
König des Weges
Was uns im Alltag regelmäßig und wie selbstverständlich begleitet, erfährt selten große Wertschätzung. Unsere Autorin Elisabeth Menzel rückt jemanden ins Rampenlicht, der sonst meist treu und bescheiden im Hintergrund bleibt, obwohl ihm eigentlich Königswürden gebühren: die Heilpflanze Spitzwegerich.
Spitzwegerich (Plantago lanceolata) kommt im Grunde überall vor: in jedem Garten, auf allen Wegen, an Feld- und Waldrändern, auf fetten Wiesen, aber auch in mageren Höhenlagen und sogar in Asphaltritzen. Er ist anpassungsfähig und genügsam. Große Ansprüche an den Boden stellt er dabei nicht. „Wir treten den Spitzwegerich permanent mit Füßen“, betont Annette Greco nachdenklich. Die Apothekerin leitet bei der WALA Heilmittel GmbH die Abteilung Galenische Entwicklung. Sie und ihr Team beschäftigen sich unter anderem mit dem Wirkpotenzial von Heilpflanzen. Annette Greco fährt fort: „Dabei ist der Spitzwegerich seiner Namensherkunft nach sogar herrschaftlich – der König des Weges.* Ein König, dem wir nicht gebührend huldigen. Für mich zeigt sich hier bereits eine Polarität, auf die wir noch eingehen werden.“
„Spitzwegerich bleibt immer vital und wächst sogar in trockenen Jahren gleichmäßig.“
Bernhard Klett, Demeter-Landwirt und Geschäftsführer der Sonnenhof GmbH
Bis zu 4 Tonnen Frischpflanzen aus Demeter-Anbau
Bernhard Klett ist Demeter-Landwirt und Geschäftsführer der Sonnenhof GmbH, einer Tochter der WALA. Naturgemäß ist seine Beziehung zum Spitzwegerich, den er im Auftrag der WALA anbaut, eine pragmatische. „Ich mag den Spitzwegerich gerne“, bekennt der Landwirt lachend. „Er ist ein unkomplizierter Kollege, neigt nicht zu Krankheiten, ist anspruchslos und kommt mit verschiedenen Bedingungen klar. Dabei bleibt er immer vital und wächst sogar in trockenen Jahren gleichmäßig.“ Spitzwegerich ist für den Sonnenhof inzwischen eine der Hauptkulturen. Die WALA nimmt im Schnitt 1,5 bis 2 Tonnen Frischpflanzen ab. Im Jahr 2020 waren es sogar über 4 Tonnen.

Eigenes Saatgut dank Kreislaufwirtschaft
Spitzwegerich wird als ein- bis mehrjährige Kultur gepflanzt. Bernhard Klett hat daher einen Trick auf Lager, um in der Erntezeit die sofortige Weiterverarbeitung des Spitzwegerichs zu gewährleisten: Er bringt sein selbst gewonnenes Saatgut zeitlich versetzt auf den Acker, als „Staffelaussaat“. Sie hat den Vorteil, dass nach und nach geerntet und verarbeitet werden kann. Auch den Boden bereitet Bernhard Klett strategisch vor. Zunächst eggen und dann erstmal zwei Wochen warten, bis das im Boden befindliche Unkraut sprießt. Alles Emporgekommene entfernen, danach in Dreierreihen Spitzwegerich säen. „Anschließend müssen wir nur noch einmal von Hand jäten – denkbar unproblematisch“, freut sich der Landwirt. Geerntet werden ausschließlich die Blätter. Am Tag der Ernte stellt der Sonnenhof drei große Wannen mit frischem Wasser auf, in denen die Mitarbeiter die Spitzwegerich-Blätter wie Salat von Hand waschen und schwenken.

Vom richtigen Maß
„Spitzwegerich zeichnet sich also durch Anpassungsfähigkeit und Robustheit aus“, fasst Annette Greco zusammen. „Trotzdem wirkt er nicht protzig oder trutzig. Nein, der Spitzwegerich hat innere Größe. Er ist ein König ohne Thron. Seine Stärke liegt in seiner Lebenskraft, die ihn für den Ausgleich von Extremen geeignet macht. Er führt alles in eine bewegliche Mitte, zurück in das richtige Maß.“
Plantago als Leitpflanze bei Husten
Es ist kein Zufall, dass der Spitzwegerich in gleich drei Hustenarzneimitteln der WALA als Leitpflanze zum Einsatz kommt: Plantago Hustensaft*, Plantago Bronchialbalsam* und Bronchi Plantago Globuli velati*. „Es beginnt in der Regel mit einer Reizung, mit diesem Kitzeln im Hals“, erläutert Annette Greco. „Die Rachenschleimhaut entzündet sich durch einen Erreger. Rasch kann der oder die Erkrankte äußere Reize wie Kälte nicht mehr ausgleichen. Und so setzt sich der Reiz auf die Bronchien – der Husten verstärkt sich. Der Organismus reagiert lebendig auf dieses Geschehen und produziert Schleim, der aber mitunter zu fest sitzt oder in zu großer Menge vorhanden sein kann. Der körperlichen Reaktion fehlt sozusagen das richtige Maß. Hier kommt der Spitzwegerich ins Spiel: Er kann in allen Hustenphasen ausgleichen, harmonisieren und wieder in die Mitte führen. Er lindert typische Hustensymptome, erleichtert das Abhusten und beruhigt auch den Reizhusten in der Heilungsphase, wenn die Schleimhäute noch immer gereizt und überempfindlich sind.“

„Seine Stärke liegt in seiner Lebenskraft, die der Spitzwegerich für den Ausgleich von Extremen einsetzt. Bei Husten und Bronchitis ist diese Kraft von Vorteil.“
Annette Greco, Abteilungsleiterin Galenische Entwicklung
Blätter mit Blüten- und Wurzelgesten
Doch warum verwertet die WALA ausschließlich Spitzwegerich-Blätter? „Schauen wir uns einmal gemeinsam die Qualitäten im Pflanzenwesen an“, lädt Annette Greco ein. Sobald der erste Schnee schmilzt, kommen die Spitzwegerich-Blattrosetten zum Vorschein. Sie liegen platt am Boden, als kurze, spitze, ja lanzenförmige Blätter und sehen fast aus wie eine Blüte. Wird es schließlich wärmer, recken sich die schmalen Blätter aufrecht in die Höhe, dem Licht entgegen. Im Sommer erreichen sie eine Länge von bis zu 30 Zentimetern.
Das Wachstumsgeheimnis des Spitzwegerichs ist ein spezielles Gewebe. Es befindet sich unten an den Blättern und schiebt sie richtiggehend nach oben, ohne dabei die Form zu verändern. „Beim Spitzwegerich sind Blüteneigenschaften in die Blätter gerutscht“, unterstreicht Annette Greco. Auch die ätherischen Öle sitzen vorwiegend in den Blättern, nicht wie sonst in der Blüte.
Doch damit nicht genug: Sogar Schleimstoffe, die meist den Wurzeln vorbehalten sind, reichert Plantago lanceolata in seinen Blättern an. Polaritäten, die zur Mitte drängen, werden dort lebendig harmonisiert und zu wahrer Kraft gesteigert. Qualitäten, die den bescheidenen König des Weges auszeichnen, denn sowohl sein Gehalt an ätherischen Ölen als auch die reichlich vorhandenen Schleimstoffe machen ihn zu einer so kraftvollen Heilpflanze.

*Die Endung -rich stand im Indogermanischen für „Herrscher“ oder „Fürst“. Wegerich heißt also so viel wie „Herrscher/König des Weges“. Der lateinische Name, abgeleitet von lateinisch „planta“, was Fußsohle bedeutet, weist ebenfalls auf die wegbegleitende Eigenschaft der Pflanze hin. Lesen Sie noch mehr Wissenswertes über den Spitzwegerich im WALA Heilpflanzenporträt.
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*Pflichtangaben
Bronchi Plantago Globuli velati
Bronchi Plantago Globuli velati. Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Anregung des Eingreifens der Empfindungsorganisation in die Schleimhäute der Atemwege, z.B. akute und chronische Entzündungen von Kehlkopf (Larynx) und Bronchien. Warnhinweise: Enthält Saccharose (Zucker) und Lactose. Stand: Januar 2023. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Plantago Bronchialbalsam
Plantago Bronchialbalsam, Salbe. Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Katarrhalisch-entzündliche Erkrankungen der Luftwege. Warnhinweise: Enthält Kampfer, Erdnussöl, Eucalyptusöl und Wollwachs. Enthält 9 mg Alkohol (Ethanol) pro 1 g entsprechend 0,9 % (w/w). Stand: November 2022. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Plantago Hustensaft
Plantago Hustensaft, Sirup. Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Harmonisierung von Atmungs- und Schleimbildungsvorgängen bei katarrhalisch-entzündlichen Erkrankungen der Luftwege und zur Auswurfförderung (Expektoration), z.B. Bronchitis, Lungenentzündung (Bronchopneumonie), Bronchialasthma. Warnhinweise: Enthält Saccharose (Zucker). Hinweis: 15 ml Sirup enthalten 7,1 g Saccharose (Zucker). 5 ml Sirup enthalten 2,4 g Saccharose (Zucker). Stand: November 2021. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.