschaft. Deshalb fühlen sich Frauen in den ersten Schwangerschaftswochen oft unverstanden – die enormen Leistungen, die du gerade erbringst, sind dir einfach nicht anzusehen. Stattdessen können typische Schwangerschaftsbeschwerden wie auch ein verändertes seelisches Befinden die anderen Umstände zum Ausdruck bringen.
Letzteres gilt übrigens auch für den werdenden Vater, der sich mit seiner neuen Lebenssituation auseinandersetzt. So kann das große Thema Anpassung durchaus länger als in den ersten Schwangerschaftswochen aktuell bleiben.
Kontakt mit dem Ungeborenen
Die Seele einer schwangeren Frau ist ungewöhnlich empfindsam, auch wenn ihr Körper noch lange nicht zeigt, dass er einen kleinen Gast beherbergt. Manche Frauen nehmen schon in den ersten Schwangerschaftswochen Kontakt mit dem Ungeborenen auf oder begegnen ihm im Traum.
Manche Eltern haben das Gefühl, dass mit der Empfängnis eine von ihnen vorab ausgesprochene Einladung erwidert wird, dass ein Kind sich im Grunde seine Eltern aussucht. Wenn du deine Achtsamkeit jetzt immer wieder einmal nach innen richtest, wirst du deinen eigenen Bildern begegnen.
Einladung zu einer Phantasiereise
Die Hebamme Clarissa Merzenich hat eine Phantasiereise entwickelt, durch die du dein Vertrauen in die frühe Schwangerschaft und den Kontakt zu deinem Kind stärken kannst.
Der Körper der Frau stellt sich um
Viele Frauen bemerken mehr als nur das Ausbleiben der Regel. Die ersten typischen Schwangerschaftsanzeichen nimmst du wahrscheinlich an den Brüsten wahr, die nun wachsen und mitunter spannen. Zugleich färbt sich der Warzenvorhof rund um deine Brustwarzen dunkler. Damit das Ungeborene mitversorgt werden kann, schlägt dein Herz etwas schneller, deine Atemfrequenz steigt.
Gegen Ende der ersten 12 Schwangerschaftswochen nimmt schließlich der Bauchumfang zu. Vielleicht kannst du bereits deine Gebärmutter oberhalb des Schambeins ertasten. Auf all diese Umstellungen reagiert dein Körper mit zum Teil unangenehmen, aber ganz natürlichen Symptomen: mit Übelkeit und Erbrechen, Vorlieben für bestimmte Speisen oder einem erhöhten Schlafbedürfnis. Im Grunde zeugen diese Schwangerschaftsbeschwerden von einer inneren Umorganisation: Zwei individuelle Wesen teilen sich nun einen Leib und richten sich miteinander ein.
Essen für zwei?
Mit jeder Mahlzeit während der Schwangerschaft versorgst du nicht nur dich selbst, sondern auch dein ungeborenes Kind. Doppelt so viel essen wie zuvor musst du deshalb nicht. Erst ab dem vierten Monat brauchst du ca. 10% mehr Energie – das entspricht etwa einem Käsebrot und einem Apfel zusätzlich.
Zunehmen wirst du trotzdem, im Durchschnitt 10 bis 12 Kilo. Verstehe diesen Wert als grobe Orientierung und erlaube dir deinen eigenen Weg. Sehr schlanke Frauen können diese Angabe ruhig überschreiten, während sich übergewichtige Frauen eher daran halten sollten. Manche Frauen nehmen in den ersten 12 Schwangerschaftswochen sogar ab – auch das ist völlig normal.
Ernährungstipps
Nach Herzenslust genießen
- Frisches Obst und Gemüse
- Gut verträgliche Vollkornprodukte (z.B. Hirse, Couscous, Reis)
- Milch und gesäuerte Milchprodukte
- Gekochter/gebratener Fisch
- Wasser und Kräuter- oder Früchtetee
Stark einschränken oder meiden
- Stark fetthaltige Lebensmittel
- Stark gesalzene Speisen
- Zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke
- Kaffee, schwarzen/grünen Tee, Cola- und Mate-Getränke
- Softdrinks, Fastfood, Fertiggerichte und haltbar gemachte Lebensmittel wegen der darin enthaltenen Phosphate
Für eine Zeitlang ganz weglassen,
da in der Schwangerschaft Infektionen mit Krankheitserregern wie Listerien, Toxoplasmose oder Salmonellen schwerwiegende Folgen haben können.
- Rohe Milch und Rohmilchprodukte (manche Käsesorten)
- Rohes und nicht ausreichend gegartes Fleisch, unter diese Kategorie fallen auch Zubereitungen wie roher Schinken oder Mettwurst und roher Fisch (Räucherlachs, Sushi)
- Rohe Eier
- Außerdem: Alkohol und Nikotin
Wichtig ist jetzt vor allem, was du isst. Wir empfehlen Zutaten aus biologischem Anbau. Köstliche und bekömmliche Rezepte findest du im Ratgeber Gesunde Ernährung.
Auch die Bedürfnisse einer Schwangeren verändern sich
Vielleicht möchtest du in den ersten Schwangerschaftswochen so wenig wie möglich an deinem gewohnten Leben ändern. Arbeit, Sport, Sexualität – alles darf sein. Spüre trotzdem hin und wieder nach, ob sich deine Bedürfnisse verschieben.
Brauchst du vielleicht mehr Zeit ganz für dich? Oder mehr Austausch mit deinem Partner? Raum für Spiritualität? Oder handfeste Informationen, um dich auf die Geburt und das Leben mit einem Kind vorzubereiten? Je offener du gegenüber Veränderungen bist, desto leichter werden sie dir fallen.
Glückwunsch, du wirst Vater
Ist das wirklich der passende Zeitpunkt? Kann ich mit zum Ultraschall? Wann sagen wir es endlich unseren Verwandten und Freunden? Soll ich Elternzeit nehmen? Was, wenn ich bei der Geburt nicht dabei sein will? Werde ich ein guter Vater sein? Auch das Vaterwerden wirft viele Fragen auf.
Aber an welchem Ort sind sie richtig? Im Kreise erfahrener Hebammen, Frauenärzte und -ärztinnen oder Stillberaterinnen bewegt sich die werdende Mutter meist selbstverständlicher als der werdende Vater. Deshalb gilt für dich als Mann: eigene Freunde und andere Väter ansprechen (auch der eigene gehört dazu), beherzt das Terrain der weiblichen Profis betreten und natürlich mit der Partnerin offen über Erwartungen, Sorgen und Träume sprechen.
Die Schwangerschaft ist eine Zeit, in der du dich und deine Partnerin noch ein bisschen besser kennenlernen kannst. PS: noch ein Tipp: Nimm mögliche Stimmungsschwankungen deiner Partnerin nicht persönlich. Sie sind Teil der Schwangerschaft.