WALA Arzneimittel

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Gesprächsreihe "Gemischtes Doppel" STOCKMAR

In unserer Gesprächsreihe „Gemischtes Doppel“ treffen Menschen aus der WALA auf solche aus ganz unterschiedlichen Kontexten. Was alle eint, ist die Frage, wie man sozial wirksam werden kann.

Das Unternehmen STOCKMAR begeht in 2022 sein 100-jähriges Jubiläum. Kunst und Kreativität sind für STOCKMAR nicht nur mit Blick auf die Produkte zentral, sondern spiegeln sich auf allen Arbeitsebenen wider. Inke Kruse, Geschäftsführerin von STOCKMAR, unterbricht ihre Reise vom Norden der Republik Richtung Dornach für einen Austausch mit Florian Stintzing, der bei der WALA als Mitglied der Geschäftsleitung das Ressort Wissenschaft verantwortet, für ein Werkstattgespräch im besten Sinne. Im Maleratelier des Werkstatthaus in Stuttgart sprechen beide über Vielfalt als Grundvoraussetzung des Lebens, über Gestaltungskräfte und Heilungsimpulse.

Inke Kruse: Ich bin dankbar für die Einladung zum Gespräch, denn Vielfalt ist einfach etwas, das mich antreibt – auch als kultureller Wert. Unsere Farbenvielfalt bei STOCKMAR lebt ja von den Substanzen der Natur, unter anderem den Pflanzenfarben. Und wenn ich das richtig verstanden habe, haben Sie an Pflanzenfarbstoffen geforscht?

Florian Stintzing: Das ist richtig, ist lange her, vor meiner Zeit bei der WALA. Es ging darum, Alternativen für synthetische Farbstoffe zu finden. Dabei haben wir nicht nur die typischen Betefarbstoffe angeschaut, sondern auch Kaktusfrüchte und Bougainvillea, also sehr seltene Farbstoffe, die noch so gut wie gar nicht erforscht waren. Das Eigentliche dabei für mich war das Erkenntnis-Interesse. Dabei war der Perspektivwechsel enorm hilfreich, also die Frage, warum verhält sich die Pflanze in einer bestimmten Art und Weise? Warum braucht sie dieses oder jenes? Ich bin also von der Pflanzenphysiologie gekommen, von den lebendigen Prozessen her. Tatsächlich beruht jedes Lebewesen auf Vielfalt. Eine Pflanze besteht nicht nur aus einer Substanz, und diese Vielstofflichkeit macht ihre Wirkweisen aus.

Inke Kruse: Wenn Sie von Vielstofflichkeit sprechen, dann sprechen Sie vom wissenschaftlichen, forschenden, chemischen Kontext, und das sind natürlich Herangehensweisen, die wir uns bei STOCKMAR auch zunutze machen. Aber ebenso wichtig ist mir der auch von Ihnen angesprochene Goetheanistische Ansatz: Was ist das eigentlich nicht Quantifizierbare, das qualitativ Wahrnehm-, aber nicht Messbare?

Florian Stintzing: Sie haben ja eingangs bereits von Vielfalt als kulturellem Wert gesprochen. Wir bei der WALA würden zum Beispiel unsere Arzneimittel als kulturellen Wert bezeichnen; letztlich waren sie der Impuls zur Firmengründung. Dr. Hauschka hat mit Natursubstanzen geforscht und versucht, pharmazeutische Prozesse und quasi experimentelle Herstellungsverfahren darauf anzuwenden, um zu ergründen, welche Wirkungen den Wirksubstanzen innewohnen. Diese Art der Forschung, des Verständnisses, hat in der Wissenschaftswelt praktisch keinen Platz mehr. Das wollten wir ändern, und so haben wir – zumindest im Bereich Pflanzen-Biochemie – Forschungsräume bei uns in der WALA zur Verfügung gestellt für Doktorarbeiten zu diesen Themen und haben festgestellt, dass Vielstoffgemische Wechselwirkungen miteinander, aber auch mit dem Menschen haben. Jedes Lebewesen, das durch Krankheit oder sonstige „Störungen“ aus dem Gleichgewicht geraten ist, profitiert von eben diesen Wechselwirkungen von Natursubstanzen, und zwar aus den drei Naturreichen, die sich auch bei uns im Logo wiederfinden: Pflanzen-, Mineral- und Tierreich. Der menschliche Körper findet darin sozusagen ein Abbild seines Gleichgewichts, und durch die Aktivierung der Selbstheilungskräfte, durch seine Eigentätigkeit also, findet er zur Gesundung zurück.

Ein Apfel zum Beispiel ist ein Vielstoffgemisch, ebenso wie Honig, der im Gegensatz zum Zucker, einer Monosubstanz, sehr vielfältige heilende Wirkungen mitbringt. Auf diese Zusammenhänge versuchen wir, wieder mehr „Licht“ zu geben, um der gedanklichen und forscherischen Enge, die mit der zunehmenden Tendenz zu Monosubstanzen entsteht, entgegenzuwirken.

"Das ist meines Erachtens ein wichtiges Element der Vielfältigkeit. Nämlich den Perspektivwechsel auf die vermeintlich gegenläufige oder angreifende Komponente zumindest einzubeziehen."

Inke Kruse: Die Qualitäten unserer Produkte beruhen auf einer ausgesuchten, wohl abgestimmten Rezeptur, die alles einsetzt, was die Erde uns schenkt, um den spezifischen Anforderungen möglichst nahezukommen. Nämlich dem Kind, dem Künstler, der Künstlerin ein reiches, breites Erleben im Künstlerischen und ebenso in der Sinneserfahrung zu ermöglichen. Man kann über die Komponenten streiten, und das tun wir auch. Beispielhaft sei hier nur das Paraffin genannt. Aber eben dieser Werkstoff ist ein ganz wesentliches Element zur Unterstützung der spezifischen Mal- und Empfindungsqualität, insofern wären wir schlecht beraten, wenn wir darauf verzichteten. Zumindest, solange es keine geeignete Alternative dazu gibt. Ohne dieses umfassende Sinneserleben findet auf künstlerischer, kreativer Ebene eine Verarmung statt, und da bringt uns diese Diskussion „Was ist gut? Was ist richtig?“ nicht wirklich weiter. Zwischen den Extremen gibt es ein Dazwischen, und dort entstehen die Farben, der Raum, dort ist Vielfalt.

Florian Stintzing: Sie sagten gerade Verarmung, und das finde ich ganz wichtig. Auch wir sehen die zuvor beschriebene Einengung als Verarmung. Nämlich im Vorenthalten von (Sinnes-)Erfahrungen, die mir erlauben, eine ganz besondere Qualität zu erleben. Und mich weiterzuentwickeln. Ich glaube, darum geht es – wir sind als Menschen gefordert und herausgefordert, uns weiterzuentwickeln. Weil genau das das Leben lebenswert macht. Und das darf durchaus anstrengend sein. Nur so entsteht Neues. Und wenn uns mal Regulatorien im Weg stehen, spornt uns das noch mehr an. Wir schauen natürlich auch nach Alternativen; auch das ist ja ein Bestandteil von Entwicklung. Innovationen entstehen oft aus der Not heraus. Aus einer Enge, in die man gedrängt wird, sucht man sich das Licht. Und vielleicht sind diese Alternativen eben tatsächlich Teil des Reichtums, den wir sonst nicht entdeckt hätten.

Inke Kruse: Da kann ich nur zustimmen. Und das habe ich schon oft selbst erlebt. Diese Hindernisse, diese Störfaktoren können mal ärgerlich oder nervig sein. Aber nichtsdestoweniger können sie eben auch Ansporn sein und eine positive Entwicklung herausfordern. Das ist meines Erachtens ein wichtiges Element der Vielfältigkeit. Nämlich den Perspektivwechsel auf die vermeintlich gegenläufige oder angreifende Komponente zumindest einzubeziehen. In den Dialog zu kommen. Zu bewegen, zu schauen, was da eigentlich Neues entsteht.

Florian Stintzing: So ein (gelingender) Dialog ist überdies ein Erkenntnisprozess, den man nicht freiwillig gemacht hätte, und so haben dann beide Seiten dazugelernt. Ich war schon immer der Meinung, dass Antipathie nichts bringt. Die Frage ist nur, wie man aus einer antipathischen Haltung rauskommt. Man kann sich ärgern und empören, aber die viel wichtigere Frage ist, wie man diese Kraft, die in einer Antipathie nur verschwendet wird, einer positiven Entwicklung zuführt.

Inke Kruse: Dieser enge Moment, den Sie beschrieben haben – da fällt mir das Bild der Umstülpung ein. Wie ein Ein- und Ausatmungsprozess, ein Bewegungsprozess, und irgendwann kommt dieser Augenblick. Und die Frage ist, wie es mir gelingt, die Verweildauer dieses Augenblicks mitzugestalten, sofern das möglich ist. Manchmal ist es das, manchmal gerade nicht. Wie auch immer, gerade die Akzeptanz, dass die Enge und ebenso die Weite zu einem Entwicklungsprozess gehören und notwendig und förderlich sind, finde ich für mich als Menschen, aber auch für den Organismus STOCKMAR extrem relevant. Genauso, wie das Rhythmische an diesem Gestaltungsprozess anzunehmen, wirklich ganz wach anzunehmen, und damit auch das möglicherweise in Antipathie Verhaftete als Geschenk, als Möglichkeit, als Entwicklungsraum zu gestalten. Gleichzeitig muss man darauf schauen, dass die notwendige Beweglichkeit wirklich stattfindet – um sich aus der Enge lösen zu können.

Florian Stintzing: Ich glaube, genau dieses Gestaltenwollen ist es, was dem Menschen innewohnt. Er ist ja nicht zur Langeweile geboren. Diese Neugier, die Kinder noch sehr ausgeprägt mitbringen und die man im Erwachsenenalter vielleicht nach und nach verliert, wenn man sie nicht lebendig hält – das ist doch Teil des Lebensprozesses, Teil der Biografie. Und eben diesen biografischen Aspekt, den sehen wir auch in unseren Substanzen. Und genau dieser Prozess macht die Qualität aus – ein Gestaltungsprozess, der einen fordert, der aber auch Neues einfach erkennt, wenn man genau hinschaut.

Inke Kruse: Für STOCKMAR ist die Frage des Gestaltens und nicht die Frage, sondern die Akzeptanz des Gestaltungsprozesses elementar. Das Kind ist aus meiner Sicht, aber auch aus der Perspektive von STOCKMAR die Zukunft, die es zu nähren gilt. Und daraus resultiert die Frage, welche Form von Gestaltungsmöglichkeiten wir unseren Kindern bieten müssen. Unsere Produkte sind deshalb in ihrer Beschaffenheit so ausgestattet, dass sie den kreativen Prozess, das Fühlen „Ich kann gestalten!“ unterstützen. Durch die Art und Weise, wie der Farbabrieb, der Druck des Wachsblöckchens oder 
-stiftes sich anfühlen. Auch bei der Frage, wer eigentlich zukünftig diese Welt gestaltet, sind wir wieder beim Kind. Und die STOCKMAR Produkte folgen in ihrer Beschaffenheit eigentlich einem Impuls, der im zurückliegenden Jahrhundert aus den Waldorfschulen kam. Gerade mit der unterstützenden Geste des eigenen Gestaltungspotenzials. Wenn man das als Unternehmen anerkennt und sich als verantwortlicher Teil dieser Welt sieht, sind die Ebenen, die wir aufmachen, alle aufs Kind auszurichten. Und überall dort, wo Möglichkeiten zum Aufbau dieses Gestaltungsraums existieren, sind Angebote zu machen und muss man sich gleichzeitig als Organisation so in die Welt stellen, dass dieses „Ich bin jemand“ sich auch verwirklichen kann. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass man als Wirtschaftsunternehmen mit den erwirtschafteten Geldern verantwortungsvoll im Sinne des Gemeinwohls umgehen muss. Und damit wiederum gesellschaftliche Umgestaltungsprozesse ermöglicht. Denn Gestaltungskraft bezieht sich ja nicht nur auf den künstlerischen Bereich, sondern auch auf den gesellschaftlichen – das kann man auch nach dem Beuys-Jahr nicht oft genug sagen. Das ist eigentlich die Grundgeste von STOCKMAR.

Florian Stintzing: Jetzt sind wir wieder beim kulturellen Wert.

Inke Kruse: Und auch beim Heilen.

Florian Stintzing: Unsere beiden Firmen stellen ja Produkte für Menschen her und nehmen deren Grundbedürfnisse auf. Dieses Gestalten, von dem Sie gerade sprachen, findet ja auch dadurch statt, dass ich Selbstheilungskräfte im Menschen wachrufe, ihn das eigene Ich erleben lasse. Das ist auch ein Ermutigungsprozess. Ich werde oft gefragt, warum wir das überhaupt machen – Kosmetik und Arzneimittel. Jeder Mensch kommt mit besonderen Gaben und Eigenschaften zur Welt und will diese wirksam werden lassen. Als kranker Mensch oder als solcher, der sich nicht wohl fühlt in seiner Haut, gelingt ihm das eher nicht. Deshalb ist die Aufgabe dieser Mittel, diesem Heilungsimpuls wirklich zu entsprechen, der unternehmens(be)gründend war. Das individuelle Gleichgewicht eines Menschen wiederherzustellen, damit er – ich sage mal – „beide Hände frei hat“ zum Gestalten. Ich habe da immer meine Tochter vor Augen, die diese Wachsfolien aus Ihrem Haus nimmt und daraus Zauberkugeln macht und diese schon dutzende Male verschenkt hat. Und dann die staunenden Gesichter derjenigen, die zum ersten Mal eine Zauberkugel in der Hand halten und weder das Wachs noch die Idee kannten. Diese Erfahrungen bringen doch ganz viel Licht, und schon das ist sicherlich immunstärkend. Aber sie bringen auch eine Beweglichkeit, die man sich zuvor vielleicht nicht zugetraut hätte.

Dieses „Dazwischen“, von dem Sie eben sprachen, findet sich im Übrigen auch bei unserer Urtinktur-Herstellung. Die Antwort auf die Frage, wie man die Vitalität der Pflanzen in die Präparate hineinbekommt, fand Dr. Hauschka in der Bewegung zwischen den Polaritäten Licht und Dunkel, Wärme und Kälte, Bewegung und Ruhe. Eben daraus entstanden unsere besonderen rhythmischen Herstellungsverfahren, die die Vitalität der Substanzen erhalten und dem Präparat somit eine vermittelnde Eigenschaft geben. Man muss aber dieses Vermitteln auch zulassen. Da kommt mir natürlich auch das Wachs in den Sinn – es ist ja nicht nur das Anfassen, sondern auch der Geruch, der sich vermittelt.

Inke Kruse: Tatsächlich ist das Wahrnehmbare generell ein wesentliches Element bei unseren Produkten; die Wachsauswahl ist deshalb wirklich eine große Kunst. Das Vermitteln bei der Begegnung mit dem Produkt braucht dann übrigens unter anderem auch die Wärmequalität. Das Wachs von sich aus macht erstmal nichts – man muss es nehmen, die Hände müssen warm sein oder werden, aber ganz zentral ist, dass ich etwas tun muss. Ich muss Energie reingeben, um den Werkstoff gestalten zu können. Es gibt Kneten, die sehr weich sind und damit schnell nachgeben und sich formen lassen. Unser Wachs benötigt den Willen des Schaffenden, um Form annehmen zu können. Es braucht Mühe, Bewegung, Energie, Konzentration, Wärme und Liebe. Und genau das löst dann die Magie aus. Diese Magie haben Sie ja gerade mit Blick auf die Zauberkugeln Ihrer Tochter beschrieben. Wenn ein erwachsener Mensch Zugang zu diesem Material hätte, würde ebenfalls ganz schnell etwas entstehen. Die Chance besteht doch genau darin, im Sinne der Vielfalt künstlerische Elemente zu integrieren. Und nach wie vor gilt: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“

Ich wollte noch anschließen an das, was Sie zu den Heilungschancen sagten, die sich aus den Pflanzenkomponenten ergeben. Mir erschließt sich dieser Gedanke sofort. Alles, was sich sozusagen aus Monokulturellem entwickelt, befindet sich in einer Einbahnstraße. Im landwirtschaftlichen Kontext wird das sehr schnell deutlich – für einen gesunden Gesamtorganismus braucht es Vielfalt, Biodiversität. Diese Balance gilt es aber nicht nur im Ökologischen herzustellen, sondern ebenso im Ökonomischen und Sozialen.

Florian Stintzing: Die Frage der Ressourcenverwendung scheint mir in diesem Zusammenhang ganz wesentlich. Wir stellen Naturprodukte her und müssen hierfür ja der Natur Substanzen entnehmen. Machen wir sie dadurch wirklich ärmer? Wir erlauben uns zum Beispiel auch, Bienenwachs für bestimmte Produkte zu verwenden, aber die Entnahme ist immer in Maßen. Und vor allem dient sie jemandem, geschieht also zu einem guten Zweck. Mir scheint die Frage der Motivation ganz wesentlich – warum greife ich auf Natursubstanzen zurück und eben nicht auf synthetische. Welche Absicht, welche Geste liegt darinnen.

Inke Kruse: Bienenwachs ist wirklich ein tolles Beispiel. Das Produkt ist dermaßen fantastisch, ausgestattet mit so vielen Qualitäten, die sich in nichts anderem nachempfinden lassen. Allein der Prozess der Entstehung von Bienenwachs – ein Werkstoff, der aus Licht, Wärme und Liebe entsteht. Das hat für mich eine große Faszination. Und es wäre wirklich schade, wenn wir das nicht annehmen könnten. Das ist die eine Seite. Aus der STOCKMAR Perspektive würde ich immer sagen, wie gehen wir mit dem um, was uns die Welt gibt und schenkt? Darin steckt eben auch die Frage, wie ich eben diese Ausgangssubstanz schützen kann, ihre Vielfältigkeit. Und generell gilt für uns immer ein „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“.

"Aber das ist es doch, was unsere beiden Firmen verbindet. Unsere Impulse, etwas zu tun. Und die daraus resultierende Verantwortung."

Florian Stintzing: Aber das ist es doch, was unsere beiden Firmen verbindet. Unsere Impulse, etwas zu tun. Und die daraus resultierende Verantwortung. Man kann eben nicht nur nehmen, sondern muss auch geben. Dazu gehört zum Beispiel auch, auf vergessene, übersehene Heilpflanzen zu schauen. Da wäre zum Beispiel das Bingelkraut, eine unglaublich potente Heilpflanze, die als Zugsalbe Wunden reinigt und wieder aktiviert. Diese Pflanze würde auf Dauer vergessen, weil sie sich nirgends „zeigt“. Durch die Pflege dieser Pflanze und das weitere Bewusstsein der entsprechenden Heilkräfte pflegt man im Prinzip auch Kulturwerte und sorgt dafür, dass diese Pflanze weiterhin Bestandteil unserer Wiesen bleibt.

Inke Kruse: Diese Kulturpflege sehen wir auch bei STOCKMAR als ganz wesentliche Geste. Wir haben zum Beispiel eine Kooperation mit einem Demeter Hof in der Region, von dem wir Ernteanteile beziehen nach dem Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft. Dadurch sorgen wir dafür, dass der Betrieb möglichst große Flächen nach Demeter Prinzipien bewirtschaften kann und somit der Pflanzenvielfalt dient. Andererseits ist es auch das Bemühen, den Menschen, die bei STOCKMAR arbeiten, eine Verbindung zu eben diesen Anbaumethoden und damit einen Bezug zu Regionalität und Saisonalität zu ermöglichen.

Florian Stintzing: Zur WALA gehört ja auch ein kleiner Demeter Bauernhof mit Hofladen, der Sonnenhof in Bad Boll. Gerade in der Pandemie war sehr deutlich spürbar, dass plötzlich Menschen kommen, die zuvor vielleicht keinen Bezug dazu hatten. Sie wollten die Produktqualität erleben, sich gesund ernähren und damit Selbstverantwortung übernehmen. Diese Krise hat auch dabei geholfen, sich zu erden und zu fragen, was ich wirklich brauche, worauf ich ganz bewusst verzichten möchte und was ich in meinem Lebensumfeld wertschätze.

Inke Kruse: Ich glaube, in der Pandemie ist noch mal sehr viel deutlicher geworden, dass der Mensch dieses unglaubliche Bedürfnis hat zu gestalten, etwas zu schaffen. Gerade wenn man im Außen keinerlei große Ablenkung erfährt und auf sich selbst zurückgeworfen ist. Aber die Krise lehrt uns darüber hinaus, dass Vielfalt auch eine Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen ist, die es auszuhalten gilt. Vielfalt ist eben auch eine Haltungsfrage.

Florian Stintzing: Ich glaube, an diesem Punkt kommt dann eben auch die Gemeinschaft rein. Es wäre furchtbar, wenn ich mich nur mit mir selbst beschäftigen würde. Die Vielfalt der Meinungen, der Sprache, der Denkweisen, des Lachens, der Mimik, der Gestik – dies alles ist ein ganz großer Wert und Gemeinschaften sind eben auch Ausdruck von Vielfalt.

Inke Kruse: Genau diese Gemeinschaftsprozesse sind bei uns außerordentlich zentral – wir sind zwar ein kleiner Betrieb, aber eben auch ein sehr diverser. Und wie bei einem guten Orchester ist es enorm wichtig, die Wahrnehmung für die Anderen zu haben und nicht nur sein eigenes Instrument zu spielen. Nur so wird der Gesamtklang wirklich schön und harmonisch.

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