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„Man ist ganz Mensch und wird auch so behandelt“

Maria Wittmann* war gerade auf einer Geburtstagsfeier, als es ihr plötzlich schlecht ging: „Ich fühlte mich auf einmal ganz schwach und benommen“, berichtet die 72-Jährige. „Dann musste ich spucken.“ Ihr Hausarzt untersuchte sie und konnte zunächst nicht feststellen, was ihr fehlte, denn sie wies keinerlei typische Symptome für ein bestimmtes Krankheitsbild auf. Durch eine glückliche Fügung ließ ihre Nachbarin, ebenfalls Ärztin, nach der Untersuchung durch den Hausarzt jedoch nicht locker und überzeugte Maria Wittmann davon, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen. Die selbstbewusste Rentnerin entschied sich für das Paracelsus-Krankenhaus, eine Fachklinik für innere Medizin mit Spezialisierung auf Anthroposophische Medizin im nördlichen Schwarzwald.

*Name von der Redaktion geändert

Die Anreise führt durch kleine, mit Fachwerkhäusern geschmückte Dörfer, eine sich den Berg hinaufschlängelnde Straße entlang, rundherum nur Natur, bis schließlich auf 600 Metern Höhe das 1957 nach dem goldenen Schnitt erbaute Paracelsus-Krankenhaus vor einem liegt. Schon der erste Eindruck lässt eher an ein idyllisch gelegenes Berghotel denken als an eine Klinik – ein wichtiger Aspekt der Anthroposophischen Medizin: Die Umgebung und die äußeren Einflüsse spielen für die Heilung eine große Rolle. Die unmittelbar mit den Augen wahrgenommenen Bilder, denen ein Patient ausgesetzt ist, beeinflussen seine Genesung. Ausblicke in die Natur sowie auf farblich gestaltete Wände mit Originalkunstwerken sind daher für jedes Patientenzimmer selbstverständlich. „Der Blick ins Grüne beruhigt einfach“, bestätigt auch Maria Wittmann, die sich in ihrem Zimmer mit kleiner Terrasse so wohl gefühlt hat, dass ihr der geliebte Garten zuhause kaum fehlte. Wohlbehagen im Krankenhaus? Ein eher seltenes Erlebnis, das Maria Wittmann nicht zuletzt auf die Menschlichkeit zurückführt, die ihr im Paracelsus-Krankenhaus entgegengebracht wurde: „Als ich einen Krisentag hatte und weinen musste, setzte sich eine Schwester zu mir, sprach mit mir und tröstete mich. Das hat ja sonst in einem Krankenhaus heutzutage gar keinen Platz mehr.“

Doch natürlich bietet das Paracelsus-Krankenhaus nicht nur Menschlichkeit und eine schöne Umgebung, sondern wartet als moderne Akutklinik mit entsprechender Gerätediagnostik und mit schulmedizinisch ausgebildeten Ärzten auf. Erst nach der Facharztausbildung qualifizieren sich Ärzte zusätzlich in Anthroposophischer Medizin beziehungsweise sie haben dies bereits studien- und ausbildungsbegleitend getan.

Schnell erkannt – die Diagnose

Als Maria Wittmann dank ihrer Nachbarin in das Paracelsus-Krankenhaus eingeliefert wurde, kümmerte sich der behandelnde Arzt Dr. Thomas Breitkreuz zunächst um eine gründliche Diagnostik: „Frau Wittmann kam mit über 40 Grad Fieber und einem sehr niedrigen Blutdruck von 80 zu 50 zu uns. Sie befand sich in einem Schockzustand und es war völlig unklar, was sie hatte“, so der Facharzt für innere Medizin. Mithilfe eines tragbaren hochmodernen Ultraschallgerätes ergab die Untersuchung schnell, dass Maria Wittmann an einer so genannten Lobärpneumonie litt – einer Entzündung des Lungengewebes, die ganze Lappen der Lunge betrifft –, verbunden mit einer Blutvergiftung. Frau Wittmanns linker Lungenunterlappen war komplett mit Eiter gefüllt. Das Organ, in dem die feinst aufgespannten kleinen Blutgefäße um die Lungenbläschen herum für den Gasaustausch sorgen, wiegt in gesundem Zustand gerade einmal 100 Gramm. Etwa 1,5 Kilogramm brachte hingegen der Lungenlappen der 72-Jährigen auf die Waage. „Bei dieser schweren Form der Blutvergiftung, die inzwischen in Krankenhäusern in Deutschland die zweithäufigste Todesursache darstellt, wandern die Krankheitserreger, also die Bakterien, aus der Lunge in die Blutbahn und bewirken im gesamten Organismus eine durch das Immunsystem ausgelöste Entzündungsreaktion“, erläutert Breitkreuz. Überall dort, wo kleine Blutgefäße für die Ernährung von Organgewebe zuständig sind, kommt es zu Flüssigkeitsaustritten. Blutgerinnsel entstehen – mit Multiorganversagen als möglicher Folge und einer Sterblichkeit von 30 bis 40 Prozent trotz antibiotischer Behandlung. „Pro Stunde, die ein Antibiotikum später gegeben wird, sterben bis zu sieben Prozent mehr Patienten. Das muss man sehr ernst nehmen“, präzisiert Breitkreuz. „In solch einer Situation sind Antibiotika unverzichtbar. Wenn der Blutdruck sinkt, wie es bei Maria Wittmann der Fall war, ist es von größter Wichtigkeit, die Situation schnell zu erkennen und sofort zu reagieren. Innerhalb von einer Stunde muss die Diagnose erstellt und die Therapie eingeleitet werden.“ Dass sie sich in einer lebensbedrohlichen Situation befand, nahm Maria Wittmann zunächst nicht wahr. Außerdem wusste sie: „Ich bin gut aufgehoben, also muss ich auch keine Angst haben.“

Zuverlässig behandelt – die Therapie

Um die notwendige Stabilisierung des kritischen Zustandes zu erreichen, ordnete Breitkreuz unverzüglich die Gabe eines entsprechenden Antibiotikums an, das die Zellteilung der krankheitsverursachenden Bakterien blockiert. Die eigentliche Heilungsleistung jedoch stand noch aus: Der Eiter musste aus der Lunge befördert und die in Unordnung geratenen Durchblutungs- und Ernährungsvorgänge der Organe mussten wieder neu strukturiert werden. Hierbei hilft das Antibiotikum dem Organismus nicht, dieser wäre auf sich selbst gestellt – wenn ihm nicht an diesem Punkt die Anthroposophische Medizin helfen würde. Sie unterstützt die selbstheilenden Kräfte des Patienten und regt diese gezielt an. Maria Wittmann erhielt Infusionen mit Argentum metallicum praeparatum (Silber) in der Potenz D30. Ihre Wirkungsweise erklärt Breitkreuz wie folgt: „In der hochfieberhaften Situation und der Sepsis sind die lebendigen Vorgänge im Organismus chaotisch auseinandergefallen, das Bewusstsein hat sich eingetrübt. Das Präparat hilft den feinen Lebensprozessen dabei, sich wieder aufeinander zu beziehen und sich in ein neues Gleichgewicht zu integrieren.“ Für die Ausheilung der Lunge, die Regeneration und die Neustrukturierung der entzündeten Bereiche spielt zudem Eisen eine wichtige Rolle. So injizierte man Maria Wittmann das Eisenpräparat Ferrum metallicum praeparatum D10 in Kombination mit Formica D8 (Waldameise).

Eine Labsal für Körper und Seele – Äußere Anwendungen

Um die medikamentöse Therapie zu begleiten und ihre Wirkung zu intensivieren, erhielt Maria Wittmann von Anfang an äußere Anwendungen (siehe Infokasten). In der Akutsituation setzten Ganzkörper-Waschungen mit Zitrone und Meersalz durch ihre zusammenziehende und stimulierende Wirkung den entzündlichen Prozessen von außen etwas Begrenzendes und Strukturierendes entgegen. Sobald der erste kritische Tag vergangen und die Patientin stabil war, genoss sie jeden Morgen einen intensiv durchwärmenden Ingwer-Lungen-Wickel mit anschließender Nachruhe: „Diese Wärme und Ruhe ... Ich habe mich gefühlt wie ein Kind, das man in den Arm nimmt, ganz umhüllt und geborgen“, berichtet Wittmann und fügt hinzu, dass sie es nur jedem wünschen könne, in einer Krankheitssituation Ähnliches erleben zu dürfen.

„Bitte nicht stören“

Bei den äußeren Anwendungen ist es von besonderer Wichtigkeit, dass sie in einer Umgebung vollständiger Ruhe durchgeführt werden. „Wir ziehen den Telefonstecker, hängen ein „Bitte nicht stören“-Schild an die Tür und bitten Mitpatienten, während der Anwendung kein Gespräch zu beginnen“, erklärt die Pflegehelferin Wiebke Freund. Nur so kann der Organismus die Substanz aufnehmen, die die Heilungskräfte anregt – in diesem Fall den Ingwer: „Er vermittelt eine harmonische Wärme, die nicht anheizend ist, aber sehr in die Tiefe geht. Sie dringt bis zum vereiterten Lungenlappen vor und löst dort den Schleim. Das entlastet das Organ und regt seine Ausheilung an“, erläutert Breitkreuz. Zur Mittagszeit beruhigten Abstriche mit einem Rosmarin-Kupfer-Gemisch Maria Wittmanns stark oberflächliche, beinahe hechelnde Atmung und halfen, sie wieder zu vertiefen. Die Rentnerin bestätigt: „Es wurde von Tag zu Tag besser. Ich konnte zunehmend tiefer durchatmen und bekam wieder leichter Luft. Das Druckgefühl auf der Brust ist jetzt ganz weg.“ Zusätzlich unterstützten abendliche Einreibungen mit Schachtelhalmöl über dem Lungenbereich das Organ darin, sich wieder neu zu ordnen und eine neue Struktur zu bilden. „Das ist eigentlich das große Thema bei der Lungenentzündung: Es geht darum, eine neue Gesundheit zu entwickeln und nicht, wie man in der Schulmedizin zu sagen pflegt, um die ‚Restitutio ad integrum’ – also eine simple Wiederherstellung des Zustandes, in dem der Körper sich vor der Krankheit befand“, beschreibt Breitkreuz den besonderen Ansatz der Anthroposophischen Medizin. Der Körper soll Erkrankungen – nach Möglichkeit – aus eigener Kraft überwinden. Die Symptome der Krankheit werden daher nur dann medikamentös unterdrückt, wenn es absolut notwendig ist. Denn das Überwinden von Krankheiten birgt Entwicklungspotenzial in sich und kann den Menschen zu einem neuen Gleichgewicht führen, sowohl körperlich als auch seelisch – und das gilt selbstverständlich nicht nur für das hier beschriebene Krankheitsbild.

„Keine Behandlung verläuft nach Schema F“ Im Gespräch mit Dr. med. Thomas Breitkreuz

Maria Wittmann kam mit einer Lungenentzündung zu Ihnen. Worin genau besteht in diesem Fall die in der Anthroposophischen Medizin angesprochene „Heilungsleistung“ des Organismus?

Bei der Behandlung einer Lungenentzündung geht es zunächst einmal darum, dass die Entzündungswerte wieder runtergehen und die Sauerstoffwerte gut sind, die weißen Blutkörperchen Normalwerte erreichen und das Röntgenbild wieder sauber erscheint. Doch wenn der Patient trotz guter Werte noch immer grau aussieht, sich geschwächt fühlt und gar nicht mehr auf die Beine kommt, wird deutlich, dass es sich nur um eine so genannte Defektheilung handelt, die nicht die Ebene der Lebenskräfte erreicht hat. Hier setzt die Anthroposophische Medizin an: Sie versucht, das durch die Entzündung durcheinandergeratene Gleichgewicht und die fein aufeinander abgestimmten Lebensprozesse des Organismus in eine neue Ordnung zu bringen, so dass Körper, Seele und Geist wieder miteinander in Einklang sind.

Wie beschreiben Sie den Weg dahin?

Der Weg verläuft nicht nach Schema F. Wir beobachten den Patienten genau, um eine für ihn sinnvolle, individuell auf ihn abgestimmte Therapie vorzunehmen: Wie sitzt der Patient heute im Bett? Wie viel Spannkraft hat er? Wird seine Haut wieder rosig? Fühlt er sich erfrischt und beginnt er, seinen Körper wieder zu spüren? Von Maria Wittmann berichtete die Schwester zum Beispiel, dass sie einen klareren Blick bekam, dass die Füße dank der Einreibungen durchwärmt waren und dass sie wieder tiefer atmen konnte – alles Anzeichen für zunehmende Vitalität. Daran muss ich als Arzt die Therapie anpassen und mir überlegen, welche Bereiche des Organismus zu stimulieren sind, damit uns am Ende des Heilungsprozesses ein intaktes Mosaik vorliegt – ein Mensch, der sich im Gleichgewicht befindet. Dabei findet auch bei den Patienten ein Lernprozess statt: Bereits nach einiger Zeit spüren sie ihren Körper wieder, ein Gefühl von Durchwärmung, Leichte, Lebendigkeit und Präsenz breitet sich aus, das sie gar nicht mehr kannten. Das ist zunächst eine rein körperliche Erfahrung, die jedoch beinahe automatisch ein neues Gefühl für Gesundheit mit sich bringt. Macht sich der Patient dieses Gefühl bewusst, wird er sich über kurz oder lang die Frage stellen „Wie muss ich denn eigentlich leben, um dieses Wohlbefinden dauerhaft zu spüren?“ Die Erkenntnis: Gesundheit und Lebensgestaltung gehören zusammen. Im besten Fall kann der Patient nochmals mit Freude etwas Neues beginnen. Diese Erfahrung wollen wir den Menschen zugänglich machen. Hierbei spielen die ergänzende anthroposophische Therapie und die intensive Begleitung des Patienten eine entscheidende Rolle.

Äußere Anwendungen in der Anthroposophischen Medizin

Bäder, Einreibungen, Wickel und Auflagen gehören seit Jahrtausenden in den Heilmittelschatz aller Kulturen. Eine Zeitlang fast in Vergessenheit geraten, erleben sie in den letzten Jahren eine Renaissance. Auch in der Selbstmedikation – besonders bei harmloseren Beschwerden, die das Befinden jedoch erheblich beeinträchtigen können – haben die Anwendungen inzwischen wieder einen festen Platz eingenommen.

In der Anthroposophischen Medizin werden äußere Anwendungen nicht nur zur Linderung akuter oder  chronischer Beschwerden genutzt, sondern auch gezielt zur therapeutischen Unterstützung von innerlich  angewendeten Arzneimitteln oder den künstlerischen Therapien eingesetzt. Sie geben immer wieder  entscheidende Impulse oder sind gar der maßgebliche Heilfaktor einer Behandlung. Verwendet werden Substanzen wie Quarz, Schwefel, Kupfer oder Gold. Sie kommen in Wasser, Öl oder in einer Salbengrundlage  verarbeitet zur Anwendung. Auch Auszüge aus Kamille, Arnika, Rosmarin, Schafgarbe und vielen anderen Heilpflanzen oder intensiv durchwärmende Substanzen wie Senf, Ingwer oder Meerrettich werden auf die Haut aufgebracht beziehungsweise für (Teil-)Bäder verwendet.

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