Die Unnahbare
Sie piekst, scheint auf den ersten Blick nutzloses „Unkraut“ zu sein und ist bei vielen alles andere als beliebt: die Brennnessel. Warum sie trotzdem zur Heilpflanze des Jahres 2022 gekürt wurde? Wir wagen einen Blick hinter die zunächst abwehrend erscheinende Fassade.
An halbschattigen Plätzen fühlt sich die in unserer Region heimische und blätterreiche Pflanze besonders wohl. Die grünlich-weißen Blüten bleiben im Verborgenen und werden meist nicht wahrgenommen - und sind dennoch ein Grund für ihr massives Auftreten, denn die Brennnessel produziert sehr viele Blüten und Blütenstaub. Was vielen vielleicht unbekannt ist: Es gibt viele verschiedene Gattungen der Brennnessel. Bei den Heilpflanzen gibt es sogar zwei Arten, die man unterscheidet: die Große und die Kleine Brennnessel. Erstere wurde zur Heilpflanze des Jahres 2022 gekürt.
Hilft, wenn’s brennt
In unseren Arzneimitteln wird sowohl die Große als auch die Kleine Brennnessel verwendet. „Die kleine Schwester brennt aggressiver – diese Signatur ist ein Hinweis auf ihr Einsatzgebiet“, weiß Annette Greco, Leiterin Galenische Entwicklung bei der WALA. So kommt sie in Form eines Pflanzenauszugs im Wund- und Brandgel* zum Einsatz. Hier lindert die kleine Brennnessel in Verbindung mit Ringelblume, Arnika und vielen weiteren Substanzen aus der Natur den Brennschmerz bei Verbrennungen, Sonnenbrand und Insektenstichen und wirkt abschwellend. Daher ist das Gel ein gern gesehener Begleiter in der Reiseapotheke – spendet es doch eine wohltuende Kühle. Und sorgt vielleicht dafür, dass der ein oder andere Kritiker die Brennnessel bei der nächsten Begegnung wohlwollender wahrnimmt.
Schon gewusst?
Das vielseitige Potenzial von Heilpflanzen zur Unterstützung der Wundheilung wurde in einem wissenschaftlichen Artikel von einer Forschungsgruppe der WALA tiefer beleuchtet. Der Fokus lag hierbei auf den Vorteilen der Kombination von verschiedenen Pflanzenarten in sogenannten Arzneimittelkompositionen.1
1Embacher K et. al. (2021) Zeitschrift für Phytotherapie; 249-262 und 312-319.
Auf unseren Spuren
Die Brennnessel wächst und gedeiht überall dort, wo Menschen sich ausgebreitet haben. „Sie drängt sich nicht auf, bleibt uns Menschen aber auf der Spur und hält ihn gleichzeitig auf Abstand“, beschreibt Annette Greco den Charakter der Pflanze. „Sie ist eine Pflanze, die sich durch einige Polaritäten auszeichnet: Auf der einen Seite wirkt sie durch die filigranen Blätter sehr zart, auf der anderen Seite beweist sie eine hohe Widerstandsfähigkeit und breitet sich schnell aus. Durch ihren massiven Blattwuchs erscheint sie chaotisch, aber sieht man genauer hin, folgt die Anordnung der Blätter einem gewissen Rhythmus.“
Ökologisch wertvoll
Auch in unserem Heilpflanzengarten ist die Brennnessel ein wertvolles Gewächs. „Sie hat für uns Gärtner einen sehr hohen ökologischen Wert“, berichtet Bernhard Ehrmann, Leiter des WALA Heilpflanzengartens. „Sie ist eine sehr vielseitige Pflanze.“ Die vielfältige Verwendung ist auch der Grund dafür, warum die Jury des NHV Theophrastus sich für die Brennnessel als Heilpflanze des Jahres entschied. „Die Brennnessel wird zum Beispiel auch in unserem Kompost als Präparat eingesetzt und trägt dazu bei, dass ein wertvolles Substrat entsteht. Als Jauche eingesetzt, hat sie eine düngende und sehr belebende Wirkung auf den Boden“, so Ehrmann. „Außerdem sind ihre Blätter für viele Schmetterlingsraupen eine begehrte Nahrungsquelle. Das wiederum sorgt für mehr Artenvielfalt.“
Ein Allerweltskerl
Aber auch bei uns Menschen erscheint die Pflanze aufgrund ihres hohen Eisengehalts immer häufiger auf dem Speiseplan: Zum Beispiel in Form eines Salats oder als erfrischender Smoothie. Die feinen Brennhaare verlieren übrigens ihre schmerzhafte Wirkung, indem man die Blätter kleinhackt oder sie mit einem Nudelholz walkt. Schon Rudolf Steiner erkannte ihr Potenzial, so erklärte er in einem Kurs vor Landwirten: „[…] die Brennnessel ist wirklich ein Allerweltskerl, die kann ungeheuer viel.“
*Pflichtangaben
Wund- und Brandgel
Wund- und Brandgel. Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Verbrennungen und Verbrühungen 1. und 2. Grades, Sonnenbrand, allergisch-hyperergische Hautkrankheiten (Dermatosen), Insektenstiche, Schürfwunden und Geschwüre. Warnhinweise: Enthält einen sonstigen Bestandteil (Thymianöl) mit Linalool. Enthält 19 mg Alkohol (Ethanol) pro 1 g entsprechend 1,9 % (w/w). Stand: April 2023. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder in Ihrer Apotheke.