Biografiearbeit Teil 4: Was nach der Lebensmitte möglich wird
Lebensmitte – und dann? Wie wäre es, selbst immer stärker Regie zu führen? Mutige Entscheidungen zu treffen? Sich persönliche Kraftquellen bewusst zu machen? Wie auch: für die eigene Gesundheit Verantwortung zu übernehmen? Susanne Hofmeister, die sich als anthroposophische Ärztin schwerpunktmäßig mit Biografiearbeit beschäftigt, hält all das für gute Ideen.
Zeit der geistigen Entwicklung
7. Jahrsiebt (von 42 bis 49) -> Leben in Eigenregie
8. Jahrsiebt (von 49 bis 56) -> umfassende Kompetenzen
9. Jahrsiebt (von 56 bis 63) -> Ausstrahlung und Intuition
Im zweiten Stock des Lebenshauses
Die Vorstellung eines Lebenshauses, dessen verschiedene Räume und Etagen wir nach und nach bewohnen, liegt unserer Serie zur Biografiearbeit zugrunde. Die bisherigen Folgen haben sich dem Erdgeschoss und der ersten Etage gewidmet. Mit gut 40 Jahren ist die Zeit reif für einen weiteren Umzug: in den zweiten Stock. Parallel zu den Fragen „Wer bin ich eigentlich?“ und „Wie könnte ein erfülltes Leben für mich aussehen?“ dürfen auch die neuen Räume des Lebenshauses nach den eigenen Bedürfnissen gestaltet werden. Sich im eigenen Leben zu verwirklichen, ist eine wichtige Aufgabe nach der Lebensmitte. Welche Entwicklungsschritte stehen an?
Zeit der geistigen Entwicklung
Nach sechs Jahrsiebten, in denen erst die leibliche und dann die seelische Entwicklung im Mittelpunkt standen, geht es in den Jahren zwischen 42 und 63 vor allem um die geistige Entwicklung. „Vielleicht machen Sie sich einen neuen, sachlicheren Blick zu eigen, der persönliche Verstrickungen in den Hintergrund treten und Schicksalszusammenhänge deutlich werden lässt“, schlägt Susanne Hofmeister vor. Die nun reife Kraft kann genutzt werden, um sich selbst zu verwirklichen, aber auch um zukunftswirksame Ideen anzustoßen. Es ist eine Lebensphase, in der ein Mensch mutige Entscheidungen treffen, souverän führen und delegieren, Weisheit und Gelassenheit erlangen kann. Dazu gehört auch, zu verzeihen und sich mit anderen zu versöhnen, wo immer es nötig ist.
Das eigene Leben leben
Gelingt die Wende in der Lebensmitte, dann findet eine ungeahnte Horizonterweiterung statt. Susanne Hofmeister beschreibt es so: „Ich genieße den neuen Überblick über mein Leben, über das Leben anderer, über das Leben überhaupt. Immer mehr bekomme ich die Sicherheit, dass es mein ganz eigenes Leben ist, das ich lebe.“
Wie sieht es nun gesundheitlich aus?
Ab der Lebensmitte gilt es, die Verantwortung für die eigene Gesundheit anzunehmen und zu übernehmen. Denn – so Susanne Hofmeister: „Sie werden früher oder später einsehen, dass Sie sich schlechte Gewohnheiten nicht länger leisten können. Es gilt, neue Gewohnheiten zu etablieren, ein individuelles Maß zu finden und stärker als bislang Maß zu halten.“
7. Jahrsiebt (von 42 bis 49) -> Leben in Eigenregie
Im siebten Jahrsiebt wird ein Teil der Lebenskräfte aus unserem Stoffwechsel entlassen. Das kann sich an einem Nachlassen der Muskulatur und Verdauungskraft oder auch an Gelenkbeschwerden bemerkbar machen. Susanne Hofmeister empfiehlt, diese frei werdenden Lebenskräfte nicht einfach laufen zu lassen, sondern ihnen ganz bewusst eine neue Richtung zu geben. „Das kann eine berufliche Veränderung sein, ein neues Hobby, das Erlernen einer Sprache, soziales Engagement, die Ausübung einer Sportart. Dann spüren wir einen neuen Lebensschwung, und wir fühlen uns zufrieden und im Einklang mit uns.“
8. Jahrsiebt (von 49 bis 56) -> umfassende Kompetenzen
Im achten Jahrsiebt beginnen sich die Lebenskräfte auch aus dem Herzbereich zurückzuziehen. Nun treten vermehrt Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Gleichzeitig eignet sich diese Zeit aber auch dazu, nach dem persönlichen Herzensthema Ausschau zu halten. Vieles ist im Umbruch – bei Frauen machen sich die Wechseljahre bemerkbar. Die Zeit zwischen 49 und 56 gilt auch als zweite Pubertät des Lebens.
9. Jahrsiebt (von 56 bis 63) -> Ausstrahlung und Intuition
Anders das neunte Jahrsiebt: Weil ab Mitte Fünfzig weniger Lebenskräfte für die Sinne und das Nervengewebe zur Verfügung stehen, sind trockene Augen oder ein Grauer Star, Schwerhörigkeit oder beginnende Vergesslichkeit nicht ungewöhnlich. Auch die Knochen tun jetzt öfter mal weh. „Doch wenn wir verstehen, dass diese Lebenskräfte, die sich aus dem Körperlichen zurückziehen, uns nun in unserem Denken, Lernen und Begreifen zur Verfügung stehen, dann kann das Älterwerden mit seiner Möglichkeit zur Weisheit einen neuen Sinn bekommen. Dies zeigt sich an der großen ganz persönlichen Strahlkraft, einer neuen Jugendlichkeit, die ihre Quelle in der geistigen Welt hat“, betont Susanne Hofmeister.
„Alle Kraft, die wir fortgeben, kommt erfahren und verwandelt wieder über uns.“
Rainer Maria Rilke
Wie geht es weiter?
Aufwärts, zumindest im Lebenshaus. Für die Jahre ab 63 ist die Dachetage reserviert. Sie erlaubt ganz neue Freiheiten und eine weite Sicht. Wie das Älterwerden gelingen kann, zeigt Susanne Hofmeister in der nächsten Folge unserer Serie auf.
Kräfte einsetzen und einteilen
Was ist Kraft? Körperliche Stärke? Die Gewissheit, bei einer ausgedehnten Wanderung mühelos mithalten und auch noch den Rucksack tragen zu können? Ein Haus mit den eigenen Händen umzubauen? Oder ist Kraft nicht auch seelische und geistige Stärke? Ein Belastbarsein in schwierigen Situationen? Die Weisheit und das Charisma einer – wie der Name schon nahe legt – Führungskraft?
Zu den Kräften, über die jeder Mensch verfügt, gehören auch seine Selbstheilungskräfte. Sie brauchen mitunter eine gezielte Unterstützung, um in fordernden Situationen ihren Dienst zu tun. Unsere anthroposophischen Arzneimittel sind genau dafür konzipiert: Sie geben heilsame Impulse und regen so die körpereigenen Selbstheilungskräfte an.