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Entspannte Augen im Büroalltag

Die Bildschirmzeit ist in den letzten Jahren gestiegen: laut einer Bitkom-Studie von acht Stunden vor auf durchschnittlich zehn Stunden seit der Corona-Pandemie. Eine Folge davon: gereizte Augen. Sylvia Gelman, ganzheitliche Sehlehrerin, weiß mehr zu den Hintergründen und kennt praktische Übungen, die die Augen entlasten.

Frau Gelman, zum Einstieg in das Thema die grundsätzliche Frage an Sie: Wo setzt das Augen- und Sehtraining an?

Der größte Teil des Sehens findet im Gehirn statt. Diese Verarbeitung ist die „Software“ und die "Hardware" ist das Auge. Die Hardware, also das Auge, macht nur 10 % des eigentlichen Sehvorgangs aus. Hier setzt das Augentraining an. In speziellen Übungen wird die Beweglichkeit des Augapfels mit seinen sechs äußeren und zwei inneren Muskeln wieder erlernt. Das Sehtraining hingegen befasst sich mit dem Weg von den Augen bis hin zur Sehrinde, zum sogenannten „visuellen Cortex“. Hier wird der Lichteindruck vom Auge in ein wahrgenommenes Bild übersetzt. Denn gerade beim Sehen sind wir vielen Eindrücken und Reizen ausgesetzt.

Hinzu kommt, dass sich die Bildschirmzeit erhöht hat. Haben Sie den Eindruck, dass der Bedarf an solchen Trainings gestiegen ist?

Das ist eine spannende Frage. Aus meiner Sicht ist der Bedarf nicht gestiegen. Aber die Akzeptanz und die Bereitschaft für die Trainings ist gewachsen. Vor ein paar Jahren musste ich viel mehr zu den Hintergründen und Zielen erklären. Aber dadurch, dass die Menschen plötzlich mehr im Home-Office waren und weiterhin sind, bemerken sie die Veränderung durch den geänderten Alltag. Zum Teil sind es sehr lange Tage, die fast ausschließlich vor dem Bildschirm verbracht werden, sowohl beruflich als auch privat. Hinzu kommt, dass das Thema auch bei den Führungskräften von Unternehmen sichtbarer wird. Insgesamt ist das Bewusstsein also gestiegen.

Wer längere Zeit vor einem Bildschirm sitzt oder arbeitet, merkt nach einiger Zeit auch, dass die Augen belastet werden. Woran liegt das?

Wir Menschen sind grundsätzlich auf Fernsicht ausgelegt. Der Steinzeitmensch hat 80 % des Tages in die Ferne gesehen. Je näher ein Gegenstand kommt, desto mehr müssen die Ringmuskeln der Augen sich anstrengen. Das dauernde Nahsehen am Bildschirm resultiert mitunter in eine Pseudokurzsichtigkeit, der Muskel kann gegen Abend einfach nicht mehr loslassen. Hier hilft es schon, den Blick zwischendurch in die Ferne schweifen zu lassen, zum Beispiel während eines Spaziergangs.

Mit welchen falschen Aussagen hinsichtlich des Sehens werden Sie oft konfrontiert?

Das sind eine Menge Sachen (lacht). Eine geläufige Aussage ist zum Beispiel, dass die Augen beim absichtlichen „Schielen“ stehen bleiben. Das ist absolut falsch. Das Eindrehen der Augen ist eine wunderbare Entspannungsübung. Gerade bei Altersweitsichtigkeit sollte man öfter mal die Nasenspitze fokussieren.

Wie oft und wie regelmäßig sollte man denn Übungen in den Alltag einbauen?

Die meisten Übungen sind sehr kurz. Wichtig ist, dass die Übungen spielerisch in den Alltag eingebaut werden. Viele verstehen das Augen- und Sehtraining, also den Begriff „Training“ falsch. Denn es geht nicht darum, möglichst viel und möglichst oft zu trainieren, sondern darum, die Übungen bewusst durchzuführen. Und wenn man dann feststellt, dass sich nach einer Pause wieder eine Verschlechterung einstellt, wieder von Neuem zu beginnen. Das kann zum Beispiel alle drei Monate sein.

Oft wird leider zu schnell zur Brille gegriffen, anstatt Augen- und Sehtrainings auszuprobieren. Die Brille ist aber nur ein Hilfsmittel, ähnlich wie ein Rollator. Auch hier kann ich sagen, ich gehe erst mal zum Physiotherapeuten und mache Übungen, damit ich wieder laufen kann. Ähnlich ist es mit dem Augen- und Sehtraining. Der Griff zur Brille kann tatsächlich damit vermieden werden.

Und wie schätzen Sie die Verbindung zwischen dem Sehen und Verspannungen ein, gerade im Home-Office?

Es gibt ein Zitat von Margret Corbett: „Jede Sehkraft wird durch Entspannung gesteigert.“ Der Sehsinn ist die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele. Und sobald es irgendwo eine Anspannung gibt, wirkt sich das auch auf den Sehsinn aus. Verwendet man dann noch eine Gleitsichtbrille am Bildschirm, kann es zu einer Überanspannung besonders im Hals- und Nackenbereich kommen. Denn man neigt dazu, den Kopf weiter in den Nacken zu nehmen. Das ist eine unnatürliche Haltung, die zu einer Nackenverspannung führt. Die Folge: Das Gehirn wird nicht richtig versorgt, die „Leitung“ quasi abgeknickt.

Wieso sehen Sie den Einsatz von Gleitsichtbrillen kritisch?

Eine Brille ist immer für eine Distanz ausgelegt. Eine Brille an sich greift schon in den normalen Sehvorgang ein. Durch die Brille verändert sich unser Sehen und wir fangen an, bewusst den Kopf zu bewegen statt vermehrt die Augen. Eine Gleitsichtbrille verstärkt diesen Effekt. Der Kopf wird jetzt nicht nur horizontal in eine Richtung bewegt oder gehalten, sondern auch in der Vertikalen. Dies führt zu starken Verspannungen im Nacken-Schulter-Bereich. Die Software im Hinterkopf muss nun aus den unterschiedlichen Bereichen mit unterschiedlichen Schärfen ein Bild zusammensetzen. Das kann sehr anstrengend sein und zu Kopfschmerzen und Unwohlsein führen. Ich rate von einer Gleitsichtbrille ab und plädiere für zwei Brillen, eine für die Nähe und eine für die Ferne, und diese entsprechend zu wechseln.

Je älter wir werden, desto mehr nimmt die Sehkraft ab. Wie nehmen sie das wahr?

Ab einer gewissen Altersgrenze nimmt die Altersweitsichtigkeit zu, also das Phänomen, dass Gegenstände in der Nähe nicht mehr deutlich erkennbar sind. Auch hier wird oft zu schnell zur (Lese-)Brille gegriffen. Aber der Einsatz der Brille verschlechtert das Sehen, denn die Anspannung im System wird weiter verstärkt. Einen 100-Meter-Lauf können wir ja auch nicht mit einem Rollator machen. Mit einer Brille wird der Augapfel dazu gebracht, die kleinen Blicksprünge (mikrosakkadische Bewegungen) nicht mehr auszuführen und das führt dazu, dass kein richtig scharfes Bild gesehen werden kann. Wenn der Augapfel in Bewegung ist, hat er die Möglichkeit, mit der Makula alle Punkte eines Bildes auch klar und deutlich an die Sehrinde weiter zu geben. Dort wird dann ein klares scharfes Bild erzeugt.

Welche Tipps haben Sie bei (bildschirm-) gereizten Augen, was die Ernährung angeht?

Zunächst einmal: viel und ausreichend trinken. Schon in jungen Jahren sollte man eine Trinkroutine erlernen, die man im Alter dann fortsetzt, nämlich hauptsächlich Wasser zu trinken. Und bei der Ernährung kommt es auf viele frische, bunte Lebensmittel an. Denn was viele nicht wissen: Auch unnatürliche Stoffe reichern sich im Auge an, nicht nur in den inneren Organen. Deswegen sollte man behandelte Lebensmittel vermeiden. Gerade im Auge findet ein hoher Stoffwechsel statt.

Vielen Dank für das Gespräch.

Ganzheitliche Sehlehrerin

Sylvia Gelman ist ganzheitliche Sehlehrerin und Expertin für entspanntes Sehen. Sie verfügt über einen eigenen YouTube-Kanal, auf dem Sie weitere Übungen finden, sowie über eine eigene Webseite mit vielen nützlichen Beiträgen rund um das Augen- und Sehtraining.

3 Übungen für angespannte Augen

1. Ohren kneten

Für diese Übungen drehen Sie zunächst einmal den Kopf nach links und nach rechts, ohne den Oberkörper zu bewegen, und merken sich jeweils den Blickpunkt, also wie weit Sie kommen. Dann nehmen Sie die Arme über kreuz und kneten das jeweils entgegengesetzte Ohrläppchen. Diese Massage führen Sie dreimal von oben bis unten durch. Jetzt schauen Sie, wie weit Sie den Kopf nach der Übung bewegen können.

An dieser Stelle finden Sie eigentlich ein passendes Video. Leider dürfen wir Ihnen dieses erst anzeigen, wenn Sie die Marketing-Cookies für diese Webseite akzeptieren. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

2. Gähnen

Um den Körper und auch den Augen ein bisschen Entspannung zu gönnen, einfach zwischendurch laut und herzhaft gähnen. Dazu einfach den Unterkiefer locker fallen lassen. Wichtig: Nicht die Hand vor den Mund zu nehmen, sondern einfach dem Impuls des Gähnens nachzugehen. Neben der Entspannung, werden auch die Augen befeuchtet. Darüber hinaus ist die Übung gut für den ganzen Körper, nicht nur für die Augen – eine Entspannung ist anschließend direkt spürbar.

3. Nasenspitze fokussieren

Bei dieser Übung versuchen Sie, für ein bis zwei Sekunden die Nasenspitze mit beiden Augen zu fokussieren. Fällt Ihnen das schwer? Gerade wenn Sie unter Altersweitsichtigkeit leiden, also in der Nähe nicht mehr gut scharf sehen, sollten Sie diese Übung immer mal wieder machen.

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