Pflege zu Hause: Nahrung für Leib und Seele
Wenn Menschen gepflegt werden, heißen Mahlzeiten plötzlich Ernährung, sitzen viel zu viele Pflegebedürftige allein am Tisch, bleibt der Appetit irgendwann auf der Strecke. Dabei kann Essen so viele Aspekte anklingen lassen und tatsächlich Leib und Seele zusammenhalten. Gerade in der häuslichen Pflege können Sie mit einem abwechslungsreichen, liebevoll angerichteten und in Gemeinschaft verzehrten Essen viel zum Wohlbefinden – und zu einer gesunden Verdauung – beitragen.
Was darf es heute sein?
Grundsätzlich gilt: Mit abwechslungsreichem, möglichst frisch zubereitetem Essen machen Sie vieles richtig. Setzen Sie auf viel Gemüse und auf Ballaststoffe (die in allen Vollkornprodukten enthalten sind), ergänzen Sie mit etwas Obst, halten Sie beim Zucker Maß. Mit Joghurt, Sauerkraut und anderen fermentierten Lebensmitteln können Sie zudem die gesunden Darmbakterien und somit die Verdauungskräfte stärken. Ebenfalls gut für die Verdauung sind Bitterstoffe, die Sie zum Beispiel in Grapefruit, Rosenkohl oder grünem Blattgemüse wie Rucola finden – wie auch in zwei WALA Arzneimitteln: den Gentiana Magen Globuli velati* und dem Bitter Elixier*.
Genauso wichtig, wie ernährungswissenschaftlich alles richtig zu machen, ist es allerdings, auf die individuellen Vorlieben des pflegebedürftigen Menschen einzugehen. Wer Nudeln liebt, sollte auch Nudeln bekommen (vielleicht hin und wieder in einer Vollkorn-Variante). Wer nicht gerne heiße Suppen isst, dem bieten Sie eine kalte Gazpacho an. Und wer immer nur Milchreis mit Zimt und Zucker bestellt, dem schmeckt vielleicht auch ein herzhafter Eintopf mit Zimt. Wenn Sie nicht genau wissen, was der pflegebedürftige Mensch mag, fragen Sie nach. Vorlieben können sich alters- oder krankheitsbedingt verändern.
„Was Sie einem pflegebedürftigen Menschen anbieten, hat immer auch einen therapeutischen Aspekt.“
Gerda Zölle
Ganz wichtig: Freude am Essen
Beim Essensangebot für Pflegebedürftige geht es nicht nur um das Was, sondern auch um das Wie: um einen schön gedeckten Tisch oder die kleine Blume auf dem Tablett, um den richtigen Zeitpunkt und ausreichend Ruhe für eine Mahlzeit, um einen appetitlich angerichteten Teller und – so banal es klingt – um die Freude am Essen. Die meisten Menschen essen nicht gern alleine. Richten Sie es nach Möglichkeit ein, gemeinsam mit der Person zu essen, die Sie pflegen. Oder sich zumindest mit einer Tasse Tee dazuzusetzen. Damit die Zuwendung zum Essen gelingt und ein Gespräch in Gang kommt, dürfen Radio oder Fernseher jetzt Pause machen.
Keinen Appetit?
Tun Sie einen mangelnden Appetit nicht als Marotte ab: Pflegebedürftige, die zu wenig essen und trinken, können in kürzester Zeit stark an Gewicht verlieren. Und das hat wiederum Auswirkungen auf die Haut und erhöht das Dekubitus-Risiko.
Das Trinken nicht vergessen
Ausreichend zu trinken, ist lebenswichtig. Viele alte Menschen verspüren aber keinen oder nur wenig Durst. Deshalb müssen Sie als Begleitung stellvertretend darauf achten, dass die oder der Pflegebedürftige genug Flüssigkeit zu sich nimmt. Dazu zählen neben Wasser, Tee, Kaffee, Saft und dem Gläschen Bier oder Wein auch wasserreiche Gerichte: Suppen, Kaltschalen oder Smoothies.
Im Zweifel: aufschreiben
Wie viel hat ein pflegebedürftiger Mensch aber nun tatsächlich getrunken? Diese Frage lässt sich oft gar nicht so leicht beantworten – vor allem wenn das Glas am Bett immer wieder aufgefüllt wird oder sich mehrere Pflegende abwechseln. Legen Sie im Zweifel einen Zettel auf den Nachttisch und notieren Sie die genauen Mengen über einen Zeitraum von mehreren Tagen. Gut, wenn Sie im Schnitt auf zwei Liter kommen. Realistisch ist bei alten Menschen mitunter auch nur ein Liter, weniger sollte es aber nicht sein.
Genug getrunken?
An der Haut lässt sich ablesen, ob der Körper ausreichend versorgt ist: Wenn Sie zwischen Daumen und Zeigefinger eine Falte greifen und kurz darauf loslassen, sollte sich die Haut wieder entspannen. Bleibt die Falte stehen, fehlt dem Menschen Flüssigkeit. Nehmen Sie dieses Warnsignal bitte ernst.
Nach dem Essen kommt die Verdauung
Verdauen heißt: Ich verarbeite etwas, das ich von außen aufnehme, und mache es mir zu eigen. Das reicht vom Essen über Erlebnisse und Gespräche bis hin zu Emotionen. Bei allen Aspekten können Verdauungsbeschwerden auftreten.
„Denken Sie auch an eine ‚seelische Verstopfung‘. Vielleicht sind wichtige Dinge unausgesprochen, Fragen nicht geklärt. Sie können wie ein Kloß im Magen liegen.“
Gerda Zölle.
Zu den typischen Verdauungsbeschwerden, die Ihnen in der häuslichen Pflege begegnen, gehören Verstopfung (Obstipation), Blähungen und Appetitlosigkeit. Aber auch Übelkeit und Erbrechen oder Durchfall (Diarrhö). Es mag seltsam klingen: Verstopfung und Durchfall sind zwei Seiten einer Medaille, die mit den gleichen Maßnahmen behandelt werden können. Es geht bei beiden Beschwerden darum, der Verdauung wieder einen Rhythmus zu geben. Rhythmus meint: regelmäßig, aber nicht ständig zu essen, sondern dem Körper Zeit zum Verdauen zu geben. Ebenfalls wichtig: nicht zu spät essen, denn in der Nacht braucht der Körper seine Kraft zum Regenerieren – und nicht zum Verdauen.
Rhythmus, Wärme und Bewegung
Außer Rhythmus sind Wärme und Bewegung wichtige Faktoren, um die Verdauung positiv zu beeinflussen. Oft haben pflegebedürftige Menschen mit Verdauungsbeschwerden einen kalten Bauch. Ihnen helfen Einreibungen oder Auflagen sowie Kleidung aus Naturmaterialien, vielleicht eine zusätzliche Wolldecke. Auch die Nahrung selbst kann wärmen, und das nicht nur über die Temperatur der Mahlzeit. Gewürze wie Ingwer, Zimt, Rosmarin, Nelken und Meerrettich wärmen von innen.
Bewegung meint nicht nur eine Aktivität der oder des Pflegebedürftigen. Bei bettlägerigen Menschen kann die Bewegung von außen kommen, zum Beispiel in Form einer Baucheinreibung vor dem Essen, siehe auch unseren Tipp.
Tipps für die Ernährung in der häuslichen Pflege
1) Appetit machen
Selbst wenn nur belegte Brote auf dem Speiseplan stehen, können Sie diese appetitlich anrichten: einfach in Quadrate schneiden und sie abwechselnd, wie auf einem Schachbrett, anordnen. Gurkenscheiben oder Apfelschnitze runden das essbare Kunstwerk ab.
Auch die Kresse in der Suppe, das halbe Ei am Kartoffelsalat oder die essbare Blüte auf dem Grießbrei machen Lust am Essen. Werden Sie kreativ.
2) Pflegeleicht servieren
Einen pflegebedürftigen Menschen zu versorgen, muss nicht unbedingt doppelte Küchenzeit bedeuten. Manche Gerichte, die Sie für sich selber kochen, können Sie einfach pürieren. Bitte dekorieren Sie dann aber mit einem Brokkoli-Röschen, einigen Erbsen oder Möhrenscheiben, damit der pflegebedürftige Mensch erkennt, was er isst. Noch ein Tipp: Suppe lässt sich gut in einer Thermoskanne warmhalten und auch mit einem Halm aus dem Glas trinken (Vorsicht: nicht zu heiß servieren).
3) Kleine Portionen anbieten
Denken Sie in kleinen Portionen und servieren Sie diese in Schälchen oder auf Desserttellern. Appetitlose Menschen verlässt schnell der Mut, wenn sie einen großen, vollgeladenen Teller vorgesetzt bekommen. Überschaubare Portionen hingegen vermitteln das Gefühl: Das kann ich schaffen. Und ein Nachschlag geht schließlich immer!
4) Eine Baucheinreibung vor dem Essen
Mit einer Baucheinreibung, einer so genannten Colon-Massage, können Sie die unterschiedlichsten Verdauungsbeschwerden behandeln. Die kreisförmigen Bewegungen bringen die Verdauung wieder ins Gleichgewicht und lindern so gegensätzliche Beschwerden wie Verstopfung oder Durchfall. Als Substanz eignet sich ein Öl mit Sauerklee (Oxalis) für Erwachsene und ein Melissenöl* für Kinder ab sechs Jahren. Die Anleitung finden Sie im Ratgeber Äußere Anwendungen.
Aber: Bei akuten Beschwerden sollten Sie mit fetten Speisen, mit Milchprodukten und blähenden Lebensmitteln sowie Getränken mit Kohlensäure zurückhaltend sein. Holen Sie im Zweifel ärztlichen Rat ein.
„Jede Nahrung, die nicht bewusst verdaut wird, ist eigentlich keine Nahrung.“
Gerda Zölle
5) Mundpflege ist jetzt ein Thema
Bei Menschen, die wenig essen – und das ist bei Verdauungsbeschwerden oft der Fall –, ist die Mundpflege besonders wichtig. Diesem Thema haben wir bereits einen eigenen Beitrag gewidmet, klicken Sie bei Interesse gleich hier.
Die ganze Serie lesen
Heute haben Sie Teil 8 unserer Serie zur häuslichen Pflege gelesen. Sie finden alle Artikel in unserem Magazin. Weitere Beiträge folgen: erst im Newsletter, dann auf unserer Website.
Gerda Zölle, 59, ist gelernte Altenpflegerin und Palliativfachfrau, Lehrerin für Pflegeberufe und Expertin für Anthroposophische Pflege. Sie leitet die Fachberatung Pflegeberufe bei der WALA.
*Pflichtangaben
Bitter Elixier
Bitter Elixier, Sirup. Wirkstoff: Wässriger Gesamtauszug aus Enzianwurzel, Ingwerwurzel, Kalmuswurzel, Pfefferfrüchten und Wermutkraut Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Anregung der peptischen Verdauungstätigkeit durch Harmonisierung der motorischen und sekretorischen Funktionsabläufe, z.B. Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit. Warnhinweise: Enthält Saccharose (Zucker). Hinweis: 1 Esslöffel (15 ml) Sirup enthält 7 g Saccharose (Zucker). Stand: 01/2023. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.
Dieses Präparat gehört zu den vielen WALA Arzneimitteln, die wir hier nicht näher beschreiben. Bitten Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke um weitere Informationen.
Gentiana Magen Globuli velati
Gentiana Magen Globuli velati. Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Harmonisierung von Motilität und Sekretion bei Verdauungsstörungen im Magen-Darm-Trakt, z.B. Verdauungsschwäche, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen. Warnhinweise: Enthält Sucrose (Saccharose/Zucker). Stand: März 2019. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.
Melissenöl
Melissenöl, Ölige Einreibung. Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Anregung der Wärmeorganisation im Stoffwechsel-Gliedmaßen-Bereich, z.B. Blähungen (Meteorismus), Bauchkrämpfe. Warnhinweise: Enthält Erdnussöl. Stand: 09/2024. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.
Dieses Präparat gehört zu den vielen WALA Arzneimitteln, die wir hier nicht näher beschreiben. Bitten Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke um weitere Informationen.