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Biografiearbeit Teil 1: Das eigene Leben in größeren Zusammenhängen.

In der Rückschau ergibt vieles im Leben Sinn. Wie wäre es, nicht nur zurück, sondern auch nach vorn zu blicken? Sich mit den typischen Lebensphasen und ihren Themen zu beschäftigen? Um Krisen zu meistern, um persönliche und berufliche Erfüllung zu finden? Die anthroposophische Biografiearbeit tut genau das. Sie ist eine Einladung, das eigene Leben in größeren Zusammenhängen zu sehen.

Unsere neue Serie

Größere Zusammenhänge zu sehen, ist auch der WALA wichtig. Unsere anthroposophischen Arzneimittel sprechen einen Menschen immer auf einer körperlichen, einer seelischen und einer geistigen Ebene an. Sie finden ihre Ergänzung in ganzheitlichen Therapien – wie der Biografiearbeit, die wir in dieser und den folgenden Ausgaben des Newsletters vorstellen. 

Zusammenhänge, die für alle gelten?

Jeder Lebensweg ist einzigartig. Jeder Mensch geht ihn in seinem eigenen Tempo, verfolgt seine individuellen Ziele, begegnet seinen persönlichen Herausforderungen. Und doch: Es gibt die großen Lebensphasen, die mehr oder weniger für uns alle gelten: die Kindheit etwa, die Pubertät, die Wechseljahre, das Alt und immer älter werden. Diese Phasen sind verbunden mit typischen Entwicklungsaufgaben, typischen gesundheitlichen Aspekten, typischen Krisen und Chancen. Wer diese Themen betrachtet und mit seiner eigenen Biografie in Verbindung bringt, erlebt sein Leben als sinnhafter.

„Gerade da liegt das Besondere der Biografiearbeit: das Allgemeine der Gesetzmäßigkeit zu schildern, damit darin das ganz Eigene und Einmalige von jedem von uns auftauchen kann.“

Dr. med Susanne Hofmeister

Der eigene Zugang zur Biografiearbeit

Biografiearbeit beinhaltet – wie der Name schon sagt – aktive Arbeit. Wie kann sie aussehen? Für manchen reicht vielleicht schon eine Rückkopplung mit den Lebensphasen und ihren Themen, um das eigene Leben bewusster zu gestalten. Andere wählen die Unterstützung durch ausgebildete Therapeut:innen, um berufliche, persönliche oder gesundheitliche Krisen zu überwinden bzw. sich mit ihnen zu versöhnen. So oder so ist es eine Arbeit, die Früchte trägt: Biografiearbeit hilft dabei, immer wieder in Balance zu kommen.

Bewusster und gesünder leben

Susanne Hofmeister, Ärztin für anthroposophische Medizin mit dem Schwerpunkt Biografiearbeit, stellt einen Zusammenhang mit gesundheitsstärkenden Aspekten her: „Die Biografiearbeit verbindet uns mit unseren Ressourcen, führt zu mehr Spannkraft, stärkt unsere Widerstandskraft und Belastungsfähigkeit. Sie fördert die Selbstwirksamkeit und damit die Fähigkeit zur Selbstregulation, die Voraussetzung körperlicher, seelischer und geistiger Gesundheit ist.“

Typisch anthroposophisch

Die Biografiearbeit lenkt den Blick auf verschiedene Lebensphasen, die in 7-Jahres-Schritte unterteilt und zu größeren Abschnitten von 21 Jahren zusammengefasst werden. Diese sogenannten Jahrsiebte folgen einem Konzept, das in der Antike wurzelt und von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie, im 20. Jahrhundert erneut aufgegriffen wurde. Biografiearbeit hat deshalb oft einen anthroposophischen Hintergrund, erschließt sich aber auch ohne diesen.

Sieben
Wie keine andere Zahl zieht sich die Sieben durch unser Leben. Schon der Grieche Solon hat vor rund 2.500 Jahren von Siebenjahresperioden gesprochen, in denen die Entwicklung des Menschen verläuft. Auch sein Landsmann Hippokrates, der wohl bekannteste Arzt der Antike, war überzeugt: „So, wie der Mond seine Phasen alle sieben Tage ändert, beeinflusst die Sieben alle Dinge, die sich unterhalb des Mondes abspielen.“ In seinem 28-tägigen Zyklus wechselt der Mond vom Neumond zum Halbmond, vom Halbmond zum Vollmond und wieder zum Neumond. Diese stetige Veränderung hat er mit unserem Leben gemeinsam, in dem die einzige Konstante in der Veränderung liegt, so der griechische Philosoph Heraklit. Den Wechsel der Veränderung erlebt jede Frau während ihres ebenfalls 28-tägigen Zyklus. Und auch unsere Siebentagewoche und so manche Redensart – angefangen von den „Siebensachen“ bis zum „siebten Himmel“ – lässt sich auf die kosmische Sieben zurückführen.

Die Lebensphasen und ihre Jahrsiebte:

Zeit der leiblichen Entwicklung - Von der Geburt bis etwa 21
1. Jahrsiebt (von 0 bis 7) -> fürs Leben lernen
2. Jahrsiebt (von 7 bis 14) -> die Welt entdecken
3. Jahrsiebt (von 14 bis 21) -> auf der Suche nach Wahrheiten

Zeit der seelischen Entwicklung - Von etwa 21 bis etwa 42
4. Jahrsiebt (von 21 bis 28) -> Sturm und Drang
5. Jahrsiebt (von 28 bis 35) -> das Leben organisieren
6. Jahrsiebt (von 35 bis 42) -> Bilanz und Balance

Zeit der geistigen Entwicklung - Von etwa 42 bis etwa 63
7. Jahrsiebt (von 42 bis 49) -> Leben in Eigenregie
8. Jahrsiebt (von 49 bis 56) -> umfassende Kompetenzen
9. Jahrsiebt (von 56 bis 63) -> Ausstrahlung und Intuition

Zeit der Heimkehr zu uns selbst - Von etwa 63 an
10. Jahrsiebt (von 63 bis 70) und die folgenden -> lieben und loslassen

„Mögest du alle Tage deines Lebens leben.“

Jonathan Swift

Um das Konzept der Biografiearbeit zu erklären, hat Susanne Hofmeister ein anschauliches Bild gefunden: Sie entwirft ein Lebenshaus, dessen Etagen verschiedenen Lebensphasen entsprechen. Man bewohnt zunächst das Erdgeschoss, in dem sich Kindheit, Schulzeit und Jugend abspielen. Von dort führt eine große Freitreppe in die oberen Etagen, die für die berufliche, familiäre und persönliche Entwicklung eingerichtet sind. Und ganz oben wartet das Dachgeschoss – der Raum, der im Alter Erfüllung und neue Freiheiten möglich macht.

In jedem Lebenshaus gibt es zudem einen Keller. Dort sind alle Themen untergestellt, die im Laufe des Lebens angepackt und in wertvolle Ressourcen verwandelt werden wollen. Unser Newsletter wird jeder Etage einen Artikel widmen. Gehen Sie mit uns durch Ihr Lebenshaus.

Mehr zur Biografiearbeit
Berufsvereinigung Biographiearbeit auf Grundlage der Anthroposophie e.V

Susanne Hofmeister
Sie ist promovierte Ärztin für anthroposophische Medizin und arbeitet als Coach mit ihrer eigenen Methode, der „Biographiearbeit im Lebenshaus®“. Dabei liegt ihr Fokus auf einem freudevollen Älterwerden. Susanne Hofmeister begleitet einzelne Menschen und bietet Fortbildungen für Expertinnen und Experten an, die das biografische Arbeiten therapeutisch einsetzen, um sich und anderen neue Kraftquellen zu erschließen. Hier geht es zu ihrer Website.

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