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Mit der Hebamme durch die Schwangerschaft

Ausgiebige Gespräche, Hausbesuche und eine Untersuchung mit Händen, Augen und Ohren statt mit technischen Geräten zeichnen die Schwangerschaftsvorsorge durch die Hebamme aus.

Annette Kiefer, bei der WALA für die Fachberatung im Hebammenwesen zuständig und selbst Hebamme, gibt schwangeren Frauen und werdenden Vätern Tipps und Anregungen von Beginn der Schwangerschaft an bis zur Betreuung im Wochenbett.

Vorsorgeuntersuchungen

WALA: Frau Kiefer, schon von der ersten Schwangerschaftswoche an kann eine Frau von einer Hebamme betreut werden. Was unterscheidet die Vorsorge durch die Hebamme von der Vorsorge beim Frauenarzt?

Annette Kiefer: Die Hebamme führt alle Untersuchungen durch, die die Mutterschaftsrichtlinien vorschreiben. Sie tastet den Bauch ab, misst den Blutdruck, untersucht den Urin. Darin unterscheidet sich die Vorsorge durch die Hebamme also nicht. Anders als der Arzt nimmt sich eine Hebamme mehr Zeit für Gespräche und Beratung und kann die Frau auch zu Hause besuchen. Das empfinden Frauen mit Kindern zum Beispiel als sehr angenehm, ebenso Frauen mit Beschwerden.

Und was leistet der Frauenarzt, was die Hebamme nicht leistet?

In Deutschland darf nur der Arzt eine Ultraschalluntersuchung machen. Diese ist allerdings nicht zwingend für die Vorsorge. Die meisten Frauen, die ich betreut habe, haben sich jedoch für mehrere Ultraschalluntersuchungen entschieden oder zumindest für eine.

Berät die Hebamme auch bei der Frage, pränatale Untersuchungen durchzuführen?

Fruchtwasseruntersuchungen und bestimmte Bluttests führt nur der Arzt durch. Schlägt ein Arzt eine solche Behandlung vor, suchen die Frauen häufig Rat bei der Hebamme. Meine Frage war dann immer: „Hat das Untersuchungsergebnis eine Konsequenz?“ Das hilft vielen Frauen bei der Entscheidung. Wegen dieser Beratung entscheiden sich viele Frauen dafür, Hebamme und Frauenarzt im Wechsel zu besuchen. Und ich finde es schön, wenn zwischen Arzt und Hebamme keine Konkurrenz, sondern eine Zusammenarbeit entsteht, die die Frau unterstützt.

Einige Hebammen werben damit, anthroposophisch orientiert zu sein. Was ist dadurch anders bei der Betreuung während der Schwangerschaft?

Ich kenne viele Hebammen, die anthroposophisch arbeiten, sich also mit anthropo­so­phischer Medizin befassen. Aus meiner Sicht ist das Besondere, dass die anthroposophische Hebamme den ganzen Menschen sieht. Auch wie man mit dem Kind umgeht, dass man ihm Wärme und eine Hülle gibt, ist bei der anthroposophischen Betrachtung während der Schwangerschaft und nach der Geburt im Wochenbett ganz wichtig.

In welchem Fall raten Sie einer Frau zur Schwangerschaftsvorsorge durch die Hebamme?

Ich würde zu keiner Frau sagen, dass sie nur zum Frauenarzt gehen soll. Gerade Frauen mit einer Risikoschwangerschaft oder mit Beschwerden brauchen oft mehr Begleitung durch die Hebamme als eine Frau mit einer normalen Schwangerschaft. Denn die Hebamme ist einfach da und hört zu. Sie hilft beim Entspannen und massiert der Frau auch mal die Schultern.

Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten der Vorsorge sowohl beim Frauenarzt als auch bei der Hebamme. Übernehmen sie auch eine Kombination der beiden?

Die Vorsorgeuntersuchungen sind in einem bestimmten Abstand vorgesehen. Am An­fang alle vier Wochen, falls es keine Auffälligkeiten gibt. Gegen Ende der Schwanger­schaft finden sie in einem Abstand von zwei Wochen statt. Diese Leistungen übernehmen die Kassen. Wenn die Frau dazwischen Beschwerden hat, wird meist keine vollständige Vorsor­ge­untersuchung durchgeführt. Stattdessen schaut man ganz individuell, was die Frau braucht.

Zeit der Gelassenheit

Frau Kiefer, was hat sich beim Baby bereits entwickelt und was nimmt die Mutter in den mittleren Schwangerschaftsmonaten von ihm wahr?

In den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft bilden sich die Organe des Kindes aus. Ab dem zweiten Trimenon wächst es so sehr, dass sich allmählich die Gebärmutter vom Becken über das Schambein schiebt. Am Anfang ihrer Schwangerschaft spürt die Frau, dass sich etwas verändert, aber sie spürt noch nichts von dem Menschen, der da in ihr heranwächst. Das passiert im zweiten Trimenon der Schwangerschaft. Ungefähr gegen Ende des zweiten Trimenons spürt die Mutter, dass sich das Kind bewegt. Das fühlt sich am Anfang an wie Schmetterlingsflügel, die gegen die Bauchdecke schlagen, oder wie ein leichtes Kitzeln.

Der Körper verändert sich in den mittleren drei Schwangerschaftsmonaten sehr schnell. Wie kann die Schwangere ihren Körper jetzt pflegen?

Alles, was ihr gut tut, ist jetzt die richtige Wahl. Viele Frauen baden sehr gerne. Sie genießen das Gefühl, im Wasser zu sein. Sie pflegen sich gerne mit hochwertigen Ölen. Das Dr. Hauschka Schlehenblütenöl beispielsweise verwenden Frauen sehr gerne für die Bauchmassage, um Schwangerschaftsstreifen vorzubeugen. Sie erfahren besonders gegen Ende des zweiten Trimenons, dass sie mit der Bauchmassage auch das Kind massieren können. Und auch der Partner nimmt so den ersten Kontakt zum Kind auf. Die Männer sind daran oft sehr interessiert, da für sie endlich das sichtbar und spürbar wird, was so lange im Verborgenen war. Nun können sie das Kind ertasten und erhalten als Antwort eventuell einen leichten Tritt gegen die Bauchdecke.

Welchen Sport empfehlen Sie einer Schwangeren?

Auch hier gilt: Alles, war der Frau jetzt gut tut, ist für sie in Ordnung. Grundsätzlich sind Sportarten, die die Ausdauer fördern, im Hinblick auf die Geburt sehr geeignet. Zum Beispiel Radfahren, Laufen oder Schwimmen. Frauen empfinden das Schwimmen gerade für den Rücken als sehr angenehm. Im Wasser fühlen sie sich leicht und spüren die Schwere ihres Körpers nicht. Auch Yoga finden Schwangere schön, da es die Beweglichkeit fördert. Viele Bewegungen im Yoga entspannen, sind für den Rücken angenehm, trainieren aber gleichzeitig Arme und Beine.

Was bietet die Hebamme der Schwangeren in dieser Phase der Schwangerschaft?

In der Mitte der Schwangerschaft sollte die Schwangere an die Anmeldung zu einem Geburtsvorbereitungskurs denken. Im Kurs oder im Einzelgespräch mit der Hebamme kann die Frau für sich herausfinden, ob sie sich für eine Hausgeburt, ein Geburtshaus oder eine Klinik entscheidet. Außerdem kann die Schwangere mit der Hebamme über die Verände­rungen und Fragen sprechen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt. Wenn Schwanger­schaftsbeschwerden auftreten, hält die Hebamme wertvolle Tipps bereit.

Der werdende Vater

Frau Kiefer, gibt eine Hebamme auch dem Vater Ratschläge?

Ja, auf jeden Fall. Eine Hebamme betreut die ganze Familie. Da sich viele Paare dazu entscheiden, dass der Mann bei der Geburt dabei ist, muss auch er auf die Geburt und die Zeit mit dem Baby vorbereitet werden. Auf die Glücksmomente, aber auch auf die Verzweiflung, die vielleicht bei der Geburt auf das Paar zukommen, kann man sie nicht vorbereiten. Aber man kann ihnen Sicherheit vermitteln, indem man erklärt, wie eine Geburt sein kann, wie es ist, wenn die Wehen anfangen oder die Fruchtblase springt. Der Mann muss auch wissen, dass es eine Weile dauert, bis sich der Muttermund von einem auf zehn Zentimeter dehnt. Viele Männer befürchten, sie könnten ihre Frau zu spät ins Krankenhaus bringen und das Kind kommt im Auto zur Welt (lacht).

Was kann der Mann bei der Geburt tun?

Die Hebamme gibt ihm vor der Geburt ganz praktische Tipps: Wie massiere ich das Kreuzbein oder den Rücken meiner Frau? Wie halte ich sie bei den unterschiedlichen Geburtspositionen? Das Paar kann Codewörter oder Zeichen absprechen. Man spricht gemeinsam über die Phase der Geburt und darüber, wie der Mann unterstützen kann, wenn die Frau am Ende ihrer Kräfte ist. Wenn es dann so weit ist, hat der Mann bereits Ideen parat, wie er die Frau motivieren kann. Natürlich kommen nicht alle zum Einsatz. Bei der Geburt ist Flexibilität gefragt. Aber er geht nicht unvorbereitet in die Situation.

Das Kind kommt

Wie bereitet eine Hebamme die Schwangere auf die Geburt vor?

Die Geburt eines Kindes ist etwas ganz Besonderes und sollte vorbereitet werden wie ein Fest. Da gibt es neben der Vorfreude auch ganz viele Dinge, die man tun kann. Es gibt zum Beispiel die geburtsvorbereitende Akupunktur, die man in den letzten vier Wochen der Schwangerschaft durchführen kann. Die Erfahrung ist, dass die erste Phase der Geburt, in der sich der Muttermund öffnet, durch die Unterstützung der Akupunktur um zwei Stunden verkürzt werden kann. Dann ist da noch an die Dammmassage zu denken, an Tees oder Sitzbäder oder an Bewegung und Atmung. Dinge, die die Frau gezielt machen kann, um sich auf die Geburt vorzubereiten. Besonders die Beweglichkeit in Rücken und Becken ist für die Geburt wichtig. Daher habe ich Schwangere immer motiviert, zu den Yogakursen oder zur Schwangerschaftsgymnastik zu kommen. Das Wichtigste ist für mich, die innere Kraft der Frau zu stärken und das Vertrauen in ihren Körper, das Kind aus eigener Kraft gebären zu können.

Wie hilft eine Hebamme während der Geburt?

Die Aufgabe der Hebamme ist, die Frau oder das Paar die ganze Geburt über mit ihrem Wissen und mit Empathie zu begleiten. Das Kind zu bekommen, ist die Aufgabe der Frau oder des Paares, die Hebamme ist unterstützend da. Einen Arzt sieht das Paar meist ganz zum Schluss der Geburt. Er ist nur anwesend, um sofort zur Stelle zu sein, sollte es Komplikationen geben. Oft schauen die Ärzte aber schon vorher im Kreißsaal vorbei und stellen sich vor. So kennt das Paar den späteren Geburtsgast bereits.

Wie geht es nach der Geburt weiter? Wie oft sieht die Schwangere ihre Hebamme noch?

Die Kassen bezahlen die Besuche der Hebamme zwei Monate lang. Wobei ich die Anzahl der möglichen Besuche selten ausgeschöpft habe. In der Regel finden die Familien vorher bereits in ihren Rhythmus. In den ersten zehn Tagen kann die Hebamme täglich kommen. Wenn sie sieht, dass es Mutter und Kind gut geht, kommt sie auch mal nur alle zwei Tage. Bei diesen Besuchen sprechen Mutter und Hebamme dann über ganz Praktisches wie: Wie wickle ich das Kind? Ist es warm genug angezogen? Wann darf es das erste Mal aus dem Haus? Später geht es dann auch um die Stärkung der Frau: Man macht gemeinsam Rückbildungsgymnastik oder die Frau entspannt sich bei einer Bauchmassage. Beim letzten Besuch gibt die Hebamme häufig einen Ausblick auf weitere Angebote, wie den Rückbildungskurs, Babymassage oder dann später das Anfangen mit der Beikost. Die Frauen, die ich betreut habe, haben diese Angebote immer gerne in Anspruch genommen, um weiter in Kontakt zu bleiben.

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