WALA Arzneimittel

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Frauen bewegen die WALA

Die WALA ist weiblich, und das von Anfang an. Im Gründungsjahr 1935 liegt die Frauenquote sogar bei 100 %, wie Firmenarchivar Florian Öxler berichtet. Wer sind die Frauen der ersten Stunden, der folgenden Jahre? Teil eins unserer Serie geht dieser Frage nach.

Es sind vor allem drei Frauen, ohne die es die WALA nicht gäbe: die Apothekerin Hildegard Beck, die Ärztin Margarethe Hauschka-Stavenhagen und Maja Mewes, die sich mit ganzem Herzen dem Pflanzenlabor verschreibt. Sie alle arbeiten eng mit dem Firmengründer Dr. Rudolf Hauschka zusammen. Was zeigt: Hauschka muss nicht nur ein visionärer Chemiker, sondern auch ein guter Menschenkenner gewesen sein.

Die Nummer eins: Hildegard Beck (1899–1959)

Dass Hildegard Beck ihre Approbation als Apothekerin erhält, ist im Jahr 1926 für eine Frau alles andere als selbstverständlich. Ebenso bemerkenswert, dass sie eine gut bezahlte Stelle bei der Firma Sandoz aufgibt, um für einen gewissen Dr. Rudolf Hauschka ein Labor in Ludwigsburg aufzubauen – der Beginn der WALA. 1935 wird das Unternehmen auf ihren Namen im Handelsregister eingetragen. So kann Rudolf Hauschka weiter am Klinisch-Therapeutischen Institut im Schweizer Arlesheim forschen, während sich Hildegard Beck um die Herstellung der ersten von ihm entwickelten Arzneimittel kümmert. 225 sind es bereits im Gründungsjahr.

Auch in den nächsten, schwierigen Jahren liegen die Geschicke der jungen WALA bei Hildegard Beck in guten Händen: 1938 verlegt sie das Laboratorium von Ludwigsburg nach Dresden und produziert dort – inzwischen unterstützt von zwei Mitarbeiterinnen – bis zur Zwangsschließung 1941 die immer stärker gefragten WALA Arzneimittel. Nach dem Krieg ist es Rudolf Hauschka, der die WALA wieder aufbaut. Und Hildegard Beck? Sie zieht es zurück ans Klinisch-Therapeutische Institut, wo sie Rudolf Hauschka einst kennenlernte und wo sie sich nun – wie zuvor er – ganz der Grundlagenforschung widmet

„In der Pharmazie werden wichtige Frauen leider viel zu wenig wahrgenommen. Das trifft auch auf Hildegard Beck zu.“ Florian Öxler, Archivar der WALA

Die vielseitige Ärztin: Margarethe Hauschka-Stavenhagen (1896–1980)

Gleicher Ort, eine gleichermaßen beeindruckende Frau: Margarethe Stavenhagen, die sich ihr Medizinstudium erkämpft und obendrein promoviert hat, nimmt 1927 eine Stelle als Assistenzärztin am Klinisch-Therapeutischen Institut in Arlesheim an – dem ersten anthroposophischen Krankenhaus. Hier kann sie nicht nur ihre medizinische Kompetenz, sondern auch ihr Kunstinteresse einbringen. Zusammen mit der leitenden Ärztin, Dr. Ita Wegman, widmet sie sich den rhythmischen Massagen und künstlerischen Therapien. Die Pflanzenfarben für das therapeutische Malen stellt Rudolf Hauschka her – und so lernt Margarethe in Arlesheim gleich noch ihren späteren Ehemann kennen. Es wird eine Beziehung, die zeitlebens Privates und Geschäftliches vereint.

1943 heiraten sie – Margarethe heißt fortan Hauschka-Stavenhagen. Nach mehreren Stationen in den Kriegs- und Nachkriegsjahren lassen sich Margarethe, Rudolf und die WALA 1950 in Bad Boll nieder, wo sich das Unternehmen bis heute befindet. Margarethe übernimmt die medizinisch-wissenschaftliche Leitung und verantwortet den wachsenden Arzneimittelschatz. Sie wäre nicht Margarethe, wenn sie es dabei belassen würde. 1962 gründet sie in Nachbarschaft der WALA eine Schule für künstlerische Therapie und Massage. Dort kann sie „zwei Herzensangelegenheiten in einer Tätigkeit vereinen“, so Florian Öxler, „künstlerische Betätigung und die Arbeit mit Menschen.“

„Auch wenn bis heute mit „Dr. Hauschka“ meistens Rudolf assoziiert wird, so ist es doch eigentlich eine Chiffre zweier Menschen: Rudolf und Margarethe.“ Florian Öxler, Archivar der WALA

Herz und Seele: Maja Mewes (1909–1996)

Um Herzensangelegenheiten geht es auch bei Maja Mewes. Die junge Hamburgerin will eigentlich Tänzerin werden, doch ein Ehemann aus bürgerlichem Milieu und der Zweite Weltkrieg geben ihrem Leben eine unerwartete Wendung. In ihrem Kriegsdomizil am Tegernsee lernt sie ihren zweiten Lebenspartner Max Kaphahn und über ihn die Hauschkas kennen. Deren Arbeit mit anthroposophischen Heilmitteln fasziniert sie sofort. 

„Ich war auf diesem speziellen Gebiet ziemlich ahnungslos; doch es sollte sich rasch erweisen, daß es der hochinteressante Inhalt meines weiteren Lebens sein würde.“ Maja Mewes 

Die beiden Paare wohnen und arbeiten viele Jahre zusammen. Unter ihren vier Namen wird die WALA 1952 eine offene Handelsgesellschaft. Maja Mewes ist aber nicht nur urkundlich mit der WALA verbunden, sie arbeitet im Pflanzenlabor, also mitten im Herzen des Unternehmens, und übernimmt die Leitung der Herstellung. Nach Rudolf Hauschkas Tod ist sie es, die als „Seele des Hauses“ gilt, resümiert Florian Öxler. „Als Jüngste des Gründerquartetts erlebt sie auch noch die Überführung der offenen Handelsgesellschaft in eine Stiftung im Jahre 1986. Sie ist damals schon keine Gesellschafterin mehr, bleibt im Unternehmen aber zeitlebens präsent.“  Eine Frau mit Herz und Seele eben.

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