Ein großes Wunderwerk: unser Darm
Sind wir gesund, merken wir nichts von ihm. Nur wenn uns etwas sprichwörtlich „auf den Magen schlägt“, macht er sich bemerkbar: der Darm. Was viele nicht wissen: Neben der Verdauung übernimmt er auch eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Wir nehmen uns die Zeit, dieses Wunderwerk etwas genauer zu betrachten.
Ein großes und wichtiges Organ
Der Darm zieht sich wie ein Schlauch durch die gesamte Körpermitte des Menschen. Mit einer Länge von sechs bis acht Metern und einer Oberfläche von ca. 500 m² ist er unser größtes inneres Organ und gliedert sich in Dünn- und Dickdarm. Der Dünndarm unterteilt sich in Zwölffinger-, Leer- und Krummdarm. Im Zwölffingerdarm findet die höchste Stoffwechselaktivität statt und es werden verwertbare Nährstoffe direkt über die Darmwand aufgenommen. Der Dickdarm besteht aus vier Abschnitten: Blinddarm mit Wurmfortsatz, Grimmdarm, Mastdarm und Analkanal. Die Hauptaufgabe des Dickdarms ist es, durch Resorption von Elektrolyten und Wasser den Speisebrei einzudicken, um die Ausscheidung vorzubereiten. Im Krummdarm und im Wurmfortsatz befinden sich große Ansammlungen von Lymphfollikeln (Peyer Plaques), die eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr einnehmen.
80 % aller antikörperproduzierenden Zellen befinden sich in der Darmwand.
Fleißige Organismen
Wenn es um das Thema Immunabwehr geht, kommt niemand am Begriff „Mikrobiom“ vorbei. Dahinter verbirgt sich die Gesamtheit aller im Darm lebenden Mikroorganismen – unter anderem rund 100 Billionen bakterielle Darmkeime. Unser Verdauungstrakt hat, ebenso wie unsere Haut, Kontakt zur Außenwelt, in diesem Fall über die aufgenommene Nahrung. Da wir mit unserer Nahrung auch Viren, Bakterien und weitere Fremdstoffe aufnehmen, ist ein funktionierendes Immunsystem, das zwischen „fremd“ und „eigen“ unterscheidet, wichtig. Unser Mikrobiom unterstützt es durch die Produktion unterschiedlichster Stoffe, darunter kurzkettige Fettsäuren, Schleimstoffe und antimikrobielle Substanzen.
Aufgaben des Mikrobioms für die Verdauung
Neben der Immunfunktion übernimmt das Mikrobiom weitere wichtige Aufgaben. Bei der Verdauung baut es Ballaststoffe ab und sorgt für die Synthese von Vitaminen (etwa Vitamin K), kurzkettigen Fettsäuren und Botenstoffen. Über diese Substanzen wird zum einen die Darmschleimhaut ernährt und zum anderen die Darmbewegung reguliert. Mittels der Botenstoffe findet ein Austausch über die sogenannte Darm-Hirn-Achse statt. Deshalb gilt für uns: Gerät das Mikrobiom ins Ungleichgewicht, wirkt sich das auf unseren gesamten Organismus aus. Andersherum: Je artenreicher unser Mikrobiom, desto stabiler ist unsere Gesundheit.
„Wir können den Darm nicht allein betrachten. Es ist ein komplexes Verdauungssystem.“ Annette Greco, Leiterin der Entwicklung und Anwendungsforschung
Der Darm im Gleichgewicht
Anthroposophisch betrachtet ist der Darm Teil des Stoffwechsel-Gliedmaßen-Systems. Dieses System ist neben dem Nerven-Sinnes-System sowie dem Rhythmischen System Teil der sogenannten „Dreigliederung“. Die Balance dieser drei Systeme ist ein ausschlaggebender Faktor: Gerät eines davon ins Ungleichgewicht, betrifft das auch die beiden anderen. „Für den Körper ist es eine Herausforderung, vom bewussten Nerven-Sinnes-System, also dem Schmecken und Riechen, zum Stoffwechsel umzuschlagen“, weiß Annette Greco, Leiterin der Entwicklung und Anwendungsforschung. „Zudem muss – bewusst und unbewusst – ständig die Balance zwischen Auf- und Abbau im Rhythmischen System gefunden werden. Und da können wir uns gut vorstellen, dass sich alles, was in irgendeiner Form auf diese Balance einwirkt, auf die Darmgesundheit auswirkt.“
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Alles im Kreislauf
Schließlich kommt es dann auch darauf an, welche Lebensmittel wir zu uns nehmen: Produkte aus biologisch-dynamischer Landwirtschaft werden ohne chemische Pestizide und Pflanzenschutzmittel angebaut, damit fördern sie gleichzeitig die Bodengesundheit. Das kommt wiederum uns Menschen zugute: Denn nur wenn wir unsere Böden schützen, können wir langfristig auf gesunde Nahrungsmittel zurückgreifen. Und das fördert wiederum unsere Darmgesundheit.
Wie Sie mit einer ausgewogenen Ernährung Ihre Immunabwehr stärken, erfahren Sie im Januar im 2. Teil.