Pflege zu Hause: Kleine Wohltaten für zwischendurch
Auch wenn Sie noch keine Erfahrung in der häuslichen Pflege haben – ein Hand- oder Fußbad wird Ihnen gelingen. Und es wird Ihnen oder dem Menschen, der es empfängt, Wohlbefinden schenken. Je nach Substanz, die Sie dem Wasser beigeben, können Sie erfrischen oder erwärmen, anregen oder beruhigen, Kraft oder inneres Licht verleihen. Mit einem Fußbad sprechen Sie eher das Körperliche an, mit einem Handbad das Seelische.
Hand- und Fußbäder eignen sich in allen Lebensphasen und Lebenslagen – sogar im Liegen. Das macht sie für die häusliche Pflege so wertvoll. Sie können mit einem Hand- oder Fußbad eine unkomplizierte Anwendung anbieten, die Kinder und alte Menschen gleichermaßen fasziniert. Die wunderbare Leichtigkeit des Wassers überträgt sich auf den Menschen, egal wie alt oder gesund er ist. Zugleich vermittelt das Wasser die ausgewählte Substanz, einen heilsamen Impuls.
Selbst Pflegebedürftige, die sich nicht mehr gerne berühren lassen, genießen das Eintauchen ins Wasser, das Plätschern, die Schwerelosigkeit. Und auch wenn die kleinen Bäder nicht aufs Sauberwerden abzielen, schenken sie doch all denen eine Erfrischung, die das tägliche Gewaschenwerden als Belastung empfinden. Durch die Emulsion im Badewasser wird die Haut zudem gepflegt.
Lieber ein Hand- oder ein Fußbad?
Ein Handbad spricht vor allem das Seelische eines Menschen an. Es eignet sich gut am Morgen und kann dem Tag ein Leitmotiv verleihen. Ein Fußbad wirkt eher auf den Körper und spült die Mühen des Tages fort. Aber natürlich gibt es Menschen, die brauchen morgens einen körperlichen Impuls und abends etwas für die Seele. Deshalb gilt: Spielen Sie mit den Bädern. Beobachten Sie, wie sie ankommen.
Es geht bei beiden Anwendungen vor allem um kleine Wohltaten. Die behandelte Person sollte also den Zeitpunkt, die Wassertemperatur und den Duft der ausgewählten Badesubstanz als angenehm empfinden. Indem Sie während des Hand- oder Fußbades das Radio abschalten, dem bzw. der Gebadeten eine Decke umlegen und vielleicht eine Kerze oder ein Duftlämpchen anzünden, schaffen Sie einen Raum im Raum – und der kleinen Anwendung ideale Entfaltungsmöglichkeiten. Für ein kleines Extra danach können Sie die Hände oder Füße noch mit einem Pflegeöl oder einer Creme einreiben.
„Mit einem Handbad lenke ich das Bewusstsein auf die Hände, die ein Leben lang tüchtig waren. Mit einem Fußbad würdige ich die Füße, die einen Menschen durchs Leben getragen haben.“
Gerda Zölle, Fachberatung Pflegeberufe
Grundanleitung für ein Hand- oder Fußbad
Das Bad vorbereiten
Für ein Handbad eine Schüssel, für ein Fußbad möglichst ein großes Plastikgefäß mit Wasser füllen (so hoch, dass es bis zu den Waden reicht). Wenn nicht anders angegeben, wählen Sie körperwarmes Wasser, also eine Temperatur von 37 Grad.
Einen Zusatz auswählen
Als Badezusatz kommen natürliche Substanzen wie z. B. eine Zitrone, Essenzen oder Öle in Frage, am besten 10%ige Öle aus der Apotheke. Bitte setzen Sie das Öl nicht in Reinform als Badezusatz ein, sondern stellen Sie eine Emulsion her. Dazu mischen Sie 1 EL Öl mit 2 EL Milch, schütteln Sie die Mischung gut durch und verteilen Sie sie anschließend im Wasser. Eine Essenz können Sie direkt ins Wasser geben (2 EL für ein Bad). Ebenso geeignet sind fertige Badezusätze, z. B. von Dr. Hauschka.
Badedauer
Ein Handbad sollte 3 bis 5 Minuten, ein Fußbad 5 bis 7 Minuten dauern. Wichtig ist, dass der gebadete Mensch nicht auskühlt. Deshalb ggf. warmes Wasser nachgießen und bei einem Fußbad ein großes Handtuch über Badegefäß und Knie legen, um die aufsteigende Wärme aufzufangen.
Bewährte Zusätze und empfohlene Badetemperaturen
Mit dem Badezusatz und der Temperatur des Wassers geben Sie einem Hand- oder Fußbad unterschiedliche Aufträge. Diese Beispiele bewähren sich in der häuslichen Pflege.
- Bei Erschöpfung: Rose, Malve oder Schlehe, Wassertemperatur nach Wunsch
- Zum Aufhellen der Stimmung: Johanniskraut (die innere Sonne), Wassertemperatur nach Wunsch
- Bei Fieber oder müden Beinen: Zitrone, Wassertemperatur etwa 2 Grad niedriger als Körpertemperatur
- Bei übermäßigem Schwitzen: Salbei, 37 Grad Wassertemperatur
- Bei innerer Unruhe oder schneller Atmung: Lavendel, 37 Grad Wassertemperatur
- Bei kalten Armen und Beinen, niedrigem Kreislauf: Rosmarin, 37 Grad Wassertemperatur
Die angegebenen Temperaturen sind Richtwerte. Sie können sie verändern. Wählen Sie generell abends etwas höhere Temperaturen, um den Schlaf zu fördern. Morgens darf das Wasser für einen erfrischenden Start in den Tag ruhig kühler sein. Entscheidend ist dabei immer das Wohlbefinden der Person, die ein Hand- oder Fußbad genießt.
Bitte beachten Sie
- Kühles Wasser verengt, warmes Wasser erweitert die Gefäße.
- Bei Krampfadern oder Thrombosen nur lauwarmes Wasser verwenden (max. 37 Grad).
- Schwangere mit Wassereinlagerungen halten bitte Rücksprache mit ihrer Hebamme, ihrer Ärztin oder ihrem Arzt.
- Bei Hautverletzungen bitte keine Essenzen einsetzen, weil diese durch den enthaltenen Alkohol brennen könnten
Nun wissen Sie mehr als genug, um ein Hand- oder Fußbad auszuprobieren. Vielleicht sind Sie selbst Ihr erster Badegast? Sie werden merken: Hand- und Fußbäder eignen sich auch ganz wunderbar zur Selbstpflege. Unser erster Tipp gilt deshalb nicht den Pflegebedürftigen, sondern den pflegenden Angehörigen.
Tipp 1: praktisch – ein Fußbad unterm Schreibtisch
Gerade im Sommer ist ein kühlendes Fußbad unter dem Schreib- oder Frühstückstisch eine wunderbare Erfrischung. Müde Beine werden munter, kreisende Gedanken beruhigt. Wenn Sie im Homeoffice arbeiten, können Sie ein virtuelles Meeting unauffällig für eine kleine Anwendung nutzen.
Tipp 2: geht auch – Hand- oder Fußbad im Liegen
Die kleinen Bäder funktionieren auch bei bettlägerigen Pflegebedürftigen. Für ein Handbad platzieren Sie die Schüssel etwas unterhalb des Bettes auf einem Tischchen oder Stuhl, so dass die Hand locker hineinreicht. Für ein Fußbad stellen Sie die Beine auf und unterlagern die Kniekehlen mit Kissen. Die Füße lassen sich nun ganz einfach ins Wasser stellen. Wenn möglich, bitte den Oberkörper der behandelten Person während der Anwendung aufrichten.
Tipp 3: ideal bei blauen Flecken – Arnika Essenz als Badezusatz
Arnika ist vielleicht kein typischer Badezusatz, aber in der häuslichen Pflege ideal, wenn am Bett geklemmte Finger, ein blauer Fleck von der Gehhilfe oder kleine Prellungen nach einem Sturz behandelt werden sollen. Bitte beachten: Arnika Essenz nicht bei offener Haut wählen – sie brennt durch den enthaltenen Alkohol.
Tipp 4: Zeit füreinander – kleine Bäder mit Kindern
Ein Hand- oder Fußbad mit Ihrem Kind kann eine willkommene Auszeit sein, in der Sie etwas vorlesen oder über den Tag sprechen. Sie werden nicht nur die Wirkung des Bades, sondern auch den Kontakt und die gemeinsame Zeit schätzen – vor dem Schlafengehen ebenso wie nach Schule oder Kita. Vielleicht wird die kleine Badepause sogar Ihr persönliches Ritual?
Tipp 5: das ansteigende Fußbad – bei beginnenden Infekten
Wenn Sie merken, dass sich eine Erkältung ankündigt, können Sie mit einem ansteigenden Fußbad den Wärmeorganismus anregen. Diese Sonderform des Fußbades ist sehr wirkungsvoll, kostet aber Kraft. Deshalb bitte nicht mehr anwenden, wenn ein grippaler Infekt bereits fortgeschritten ist, sondern nur bei den ersten Anzeichen einer Erkältung. So funktioniert es:
- Setzen Sie die pflegebedürftige Person auf, legen Sie ihr eine Decke über den Schoß und stellen Sie beide Füße in ca. 33 Grad warmes Wasser.
- Geben Sie – vorsichtig – nach und nach etwas heißes Wasser ins Fußbad, bis ca. 40 Grad erreicht sind. Sie können dafür eine Thermoskanne nutzen oder den Duschschlauch, wenn Sie die Anwendung im Badezimmer vornehmen. Bitte die Wassertemperatur im Fußbad immer wieder mit einem Badethermometer kontrollieren.
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Heute haben Sie den 11. Teil unserer Serie zur häuslichen Pflege gelesen. Sie finden alle Artikel in unserem Magazin.
Gerda Zölle ist gelernte Altenpflegerin und Palliativfachfrau, Lehrerin für Pflegeberufe und Expertin für anthroposophische Pflege. Sie leitet die Fachberatung Pflegeberufe bei der WALA.