Gesprächsreihe "Gemischtes Doppel" ScholtenBergmann Film
In unserer Gesprächsreihe „Gemischtes Doppel“ treffen Menschen aus der WALA auf solche aus ganz unterschiedlichen Kontexten. Mit der Filmproduktion ScholtenBergmann Film hatten wir bereits Berührungspunkte, als wir für das Jubiläum des Kneipp-Bund am Film zum Thema Heilpflanzen mitwirken durften. Und weil’s so schön war, haben wir auch für die WALA gedreht und die Eigenheiten der WALA Arzneimittel ins (Bewegt-)Bild gebracht. Unter anderem Handarbeit & Hightech. Diese nur scheinbaren Gegensätze waren auch Thema im Gespräch zwischen dem Regisseur Alexander Bergmann und dem Apotheker Thorsten Schletterer.
Alexander Bergmann: Meine erste Berührung mit der WALA war der Heilpflanzengarten. Da lebt das Thema Handarbeit natürlich extrem und ist überall sicht- und spürbar. Das Filmemachen ist (wie der Heilpflanzenanbau und die -verarbeitung ja auch) ein sehr langer Prozess, und es gibt sehr unterschiedliche Phasen der Arbeit. Am Anfang stehen die Ideenentwicklung, die Konzeption, der Austausch und das „Sich annähern“, bis hin zur sehr administrativ gehaltenen Planung der Einsätze. Und dann der ganz konkrete Dreh. Da passiert wohl hauptsächlich die „Handarbeit“. Das ganze Filmen ist natürlich ein total technischer Prozess, weil man Momente der Realität festhalten will. Das geht nur mit technischen Apparaten. Und auch diese haben sich total verändert. Ich bin in einer Generation aufgewachsen, die kaum noch analoge Filme dreht, sondern vornehmlich mit digitaler Technik arbeitet. Das ermöglicht uns einerseits, mit immer kleineren Kameras immer hoch auflösendere Bilder aufzunehmen. Aber auch die Perspektive kann mittels Technik wirklich ganz andere Kraft bekommen – zum Beispiel durch Drohnentechnik. Dies war früher nur durch extrem aufwendige Hilfsmittel wie Hubschraubereinsätze möglich. Die Crux dabei ist natürlich, dass es durch die Verfügbarkeit der Hilfsmittel auch ein bisschen beliebiger werden kann. Da ist meine Arbeit in der Regie dann gefordert, also die konkrete Arbeit am Set.
Wie schaffe ich es, diese „Abbilder“ möglichst authentisch einzufangen? Wo ist „Übersetzungsarbeit“ gefragt? Und wie kann ich Botschaften auch durch technische Hilfsmittel besser transportieren?
Zum Beispiel das Thema Rhythmus, das ja auch ein Kernmotiv der WALA ist. Hier ist dann wiederum auch die Postproduktion gefragt, denn hier kann auch der Schnitt essenziell sein. Ich bin ein Fan davon, mir mit dem Editor im Schnitt ganz kleinteilig alle Sequenzen anzuschauen. Man findet dann oft noch ganz besondere Momente, bei denen ich mir zum Beispiel nicht sicher bin, ob eine KI dies leisten könnte, da der Bezug bzw. die Beziehung im doppelten Wortsinn zum Projekt und zu den Menschen fehlt.
Thorsten Schletterer: Tatsächlich ist bei uns in der WALA das Thema Handarbeit ganz zentral und fester Bestandteil des gesamten Herstellungsprozesses. Wir setzen Handarbeit hier bewusst ein – und zwar vom Garten, wie Du eben auch beschrieben hast, bis hin zum fertigen Produkt. Im Garten fängt es bereits bei der Bodenbearbeitung an; die Gärtner:innen nehmen hier ganz bewusst wahr, welche Pflegemaßnamen nötig sind. Die Heilpflanzen werden ja über einen sehr langen Prozess begleitet, und diese persönliche Verantwortung über diesen gesamten Wachstumsprozess ist für uns wesentlich. Dies ist auch ein Grundgedanke der biodynamischen Landwirtschaft, der Kreislaufwirtschaft per se.
Etwas in die Hand zu nehmen heißt eben auch, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem findet durch diese „Berührung“ und Nähe auch schon frühzeitig eine Qualitätskontrolle statt. Man kann schon sagen, dass es sich dabei um eine Beziehungsarbeit handelt.
Tatsächlich haben wir im Garten auch sogenannte Patenschaften, bei denen die Gärtner:innen für bestimmte Heilpflanzen verantwortlich sind. Man kann hier durchaus von einem Miteinander sprechen.
Aber auch bei den weiteren Verarbeitungsschritten zieht sich das Thema Handarbeit durch. Zum Beispiel im Pflanzenlabor, wo unsere „Wandlungsprozesse“ stattfinden. Die Pflanzenlaborant:innen begleiten die rhythmischen Herstellungsprozesse sehr intensiv. Wir lauschen der Natur sozusagen ihre Rhythmen ab und gestalten daraus Prozesse, die mit Blick auf die Wirkung der einzusetzenden Substanz ein Optimum ermöglichen. Wir machen uns also Prozesse zunutze, die in der Natur ohnehin angelegt sind – die sogenannten Polaritäten wie hell und dunkel, warm und kalt, Bewegung und Ruhe. Diese Prozesse werden weitergeführt. Und dafür braucht es eine sehr bewusste Wahrnehmung, aber auch ein ganz bewusstes Gestalten.
Zu diesem Gestalten der Prozesse gehört aber im Übrigen genauso, dass wir auch Hightech einsetzen. Und auch diese ganz bewusst. Da, wo wir zum Beispiel Mitarbeitende von körperlich anstrengenden Routinearbeiten entlasten wollen und wenn große Mengen verarbeitet werden müssen. Oder auch bei bestimmten Prozessen. Um die erforderliche Arzneimittelqualität zu erreichen, schafft man das mit Blick auf z. B. die Homogenität einer Salbe gar nicht mit menschlicher Kraft. Aber auch hier begleitet der Mensch den Prozess. Vor allem aber bei Verpackung und Verpackungsprozessen setzen wir moderne Technik ein. Mithilfe von Sensoren findet beim Verpacken bereits eine Qualitätskontrolle statt – haben wir das richtige Packmittel, die richtigen Etiketten, die korrekte Gebrauchsinformation, die richtige Chargenbezeichnung usw.
Alexander Bergmann: Diese Frage nach der Umsetzung dieses sehr umfassenden Rhythmusgedankens bei der WALA in etwas Visuelles war wirklich eine besonders schöne Herausforderung. Da waren die Stunden und Tage im Heilpflanzengarten, aber auch zusammen mit den dort tätigen Menschen wirklich sehr wertvoll. Zu erleben, wie jemand wirklich total im Rhythmus ist, wenn er zum Beispiel Blütenblätter erntet, verliest oder zerkleinert.
Rhythmus ist natürlich auch für uns als Filmemacher ganz zentral. Und man bekommt genau dazu auch unmittelbares Feedback von der Zuschauerseite. Da wirkt ein Film vielleicht zu langsam oder zu schnell. Zu laut oder zu leise. Rhythmus wirkt. Und zwar unmittelbar.
Dies durften wir auch beim Dreh im Garten bei den Ernten erleben. Noch vor Sonnenaufgang aufstehen, um mit der Sonne die Arbeit zu beginnen und besondere Lichtstimmungen einzufangen. Und dazu gehört dann natürlich auch ein besonderer Sprechrhythmus und Filmschnitt. Die WALA hat ihren ganz eigenen Rhythmus, und wenn man dann als Filmteam ankommt, muss man sich dem Rhythmus, den es für eben diese Arbeit braucht, auch ganz hingeben können. Und es braucht auch eine gute Vorbereitung. Allein die Verfügbarkeit bestimmter Pflanzen. Aber auch Heilpflanzenauszüge brauchen ihre Zeit. Dies war vielleicht ein Grund dafür, dass wir etwas länger gebraucht haben, als ursprünglich geplant.
Aber die WALA hat eine ganz besondere Zeitkultur. Um hier authentisch sein zu können, war die Begegnung mit den Menschen, die eben diesen Rhythmus leben, wirklich zentral.
Thorsten Schletterer: Auch für uns bzw. für mich zumindest war das „Gefilmtwerden“ bei dem, was wir hier eigentlich tagtäglich selbstverständlich tun, wirklich sehr besonders. Man will einerseits ganz natürlich rüberkommen, andererseits reflektiert man durch die Anwesenheit der Kamera natürlich auch sein eigenes Tun. Die eigene Selbstwahrnehmung. Die Kunst dabei ist wohl, das Gegenüber irgendwann auszublenden. Und dafür ist es enorm hilfreich, wenn dieses Gegenüber so angenehm, offen und zugänglich ist. Und man gar nicht erst Gefahr läuft, sich verstellen zu wollen.
Mir hat es total geholfen, dass wir einander so früh im Prozess kennengelernt haben und dass Ihr so wach und interessiert wart. Diese Beziehung zueinander – dass ich nicht nur „abgelichtet“ werde, sondern interagiere – das war für mich substanziell. Dazu fällt mir auch eine Sache ein, die mich wirklich berührt hat. Wenn am Filmset die Klappe fiel, sagtest Du jedesmal „Und bitte.“ Ich hatte mit „Kamera läuft“ oder dergleichen gerechnet. „Und bitte“ war alles andere als technisch. Es war eine Einladung mitzuwirken.
Alexander Bergmann: Das ist glaube ich wirklich ein ganz wichtiger Moment im Miteinander. Und das Bild, das Du beschreibst, ist total schön. Man bereitet ja vorher die Technik soweit vor, dass alle Parameter stimmen. Licht, Ausschnitt, Pipapo. Und dann kommt der Moment, wo der Mensch gefragt ist. Die Art und Weise, wie man genau mit diesem Moment verfährt, ist vielleicht auch so etwas wie „Handarbeit“.
Zu den Interviewpartnern
Thorsten Schletterer arbeitet als Senior Experte für pharmazeutische Prozesse bei der WALA Heilmittel GmbH. Er ist Leitung der Herstellung und verantwortlich für die Ausbildung der Pharmakanten. Als Apotheker ist er in verschiedenen Gremien tätig und vertritt die WALA in pharmazeutischen Fragestellungen.
Alexander Bergmann arbeitet als Regisseur in München und realisiert mit seiner Produktionsfirma Social-Media-Kampagnen und Werbefilme mit dem Fokus auf emotionalem Storytelling, Nachhaltigkeit und einer ganzheitlichen Projektrealisierung. Zu seinen bisherigen Projekten gehört die „Eigenheiten-“ Kampagne für die WALA, eine Filmreihe für den Kneipp-Bund und die „AWAKE“- Kampagne für Mercedes-Benz, die auf mehreren internationalen Werbefestivals ausgezeichnet wurde. Seine Arbeiten sind zu sehen unter: www.scholtenbergmann.film